Das wild gewordene Geld und seine Zähmung

01.02.2007

Vom Verstehen des Geldprozesses zur Erneuerung des Geisteslebens

Die Gewinne im Geldgeschäft explodieren und das Kapital jagt wie ein wild gewordenes Tier um den Erdball. Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ist das Geld zur Ware und damit zu etwas Abstraktem geworden. Die Folge beschreibt Rudolf Steiner als eine "Auslöschung der konkreten Wechselwirkungen im menschlichen sozialen Verkehr".

Vor dem Hintergrund einer funktionalen Dreigliederung in Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben beleuchtet Stephan Eisenhut das immer bedrohlicher werdende wirtschaftliche Geschehen rund um Hedgefonds, Übernahmen und Fusionen. Aus dieser Betrachtung ergibt sich als Gestaltungsaufgabe ein neues Eigentumsrecht, das die Produktionsmittel in die Verwaltung konkret zusammenarbeitender Individuen stellt.

Die Herrschaft des Geldes

Die Deutsche Bank weist für das Jahr 2005 eine Steigerung ihres Ergebnisses vor Steuern um 58 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro aus.[1]Im November 2006 meldete sie schon für die ersten neun Monaten 2006 ein Ergebnis vor Steuern von 6,3 Milliarden Euro.[2] Einen maßgeblichen Anteil an dem Gewinn der Deutschen Bank hat der Investmentbanker Anshu Jain, der der Hauptverantwortliche für die globalen Märkte, den Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, die Aktivitäten auf dem Geldmarkt und das Devisengeschäft ist. Gerade im Devisenhandel gilt die Deutsche Bank als führend. Über Jain findet sich in der Süddeutschen Zeitung folgende Aussage: "Die Zeitschrift Economist nannte ihn einmal einen "Anleihen-Junkie", der das Geldhaus zu einem gigantischen Hedge-Fonds umgekrempelt habe. Doch die Geschäfte, die Jain pflegt, sind so schwer zu durchschauen, dass seine Position kaum angreifbar ist, solange er nur Erfolg hat."[3]

Die Geldprozesse sind schwer zu durchschauen. Den meisten Menschen genügt es, wenn sie Geld haben. Aber die nicht durchschauten Geldprozesse bestimmen immer mehr unser Leben. Sie verdienen daher unsere Aufmerksamkeit.

Der Amerikaner Brooks Adams beschrieb schon vor etwa 100 Jahren in seinem Werk "Das Gesetz der Zivilisation und des Verfalls", dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Herrschaft der Kaufleute im wirtschaftlichen Leben durch die Herrschaft der Bankiers abgelöst wurde.[4] Rudolf Steiner knüpft an diese Analyse an, wenn er eindrücklich die Problematik bespricht, die aus dem abstrakten Handeln mit Geld für den sozialen Organismus hervorgerufen wird.[5] Und er entwickelt den Gedanken weiter, indem er zeigt, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Herrschaft des individuellen Bankiers "... allmählich über (ging) in die Herrschaft der Aktien, der Geldnoten als solcher. Und wir sind ja allmählich hineingesegelt in die Zeit, in der der einzelne Geldbesitzer nicht mehr das Wesentliche ist, sondern das abstrakte, zusammengehäufte Kapital."[6]

Damals gab es noch nicht die moderne Informationstechnologie, die es möglich macht, riesige Kapitalsummen in Sekundenschnelle um den Erdball zu verschieben. Die Kapitalbewegungen in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren gegenüber den heutigen verschwindend gering. Dennoch kommt Rudolf Steiner schon damals zu dem Urteil: "Damit aber ist die menschliche Entwickelung angelangt an einem Extrem, an einem Äußersten. Denn sobald das Geld als solches herrscht, sobald das Geld der eigentlich treibende Motor ist, ist die Zeit erfüllt, in der abgelöst werden muss, ich möchte sagen, die bloße bare Ziffer im Gelde durch Realitäten." [7] Diese Ablösung erfordert ein geistiges Verständnis des Geldes. Unverstanden wirkt der Geist nur als Kraft der Abstraktion im Geld. Wird diese Kraft jedoch geistig vom Menschen ergriffen und immer wieder auf die menschlichen Realitäten zurückgeführt, dann dient das Geld dem Menschen. Geschieht dies nicht, dann entfesselt es einen anderen, zerstörerisch wirkenden Geist, der die menschliche Realität auflösen will. Vor diesem Geist stehen wir heute. Den Geldkapitalismus, wie er sich im 19. Jahrhundert herausgebildet hat, sieht Rudolf Steiner als die eigentlich zerstörerische Kraft im sozialen Leben an. Der Grund liegt in der Eigenschaft des Geldes, alles gleich zu machen. Die Herstellung eines Kunstwerkes erfordert etwas völlig anderes als die Herstellung eines Paar Stiefel. Bei Ersterem steht die geistige Leistung im Vordergrund, bei Letzterem die materielle Leistung. Dennoch kann ich beides für die gleiche Summe Geld verkaufen. "Das Geld", so Rudolf Steiner, "... nimmt dadurch gegenüber dem wirklichen Lebensprozess einen gewissen abstrakten Charakter an."[8] Durch diesen können Grund und Boden, Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, die ihrer Natur nach im volkswirtschaftlichen Prozess in ganz verschiedener Weise drinnen stehen, in gleicher Weise behandelt werden. Das führt dazu, dass Menschen auftreten, denen es nur darauf ankommt, Geld zu erwerben und zu vermehren, denen es gleichgültig ist, ob dieses Geld Grund und Boden und Produktionsmittel repräsentiert oder den Lebensbedarf von Menschen. Dies führt dazu, dass die konkreten Interessen, die man an den einzelnen Produkten und Produktionszweigen hat, ersetzt werden durch das abstrakte Interesse an dem alle diese Differenzierungen auslöschenden Geldkapital. Unter dem Einfluss der Welt-Bankierwirtschaft sei es daher zu der "Auslöschung der konkreten Wechselwirkungen im menschlichen sozialen Verkehr"[9] gekommen.

Damit ist das Zentralproblem des modernen sozialen Lebens formuliert: die Auslöschung der konkreten Wechselwirkungen zwischen den Menschen. Nicht mehr aus der Wahrnehmung individueller Lebenssituationen und Bedürfnisse werden Entscheidungen darüber getroffen, wie sowohl Grund und Boden als auch die Produktionsmittel eingesetzt werden sollen, sondern aus abstrakten Renditegesichtspunkten. Konkrete menschliche Beziehungen werden durch abstrakte, jedoch mit ungeheurer Kraft wirkende Geldsprozesse ersetzt, die die Menschen in einen fremdbestimmten Bann ziehen.

Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben als funktionale Bestimmungen

Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, sich dieser Fremdbestimmung des modernen Wirtschaftslebens zu entziehen? Folgt man Rudolf Steiner, dann liegt das Problem nicht wirklich im Wirtschaftsleben, sondern vor allem in der Art und Weise, wie das Geistesleben sich zu diesem Wirtschaftsleben stellt. Das gegenwärtige Geistesleben ist selbst so abstrakt geworden, wie die oben charakterisierten Geldprozesse. Ein solches Geistesleben ist weder in der Lage, sich gegen die wie naturhaft wirkenden Prozesse der Geldabstraktion zu behaupten, noch kann es wirklich das über Majoritätsbeschlüsse wirkende Rechtsleben anregen und es z.B. durch Rechtserkenntnis befruchten. Eine Kernfrage des sozialen Zusammenlebens ist daher, wie es überhaupt zu einem Geistesleben kommen kann, das in sich die Kraft dieser notwendigen Selbstbehauptung findet. Ein Blick auf die funktionalen Bestimmungen der Begriffe Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben kann dieses verdeutlichen. Unter Geistesleben wird bei Rudolf Steiner der Bereich des sozialen Lebens verstanden, der durch das menschliche Individuum hervorgebracht wird. Das heißt: Überall, wo im sozialen Leben etwas durch individuelle Tätigkeit entsteht, wirkt das Geistesleben.[10] Die Leitung eines Unternehmens ist ebenso eine Ausdrucksform des Geisteslebens wie die Verfassung eines geistvollen Buches. In gleicher Weise ist das Backen von Brötchen, eine Ausdrucksform des Geisteslebens, insofern man die individuelle Tätigkeit des Menschen dabei im Blick hat. Wird hingegen lediglich auf das Ergebnis der Tätigkeit - auf die für den Austausch erstellte Ware - geschaut, so hat man es mit dem Wirtschaftsleben zu tun. Seine Funktion ist, die Warenprozesse und deren Bedingungen zu erfassen und zu gestalten. Im Gegensatz dazu ist es die Funktion des Geisteslebens den Blick auf den individuellen Menschen und seine Lebenssituationen zu lenken. Geistesleben gründet sich somit nicht auf ein solipsistisches Individuum, sondern vor allem auf das gegenseitige Wahrnehmen der individuellen Tätigkeit. Das Rechtsleben hat es mit dem Menschen im Allgemeinen zu tun, insoweit dieser Rechtsnormen braucht. Aus dem Rechtsleben besonderer Menschengruppen bilden sich die einzelnen Rechtstaaten. Der Rechtstaat hat die Aufgabe, die Rechtsnormen nach innen und außen zu schützen. Das Rechtsleben hat die Funktion, den Blick auf das zu richten, was sich zwischen den Menschen auslebt und in der Rechtsgemeinschaft als störend oder gar gefährdend erlebt wird. Hier muss es normativ-ordnend eingreifen. Die Funktionen leiten sich somit entweder vom Individuum oder von der Gruppe oder den (weltweit wirkenden) Warenprozessen her. Aus dieser funktionalen Dreigliederung kann eine institutionelle Dreigliederung abgeleitet werden. Ohne den Hintergrund der funktionellen Dreigliederung wird diese aber zur Banalität. Denn entscheidend dafür, ob sich die drei Glieder des sozialen Organismus gesund ausdifferenzieren, sind nicht die Institutionen, sondern ob genügend Menschen bewusst mit den Kräfte umgehen können, die im sozialen Leben erzeugt werden durch die Seelenhaltungen, die die Menschen aus den jeweiligen Gesichtspunkten der drei Gebiete heraus einnehmen müssen. Heute machen sich vorwiegend die Seelenhaltungen geltend, die entweder vom Wirtschaftsleben oder vom Rechtsleben her bestimmt sind. Das heißt, entweder soll alles dem kalkulatorischen, auf die Warenprozesse bezogenen Denken unterworfen werden, oder, weil dieses für die individuellen Verhältnisse auf Dauer als bedrohlich empfunden wird, es soll der Rechtstaat mitseiner Ordnungsmacht aktiv einschreiten. Das heißt aber, den Teufel mit Beelzebub austreiben, denn der Rechtsstaat kann aus seinem eigenen Wesen heraus ebenfalls nicht den individuellen Verhältnissen gerecht werden. Diese Seelenhaltung kann nur innerhalb des Geisteslebens entwickelt werden. Die fremdbestimmende Wirkung des Wirtschaftslebens kann nur gebannt werden, wenn es durch ein Geisteslebens ergänzt wird, welches in der Lage ist, die Individualität des anderen Menschen zu erkennen. Der Mangel an dieser Wahrnehmungsfähigkeit zeigt sich gegenwärtig am deutlichsten an den Kapitalprozessen. Wodurch entsteht denn Kapital? Einzig dadurch, dass der individuelle Geist erfinderisch und organisierend in die wirtschaftliche Produktion und Organisation eingreift und dadurch den Menschen Arbeit erspart. Kapital ist der Überschuss, der entsteht, wenn individueller Geist produktiv wirksam ist. Es entsteht ursächlich aus dem Geistesleben und nicht im Wirtschaftsleben. Indem Kapital zur Ware wird, gelangt es in die Gewalt des Wirtschaftslebens. Was dieses bedeutet, soll an einem konkreten Beispiel aufgezeigt werden.

Kapital und Produktionsmittel in der Gewalt des Wirtschaftslebens

Man hat sich daran gewöhnt, den Übergang der Verfügungsgewalt über Produktionsmittel und Geldkapital auf einen anderen Menschen durch Kaufakte zu organisieren. Unternehmen werden gehandelt wie Waren, und Geldkapital wird zur Verfügung gestellt, wenn möglichst hohe Rendite gezahlt werden können. Unternehmen beschaffen sich Kapital, in dem sie die Eigentumsrechte aufteilen und diese als Aktien an der Börse verkaufen. Aber auch nicht börsennotierte Unternehmen können gekauft und verkauft werden. Seit etwas mehr als 20 Jahren haben sich bestimmte Fonds auf eine Mehrheitsbeteiligung an oder den kompletten Aufkauf von solchen Unternehmen spezialisiert: Diese sogenannten Private-Equity-Fonds sind in jüngster Zeit besonders in Verruf geraten - obwohl sie ihrem Anspruch nach schlecht geführte, marode Firmen durch ihre aktive Beteiligung wieder auf Vordermann bringen. Die sanierten Unternehmen werden in der Regel nach etwa fünf bis sieben Jahren mit Gewinn weiterverkauft. Das Kapital sammelten diese Fonds in der Vergangenheit zunächst bei sehr reichen Anlegern, die auch neue eventuell unsichere Anlageformen nicht scheuten, dann immer mehr auch bei institutionellen Anlegern, wie z.B. Pensionsfonds, Versicherungen und Banken, aber auch staatliche Einrichtungen. In der Anfangsphase konnten viele Private-Equity-Fonds tatsächlich im Sinne dieses Anspruchs Firmensanierungen durchführen. Sie bekamen in der Regel auch nur Zugang zu Firmen, die ziemlich heruntergewirtschaftet waren. Mit zunehmendem Erfolg wurden diese Fonds auch als Partner für die Banken interessant. Wenn Kapital wie eine Ware behandelt wird, dann muss es naturgemäß nach dem Ort streben, wo es für seinen Einsatz den höchsten Preis, d.h. die höchste Rendite erzielen kann. Insofern war es eine natürliche Folge, dass in dem Maße, wie die Private-Equity-Fonds erfolgreich waren, ihnen immer weiteres Kapital zustrebte.[11] Doch je mehr Kapital vorhanden ist, desto schwieriger wird es, dieses noch ertragreich anzulegen. Gleichzeitig sind die Fonds unter starkem Druck, denn wenn ihre Renditen fallen, ziehen die Anleger ihr Kapital ab.

Viele Fonds entwickelten daher immer brachialere Methoden, um die Renditen zu halten. Die einfachste Möglichkeit hierfür ist, den Eigenkapitalanteil bei den Übernahmen zu senken. Die Statistiken zeigen, dass der Eigenkapitalanteil der Fonds bei Übernahmen seit 2001 permanent fällt. Für die übernommenen Firmen bedeutet dieses, dass sie wesentlich höhere Schulden bedienen müssen. Dann richtete sich der Blick auch immer mehr auf gut geführte Unternehmen, die eigentlich gar keine Sanierung nötig haben. Diese werden von den Fonds regelrecht ausgeschlachtet. Ein Beispiel ist die Henkel-Tochter Cognis, die aus strategischen Gründen von Henkel im Jahre 2001 verkauft wurde. Cognis hatte vor der Übernahme durch Goldmann-Sachs und Permira eine Eigenkapitalquote von über 30%; nach der Übernahme zum Kaufpreis von 2,5 Milliarden Euro war diese auf 4,1% gefallen. Dafür durfte Cognis zusätzliche Kredite in Höhe von 900 Millionen Euro bedienen, was durch die hohe Zinslast in 2002 zu einem Jahresverlust von 25 Millionen Euro führte. Im Vorjahr gab es noch einen Gewinn von 109 Millionen Euro. Zusätzlich durfte Cognis jährlich nun auch noch "Beratungsgebühren" in Millionenhöhe an Goldman-Sachs und Permira abführen. Denn die Investoren beschafften weiteres Kapital an der Börse für das durch sie hoch verschuldete Unternehmen, von dem sie allerdings einen großen Teil selbst als Sonderdividende einstrichen. Obwohl das tägliche Geschäft von Cognis weiterhin gut lief, konnte es durch seine hohen Schulden keine Gewinne mehr einfahren. Der Versuch der Investoren, das Unternehmen im Februar 2006 abzustoßen, scheiterte. Nun wird die Firma "restrukturiert", d.h. die weniger ertragsreichen Teile werden ausgelagert und Arbeitsplätze werden abgebaut.[12] Das Ergebnis dieses Investment ist die Zerstörung von Wirtschaftspotential und nicht dessen Aufbau. Anspruch und Wirklichkeit der Private-Equity-Fonds fallen heute weit auseinander. Am Beispiel der Private-Equity-Branche zeigt sich deutlich, was passiert, wenn Leihgeld und Produktionsmittel wie eine Ware behandelt werden. Die ursprüngliche Geschäftsidee, heruntergewirtschaftete Unternehmen zu sanieren, wird ins völlige Gegenteil verwandelt, wenn zu viel Geldkapital vorhanden ist. Zum Schluss werden gut geführte Unternehmen Opfer von Anlagestrategien und ächzen unter ihren Schulden. Es ist ein Hauptproblem der modernen arbeitsteiligen Wirtschaft, dass zu viel Kapital entsteht und sich eine sinnvolle Verwertung scheinbar nicht findet. Der Gesichtspunkt des Wirtschaftslebens, der nur Warenprozesse erfasst, lässt eine wirklich sinnvolle Verwendung nicht zu. Die Dynamik muss somit notwendig in ihr Gegenteil umschlagen.

Auswirkungen auf die Kaufkraft des Geldes

Im Jahre 2006 sind 2,9 Billionen Euro nur für Firmenübernahmen und Fusionen aufgewendet worden. Es sind dies 16 % mehr als im Jahr 2000, in dem die New Economy-Blase platzte und 29% mehr als 2005.[13] An diesem Boom verdienen nicht nur Private-Equity-Fonds, sondern vor allem Investmentbanken, Geschäftsbanken, Investmentfonds und institutionelle Anleger wie z.B. Versicherungen. Eine wirkliche Kaufkraftsteigerung ist aber durch diese Investmenttätigkeiten nicht erzielt worden. Im Gegenteil: Ein immer höherer Anteil in den Preisen, die für echte Waren, also Gebrauchsgüter bezahlt werden, muss von den Unternehmen zur Deckung der Kapitalkosten aufgewendet werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Konsumenten, trotz gestiegener Produktivität, heute kaum mehr Geld in der Tasche haben als 1991.[14] Dient Geld also nicht der Organisation des Leistungsaustausches, sondern dem Handel mit Verfügungsrechten, entsteht ein doppelter Leerlauf im volkswirtschaftlichen Gefüge: Einesteils bilden sich regelrechte Parkplätze für Kaufansprüche bei gleichzeitig stagnierender oder sogar schwindender Kaufkraft, andernteils werden die Preise für diese Verfügungsrechte, für Unternehmen und Betriebe also, immer weiter nach oben getrieben, ohne dass Leistungen erstellt werden. Man könnte vermuten, dass ja derjenige, der die Rechte veräußert, doch wieder mit dem erworbenen Geld Leistungen nachfragt. Im Einzelfall mag das so sein, im Ganzen jedoch zeigt die Entwicklung, dass mehr Geldansprüche geschaffen werden, die in zunehmendem Maße in den Märkten für Rechte investiert werden. Dies zeigt besonders deutlich die gegenwärtige Fusionswelle. Das Verheerende bei dieser Entwicklung ist, dass die Finanzakteure sich desto stärker mit einander verflechten, je höher die Preise für die begehrten Rechte steigen. Will z.B. ein Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung an einem anderen Unternehmen erwerben, so leiht es sich Geld bei einer Geschäftsbank. Diese sichert ihr Kreditrisiko ab, indem sie mit einem Hedgefonds ein Kreditderivat, eine Art Versicherung des Kreditrisikos gegen Zahlung einer Prämie, aushandelt. Die Hedgefonds treiben wiederum spekulativen Handel mit diesen Kreditderivaten.[15] Zugleich hat vielleicht noch eine andere Abteilung der Bank Geld in dem Hedgefonds selbst angelegt. Es kommt auf diesem Wege zu einer fatalen, unüberschaubaren Verflechtung von Finanzbeziehungen, die leicht wie ein Kartenhaus zusammenbrechen kann. Die Finanzaufsichtsbehörden (Notenbanken, Internationaler Währungsfonds, Bank für Inter≠nationalen Zahlungsausgleich) beobachten diese Entwicklung mit Argwohn. Der amerikanische Ökonom Nouriel Roubini, der mit seiner Webseite www.rgemonitor.com gegen sehr hohe Gebühren Zentralbanken, Universitäten, aber auch Finanz- und Wirtschaftsunternehmen mit komplexen Informationen aus Wirtschaft und Politik versorgt, vermutet z.B. einen Zusammenbruch der US-Wirtschaft im Frühjahr diesen Jahres mit unabsehbaren Folgen für die Weltökonomie.[16] Ein solcher Zusam≠menbruch bedeutet nichts anderes, als dass das zur Verfügung stehende Produktionspotential nicht mehr richtig ausgenutzt werden kann und somit das Geld an Kaufkraft verliert. Geld als Mittel des wirtschaftlichen Leistungsaustauschs kann seine Funktion nicht mehr richtig ausüben.

Kapital und Produktionsmittel in der Verwaltung des Geisteslebens

Eine auf Handelbarkeit von Eigentumsrechten begründete Ökonomie ist in hohem Maße instabil und ineffizient. Da als Alternative nur gesehen wird, die Eigentumsrechte an Produktionsmitteln und infolgedessen auch des Kapitals in die Hände des Staates zu geben, stellt sich die freie Marktwirtschaft gerne als beste aller möglichen Ökonomien dar.

In einem Zeit-Interview beschreibt Rakesh Khurana, Professor für Unternehmenspsychologie an der Harvard Business School in Boston, dass es immer mehr zum Problem werden wird, wenn die Unternehmen durch die Globalisierung ihre Beziehung zu den Nationalstaaten verlieren, in denen sie ihren Ursprung genommen haben. "Unternehmen", so seine Begründung, "sind nun einmal Produkte der Gesellschaft. Erst kommt die Gesellschaft, dann kommen die Unternehmen. Und die sollten eigentlich das Leben derer verbessern, die mit ihnen zu tun haben. Sie müssen also im Interesse der Gesellschaft sein. Sonst verlieren sie das Vertrauen und irgendwann auch einmal die Legitimität."[17] Und er fordert für die Ausbildung von Managern: "Zur Ausbildung sollte vor allem das Ziel gehören, der gesamten Gesellschaft zu Diensten zu sein. Der ökonomische Imperativ muss natürlich erfüllt sein, sich aber der Gemeinschaft unterordnen."[18] Die Forderung Khuranas zielt eigentlich auf das richtige Verhältnis, in das Geistesleben und Wirtschaftsleben zueinander kommen müssen. Und er erkennt, dass das Eigentum an Produktionsmitteln in den Dienst der Gesellschaft und nicht in den der egoistischen Einzelinteressen gestellt werden muss. Doch sieht er nicht, dass dieses eine grundlegende Änderung beim Eigentumsrecht an Produktionsmitteln erfordert. Andernfalls bleibt es bei einer moralischen Verpflichtung auf das gesellschaftliche Wohl, die die zukünftigen Führungskräfte sich in der Ausbildung aneignen sollen. Solche Werte gehen aber im ökonomischen Alltag unter den heutigen Bedingungen schnell unter. Auch ist nicht entscheidend, dass die Beziehung der Unternehmen zu den Nationalstaaten verloren geht, sondern dass sie ihre Beziehung zu dem Geistesleben verlieren, aus dem sie aufgebaut wurden. Denn gerade unsere als Nationalstaaten organisierten Gesellschaften verhindern, dass das Allgemein-Menschliche im Rechtsleben und das Individuelle im Geistesleben sich richtig auswirken kann. Wenn sich der Staat nicht vom Nationalen reinigt und das Nationale auf seine kulturschaffende Kraft im Geistesleben beschränkt, werden die Staaten oder Wirtschaftsräume selbst vom ökonomische Imperativ erfasst und gegeneinander um Gewinn und Wohlstand konkurrieren. Die Ausgestaltung eines neuen Eigentumsrechtes ist eine nicht einfach zu lösende Gestaltungsaufgabe.[19] Die größten Einwände werden aus den Geisteshaltungen kommen, die in der Ausgestaltung des bisherigen Eigentumsrechtes ein wirksames Kontrollinstrument der Unternehmen erkennen: Löst man den Gegensatz zwischen Eigentümern eines Unternehmens und der Belegschaft auf, dann ist die Folge Interessenkungelei und Korruption.[20] Außerdem verlieren die Betriebe ohne den Druck der Kapitalmärkte ihre Dynamik. - Diese Forderung nach der Stärkung der marktwirtschaftlichen Elemente resultiert vor allem auch aus dem Erleben, dass überall da, wo vermeintlich aus gemeinschaftlichem Interesse Produktionsmittel verwaltet werden, sehr bald verkrustete Strukturen entstehen. Diese sollen durch die Macht der anonymen Kapitalinteressen wieder aufgebrochen werden.

In der Tat müsste ein neues Eigentumsrecht diese Folgen haben, wenn dadurch die Gruppe über die Individualität gestellt würde. Das aber würde dem hier verfolgten Ansatz vollkommen widersprechen. Denn das Entscheidende ist, dass die Verfügungsgewalt immer in der Hand des einzelnen konkreten Menschen bleibt. In größeren Unternehmen geht das nur, wenn die Sachbereiche, über die ein Einzelner verfügen soll, sehr genau definiert sind. Das Problem ist, dass ein wirkliches Verständnis der menschlichen Individualität erst ausgebildet werden muss. Ist dieses nicht vorhanden, bestimmt entweder die Gruppe oder der anonyme Marktprozess. Je nach dem, auf welchen Standpunkt man sich stellt, wird man dann Argumente für oder gegen das eine oder andere finden. Das Entscheidende aber, also das, was nur aus der Individualität hervorgehen kann, wird übersehen. Eine andere zentrale Gestaltungsfrage ist, wie das Leihgeld aus den Gesichtspunkten des Geisteslebens und nicht denen des Wirtschaftslebens eingesetzt werden kann? Der Warengesichtspunkt des Wirtschaftslebens macht die Sache nämlich ungeheuer bequem: Derjenige bekommt Leihgeld, der verspricht die höchste Rendite zu erwirtschaften. Ein Hingucken, was im Wirtschaftsleben eigentlich im Gesamten geschieht, ob es z.B. gesamtwirtschaftlich sinnvoll ist, bestimmte Produktionskapazitäten aus- oder aufzubauen, ist nicht erforderlich. In der Tat fehlen hier auch die entsprechenden gesellschaftlichen Wahrnehmungsorgane. Eine Wahrnehmung des wirtschaftlichen Prozesses erfordert, dass sich Produzenten, Händler und Konsumenten in Assoziationen verbinden und dort die konkreten wirtschaftlichen Erfordernisse beraten.

ªDeutschland AG": ein gemischter König

Die Erfahrungen mit dem gegenwärtig vollkommen vermachteten Wirtschaftsleben scheint jedoch eine solche Forderung in das Reich der Illusionen zu verweisen. Andererseits, betrachtet man die Wirtschaftsform, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland etabliert hat, so findet man durchaus Elemente, die zeigen, dass Beratung und Abstimmung zwischen den Wirtschaftsteilnehmern möglich sind und ökonomische Vorteile bringen können.[21] Denn in vielen Punkten zeigte sich die bundesdeutsche Volkswirtschaft dem angelsächsischen Ansatz wirtschaftlich überlegen. Allerdings war dieses auch als "Deutschland AG" bezeichnete Modell ein gemischter König, in dem Elemente des Wirtschaftslebens, des Rechtslebens und des Geisteslebens nicht deutlich getrennt sind. Die nationalen Interessen lassen sich in einem solchen System zwar relativ gut gegen andere Wirtschaftsinteressen verteidigen, weil insbesondere auch die politischen Machtinstrumente mit einbezogen werden können. Damit baut dieses System jedoch auf nationale Gruppeninteressen, die notwendig in Konfrontation mit anderen nationalen Gruppeninteressen geraten müssen. Bezeichnend hierfür ist die Äußerung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, der es als Fehler ansieht, dass die Deutschland AG einfach so aufgegeben wurde. "Die wechselseitigen Kapitalverflechtungen von Konzernen, Banken und Versicherungen", so fasst das "Manager Magazin" seine Äußerung zusammen, "hätten doch auch ihr Gutes gehabt. Immerhin boten sie Schutz vor feindlichen Übernahmen. Und vielleicht wäre die deutsche Wirtschaft ja in ihrer alten Formation als Machtblock im Ausland durchsetzungsfähiger gewesen."[22] Der schnelle Auflösungsprozess der Deutschland AG in den letzten Jahren zeigt, dass die anglo-amerikanischen Gruppeninteressen im Gewand eines international organisierten Kapitalismus sich als stärker erwiesen haben. Der Schutz vor feindlichen Übernahmen, den sich deutsche Politiker wünschen, wäre für Deutschland nur durch ein modernes, gegliedertes Eigentumsrecht zu erreichen, welches den Handel mit Unternehmen generell ausschließt. Die deutsche Volkswirtschaft ist eine der produktivsten Wirtschaften der Welt. Der wertmäßige Warenexport übertrifft Jahr für Jahr selbst den solcher riesigen Wirtschaftsgebiete, wie der USA, China und Japan. Es ist dies der Ausdruck dafür, dass sich hier kapitalintensive Produktionsstätten konzentrieren und eine große Wertschöpfung stattfindet. Es ist dieses allerdings nicht ein Ausdruck dafür, dass die Eigentumsrechte an diesen Produktionsmitteln in der Hand von Deutschen sind und dass über die Gewinnverwendung überwiegend von Deutschen verfügt wird. Als die "deutsche" Daimler-Benz AG den amerikanischen Autohersteller Chrysler übernommen hat, führte dieses zu Irritationen in den USA. Ebenso führt es in Deutschland zu Irritationen, wenn große deutsche Firmen von ausländischen Unternehmen übernommen werden. Darin drückt sich die berechtigte Empfindung aus, dass die Produktionsmittel etwas mit dem Geistesleben zu tun haben, denn das Geistesleben ist über die Individualität in dem nationalen Sprach- und Kulturraum verankert.[23] In seiner Schrift "Die Kernpunkten der sozialen Frage" machte Rudolf Steiner deutlich, dass eine größere Ausbreitungsfähigkeit und geistige Fruchtbarkeit einer Volkskultur gegenüber einer andern erst dann zu einem Problem wird, wenn sie durch staatliche Machtmittel gefördert oder mittels wirtschaftlicher Gewalt durchgesetzt wird.[24] Die Welt liebte Deutschland, als es - zur Goethezeit - zwar ein wirtschaftlicher und politischer Zwerg, jedoch ein kultureller Riese war. In dem Maße, wie Deutschland zu einem wirtschaftlichen Riesen heranwuchs und machtpolitisch agierte, wurde es vor allem für die westliche Welt zu einem Problem, welches nur durch geeignete Gegenmaßnahmen neutralisiert werden konnte. Dazu gehört die Einbettung Deutschlands in ein europäisches Wirtschaftssystem und die Internationalisierung ursprünglich deutscher Firmen. Bei Letzterem ist es dabei gleichgültig, ob ausländische Firmen deutsche Unternehmen erwerben oder deutsche Unternehmen ausländische. Das Ergebnis ist immer eine Ablösung derselben von ihrer nationalen Herkunft.

Der Wagenlenker

Der Ansatz Rudolf Steiners baut auf einer lebendigen Wechselbeziehung zwischen Wirtschaftsleben und Geistesleben unter Ausschluss des politischen Staates. Letzterer hat lediglich die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen. Er darf aber nicht selbst als aktiv Handelnder auftreten, da er seinem Wesen nach nur Gruppeninteressen vertreten kann. Der Übergang der Verfügungsrechte über Produktionsmittel und die Verwaltung der Überschüsse sind nach Ansicht Steiners geistige Fragen. Diese Fragen können für die Gesellschaft fruchtbar nur angegangen werden, wenn aus individueller Wahrnehmung heraus entschieden wird, in wessen Hände die Leitung eines Wirtschaftsunternehmens gelegt werden soll und wie entstehende Überschüsse verwendet werden sollen. Im Gegensatz zu der gegenwärtigen Entwicklung würde auf diesem Weg der Einfluss der Volkskultur vor allem auf die Kapitalverwendung erheblich zunehmen. Der Aufkauf von Unternehmen stellt eigentlich immer ein wirtschaftliches Gewaltmittel dar.[25] Wenn dieses nicht mehr möglich ist, so fehlt in dem Rechtsgebiet, das diese Möglichkeit ausschließt, diese Art Anlagemöglichkeit. Kapital kann dort nur in die Erweiterung des Produktionspotentials investiert werden. Die Erweiterung des Produktionspotentials hat ihre Grenze in den Bedürfnissen der Menschen. Theoretisch kann eine industrielle Produktion so groß aufgebaut werden, dass der Bedarf der ganzen Menschheit damit gedeckt werden kann. In bestimmten Bereichen könnte dieses vielleicht sinnvoll sein. Es kann aber nicht angehen, dass aus dem Gebiet, in dem eine bestimmte Volkskultur sehr stark ist, ein immer größerer Anteil des Weltbedarfs gedeckt wird und dadurch einseitig immer größere Überschüsse in diesem Gebiet erzielt werden. Deshalb ist es notwendig, dass nur ein Teil des Kapitals in den Auf- und Umbau des Produktionspotentials gesteckt wird. Der Rest muss als Schenkungsgeld innerhalb der Volkskultur für rein geistige Tätigkeiten aufgebraucht werden. Allein das ist das beste Gewährsmittel für die friedliche Koexistenz von Volkskulturen. Das Wirtschaftsleben, welches sich unter einer starken Volkskultur entfaltet, würde auf diesem Wege intensiv und nicht, wie heute karzinomhaft-extensiv.[26]

Ein Problem ist, dass die Fähigkeit des Geisteslebens, die materielle Arbeit zurückzudrängen, geistig gesehen aus einer anderen Quelle stammt als die Fähigkeit, die vorhanden sein muss, den entstanden Freiraum sinnvoll zu nutzen. Das rationale, kalkulatorische Denken, welches das moderne Wirtschaftsleben fordert, ist ebenfalls das Ergebnis einer geistigen Entwicklung und somit Ausdruck des Geisteslebens. Aber diese Entwicklung, die sich in dem ganzen modernen naturwissenschaftlichen Denken zeigt, ist an einem inneren Endpunkt angekommen. Der Zustand, dass Kapital wie ein wild gewordenes Tier um den Erdball jagt und die Wagenlenker hinter sich herschleift, statt durch sie gebändigt zu werden, ist das äußere Bild dieser Entwicklung. Dieses wildgewordene Tier kann nicht einfach dadurch gebändigt werden, dass man versucht ein abstraktes System zu etablieren. Die Bändigung setzt voraus, dass eine ganz neue Ichkraft entwickelt wird. Diese Ichkraft hängt mit der Fähigkeit zusammen, das wahrhaft Individuelle im anderen Menschen wahrzunehmen.[27] Je stärker diese Fähigkeit sich entwickelt, desto zukunftsfähiger wird das Geistesleben werden, das daraus entsteht. Denn alles wirklich Neue kann in Zukunft seinen Weg nur über die Individualität in die Gemeinschaft finden. Ein solches Geistesleben wird auch die Voraussetzung dafür sein, dass in der Rechtsgemeinschaft sich eine Mehrheit für ein neues, gegliedertes Eigentumsrecht finden kann.

Ohne eine Änderung des Eigentumsrechts, wird eine Zähmung des Geldes nicht möglich sein. Ohne eine Erneuerung des Geisteslebens wird aber auch kein neues Eigentumsrecht möglich sein. Grundlegende Änderungen im Rechtsleben erfordern ein Vertrauen erweckendes Geistesleben. Mit der Erneuerung des Geisteslebens kann allerdings jeder an jedem Ort beginnen. Innerhalb von Wirtschaftsunternehmungen ist dieses ebenso möglich wie in Einrichtungen, die institutionell dem Geistesleben zuzurechnen sind. Gerade Wirtschaftsunternehmen, in denen ein anderes Geistesleben gepflegt wird, können zeigen, dass die Gesichtspunkte des Geisteslebens an keiner Stelle hinter die Gesichtspunkte des Wirtschaftslebens zurücktreten müssen. Dieses erfordert allerdings immer eine Kraftanstrengung, denn die vom Menschen abgelösten, wirtschaftlichen Gesichtspunkte drängen sich wie naturhafte Prozesse auf. Die Gesichtspunkte des Geisteslebens müssen hingegen immer in innerer Aktivität lebendig gemacht werden.

Anmerkungen:

[1] www.db.com/presse
[2] Ebenda.
[3] www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel /695/72623.
[4] Vgl. Brooks Adams: Das Gesetz der Zivilisation und des Verfalls, Wien / Leipzig 1907, S.
386.
[5] Rudolf Steiner: Soziale Ideen - Soziale Wirklichkeit - Soziale Praxis, Dornach 1999
(GA337a), S. 145 f.
[6] Rudolf Steiner: Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis, Dornach
1989 (GA 191), S. 177 f.
[7] A.a.O.
[8] A.a.O., GA337a, S. 145 f.
[9] A.a.O.
[10] Das freie Geistesleben, das es vornehmlich mit der Fähigkeitenausbildung zu tun hat, ist nur ein besonderer Bereich des Geisteslebens. Als "halbfreies Geistesleben" bezeichnet Rudolf Steiner den Bereich, in dem sich der individuelle Geist auf die Ausführung von wirtschaftlichen Tätigkeiten richtet, vgl. Rudolf Steiner: Nationalökonomischen Kurs, Dornach 2002 (GA 340), S.93.
[11] 2006 wurden von diesen Beteiligungsfonds weltweit 308 Milliarden Euro eingeworben. Das sind 90 Mrd. mehr als im Vorjahr, in dem ebenfalls ein Rekordwert erreicht wurde. Vgl. "Beteiligungsfonds im Geldrausch", FAZ, 5. Januar 2006, S. 19.
[12] Das Beispiel findet sich in Der Spiegel, Nr. 51/ 18.12.2006., S. 74, Chronik einer Plünderung.
[12] Vgl.: Spiegel Online, 21. Dezember 2006, 10:15; URL:
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,455846,00.html.
[13] Vgl. Die Zeit, Nr. 49, 30. November 2006, "Wo bleibt die Kaufkraft - Stagnation seit 15 Jahren".
[14] Der Handel mit Kreditderivaten am Derivatenmarkt stieg von fünf Prozent im Jahr 2002 auf mehr als 20 Prozent, vgl.: Das 20-Billionen-Dollar-Risiko, in: Die Zeit, 31.08.2006, www.zeit.de/2006/36/Hedge-Fonds?page=all
[15] Vgl. Der Tagesspiegel, 8. Dezember 2006, S.3.
[16] vgl. Die Zeit Nr. 51, 14. Dezember 2006, S. 27: Eine neue Art von Druck. Heute dienen Topmanager nicht mehr dem Unternehmen, sondern den Investoren, sagt Rakesh Khurana von der Havard Business School.
[17] Ebenda.
[18] Zum gegliederten Eigentumsrecht finden sich wesentliche Gesichtspunkte in dem Aufsatz von Heidjer Reetz in diesem Heft (Online-Fassung hier.
[19] Aktuell wird in diesem Zusammenhang das "System VW" diskutiert, in dem durch die Kungeleien von Management und Belegschaftsvertretern gravierende Korruptionstatbestände aufgetreten sind. Vgl. auch den Leitartikel in der FAZ vom 17.01.2007.
[20] Es entstand damals ein Netzwerk aus einheimischen Kapitalgebern, Banken und Industriekonzernen.
[21] Siehe Manager-Magazin, Heft 12/2006, S. 162.
[22] Wird das Nationale nicht an die Individualität, sondern an der Gruppe angebunden, dann führt dieses in seiner radikalsten Ausprägung zum Nationalsozialismus. Dort wurde das "Leben der Volkskultur" auf engste mit dem Staat und der "deutschen Wirtschaft" verbunden. Der Nationalsozialismus stellt insofern das genaue Gegenteil zu der hier vertretenen Idee der sozialen Dreigliederung dar. Der Begriff "Volkskultur" bezieht sich bei Steiner auf ein geistiges Sprachgebiet. Dieser geistige Begriff zielt auf eine für alle Menschen offene Gesellschaft. Demgegenüber mündet der blutsmäßige Volksbegriff der Nationalsozialisten in eine geschlossene Rassengesellschaft.
[23] Diesen Aspekt betont Rudolf Steiner in Die Kernpunkte der sozialen Frage, Dornach 1976; GA23, S. 142.
[24] Der Aufkauf von Unternehmen im Ausland stellt in gewisser Weise die Anwendung eines wirtschaftlichen Gewaltmittels gegen eine andere Volkskultur dar.
[25] Im Nationalökonomischen Kurs (GA 340) unterscheidet Rudolf Steiner drei Geldgebiete: Das Kaufgeld-, das Leihgeld- und das Schenkungsgeldgebiet. Und er zeigt, dass in einer globalisierten Wirtschaft das, was bisher die Volkswirtschaften durch übermäßigen Export auszugleichen versuchen, nur noch innerhalb dieser drei Geldgebiet ausgeglichen werden kann. In diesem Zusammenhang wird auch der Gedanke des Alterns des Geldes entwickelt. Gemeint ist allerdings, dass nur das Leihgeld - also das Kapital - altert. Indem Kapital ein Alter bekommt, wird bestimmt, wie lange es wirtschaftlich produktiv eingesetzt werden darf und ab welchem Zeitpunkt es als Schenkungsgeld in das freie Geistesleben überführt werden muss. Ich verstehe den Gedanken Steiners so, dass er ein Instrument schaffen will, mit dem die Kapitalprozesse, die durch abertausend individuelle Entscheidungen getroffen werden,
gesamtwirtschaftlich überschaubar und beurteilbar gemacht werden sollen. Es könnte Instanzen geben, die die Lebensdauer des Kapitals zu bestimmten Zeitpunkten neu festlegen, je nach dem ob zu viel oder zu wenig geschenkt wird. Die Schenkungen selbst würden ganz an individuelle Entscheidungen gebunden bleiben.
[26] Vgl. hierzu den Artikel von Thomas Brunner in diesem Heft (Die Drei, 2/2007). Zentrale Gesichtspunkte zur Wahrnehmung der Ichkraft finden sich auch in der Serie in diesem Heft über die zwölf Weltanschauungen von Ralf und Corinna Gleide.


Erschienen in Die Drei, 2/2007


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