Nachruf auf Eckhard Behrens

01.06.2018

 

Quelle
Zeitschrift „Sozialimpulse“
Jahrgang 29, Heft 2, Juni 2018, S. 38-39
Bibliographische Notiz

Am 7. April 2018 ist Eckhard Behrens, 80jährig, über die Schwelle gegangen. Unermüdlich setzte er sich bis zuletzt für die Freiheit des Bildungs- und Wissenschaftslebens und für eine soziale Geld- und Bodenordnung ein - als Autor von Büchern, Broschüren, Artikeln und Leserbriefen, als Vortragender und Seminarleiter, Sozialforscher und parteipolitisch Engagierter.

[Sozialimpulse, Jahrgang 29, Nummer 2, Juni 2018, Seite 38]

In der Dreigliederungsbewegung wurde er nicht zuletzt als Vorstandsmitglied - gemeinsam mit seinen Kollegen und Freunden Fritz Andres und Jobst von Heynitz - und als Vordenker des Seminars für freiheitliche Ordnung in Bad Boll wahrgenommen. „Das SffO verliert mit ihm den tragenden Mitarbeiter, der über sechs Jahrzehnte mehr als jeder andere seine Arbeit geprägt hat. Zu ersetzen ist er nicht.“ Das schrieb Fritz Andres in einer Mitteilung über das unerwartete Ableben des Kollegen.

Eckhard Behrens war eine ausgesprochen vielseitige Persönlichkeit, mit Verbindungen in verschiedene Richtungen. In Dreigliederungsfragen hatte er pointierte eigene Standpunkte. Sie resultierten aus der sozialwissenschaftlichen Denkrichtung, die Behrens und das SFFO verfolgten, indem sie versuchten, Ideen des Ordoliberalismus der sozialen Marktwirtschaft mit der Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell und der sozialen Dreigliederung von Rudolf Steiner zu verbinden. Das trug ihm manchen Widerspruch von der einen oder anderen Seite ein. Durch die Art, in der er seine Argumente vortrug, und durch seine Sachkompetenz auf zahlreichen Themenfeldern gewann er Respekt und Sympathie auch bei Kritikern seiner Auffassungen .

Eckhard Behrens war auch bei einer Reihe von Veranstaltungen und Gesprächskreisen mit dem Institut für soziale Gegenwartsfragen und bei Treffen der Initiative Netzwerk Dreigliederung ein gern gesehener Gesprächspartner . Bei Telefonaten, die wir in der letzten Zeit führten, spielte nicht zuletzt die Frage nach der Zusammenarbeit innerhalb der Dreigliederungsbewegung eine Rolle, z.B. der Gedanke, dass eines der nächsten Netzwerk-Jahrestreffen in Bad Boll stattfinden könne - was er begrüßte.

Behrens war im politischen Raum ein starker und proaktiver Kämpfer für Freiheit und Vielfalt des Bildungs- und Wissenschaftslebens . Parteipolitisch suchte er vor allem in der FDP, deren Mitglied er war, in dieser Richtung zu wirken. In einem Nachruf der FDP Baden-Württemberg schrieb der Landesvorsitzende Michael Theurer, MdB: „Eckhard Behrens war eine beeindruckende Persönlichkeit, ein wunderbarer Mensch und exzellenter Wissenschaftler, der den Dingen auf den Grund gehen wollte.“ Timm Kern, MdL, würdigt vor allem seinen Einsatz „für Freiheit und Eigenverantwortung unserer Schulen“.

Auf seiner Internetseite www.ebehrens.de notierte Behrens Eckdaten seines Lebenslaufs:

„Geb. 1937 in Ostpreußen, Pensionär, verheiratet seit 1963, 4 Kinder, 7 Enkelkinder.

Volljurist mit umfassendem Studium der Volkswirtschaftslehre in Bonn und Frankfurt am Main, insbesondere bei Prof. Dr. jur. Franz Böhm, einem der geistigen Väter der Sozialen Marktwirtschaft. Schon mein Studium wurde angeregt durch das 1958 mitbegründete Seminar für freiheitliche Ordnung e.V., Bad Boll, http://www.sffo .de, das sozialwissenschaftliche Tagungen veranstaltet und die Schriftenreihe ,Fragen der Freiheit' herausgibt; ehrenamtlich dort seit 1987 im Vorstand.

Beruflich 1967/68 beim Bundeskartellamt, 1968/71 beim Bund der Freien Waldorfschulen, danach in der Verwaltung der Universität Heidelberg, von 1973 bis zur Pensionierung als Dezernent für Studium und Lehre. Gleichzeitig ehrenamtlich 12 Jahre lang Mitglied des Gründungsvorstands der Freien Waldorfschule Mannheim und Gründungsmitglied, zur Bauzeit Vorstandsmitglied und später langjähriges Kuratoriumsmitglied der Freien Hochschule für anthroposophische Pädagogik, Mannheim.

Eintritt in die FDP 1972, wiederholt Kreisvorsitzender in Heidelberg, kurzzeitig im Landesvorstand, Gründungsvorsitzender des Bezirksverbandes Unterer Neckar (heute Kurpfalz) von 1974 bis 1980, zur Zeit Beisitzer im Kreisvorstand Heidelberg, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbands Kurpfalz, Delegierter zum Bezirksparteitag, Landeshauptausschuss, Landesparteitag und Bundesparteitag. Seit 1979 Vorsitzender des Landesfachausschusses für Bildung und Wissenschaft und stellvertretender Vorsitzender des Bundesfachausschusses mit dem ordnungspolitischen Ziel, Autonomie und Wettbewerb auch im Schul-und Hochschulwesen durchzusetzen.“

Oft lieferte Behrens lösungsorientierte Vorschläge zu aktuellen sozialen Problemen - auch auf europäischer Ebene. So verfocht er den Gedanken der Schaffung einer nationalen Parallelwährung zur Lösung der Griechenlandkrise.

Schwieriger als beim Thema der Freiheit des Geisteslebens und der Kritik der Geld- und Bodenordnung gestaltete sich für mich und meine Vorstandskollegen die Verständigung über Fragen der Wirtschaftsordnung als solcher. Der ordoliberale Ansatz des SFFO führte letztlich immer wieder zu Differenzen in der Beurteilung des Verhältnisses von Assoziation und Markt und damit der Stellung einer assoziativen Wirtschaft zwischen Marktwirtschaft und Planwirtschaft . Dennoch haben wir in solchen Gesprächen viel von Eckhard Behrens und seinen Kollegen gelernt, gleichzeitig auch unser eigenes Verständnis assoziativer Wirtschaft als einer Selbstverwaltung-Vertragswirtschaft abklären und kommunizieren können. Der Tod von Eckhard Behrens ist eine Herausforderung zur weiteren Arbeit an offenen Fragen sozialer Dreigliederung.

Je besser man Eckhard Behrens kennenlernte, umso mehr lernte man seine menschlichen Qualitäten schätzen. Wenn Diskussionen hitzig, gar persönlich wurden, z.B. auf der Mailingliste des SFFO, gelang es ihm häufig mit seiner nüchtern abwägenden und sozial mäßigenden Art die Auseinandersetzung zu beruhigen und zu versachlichen.

Wir würdigen seine Lebensleistung und bleiben mit ihm verbunden.

[Sozialimpulse, Jahrgang 29, Nummer 2, Juni 2018, Seite 39]