GLS Bank

1974 – heute

In der Gründungsphase der GLS Bank spielte die Frage, wie bestimmte Aussagen Rudolf Steiners zum Wirtschaftsleben praktisch umgesetzt werden können, eine wichtige Rolle. Das gilt für die Betonung, dass nicht das Geld arbeitet, sondern die Menschen den Zins erarbeiten müssen. Und auch das damals neue Instrument der Bürgschaftsgemeinschaften kann als Versuch gewertet werden, stärker auf den Personalkredit zu setzen.

Staatliche Regulierungen und die Rettung anderer alternativer Banken zwangen die GLS Bank jedoch zum Wachstum. Ihr Personal besteht inzwischen immer mehr aus Flüchtlingen aus anderen Geschäftsbanken, die ihrem Gewissen folgen wollen, sich aber weder mit der sozialen Dreigliederung auseinandergesetzt haben, noch die unternehmerischen Fähigkeiten mitbringen, diese umzusetzen. Dadurch droht ihr Handeln immer „bankähnlicher“, im Sinne von anonymer zu werden. Zu den Ausnahmen zähle ich ausdrücklich das Wirken von Falk Zientz, der dort nach wie sowohl als Dreigliederer als auch als Unternehmerpersönlichkeit unterwegs ist.

Das Hauptproblem scheint mir aber im Gründungsimpuls selbst zu liegen. Rudolf Steiner hat versucht, die Anonymität, die Abstraktionstendenz des Geldes dadurch zu überwinden, dass niemand mehr ausschließlich mit Geld zu tun hat, sondern immer gleichzeitig verantwortlich in der Realwirtschaft tätig sein muss. Deshalb ging es bei der damaligen Initiative „Der kommende Tag“ nicht um die Gründung einer reinen Bank, sondern um eine „bankähnliche“ Einrichtung, im Sinne einer gegenseitigen Finanzierung von Unternehmen.

Sylvain Coiplet

Stand: 29.01.2025