Die Sekem Vision - Eine Begegnung von Orient und Okzident verändert Ägypten

01.04.2004

Die Sekem Vision - Eine Begegnung von Orient und Okzident verändert Ägypten

Vorwort

SEKEM ist heute eine weitverzweigte Initiative in Ägypten. 1977 wurde mit der Landwirtschaft begonnen, und nach und nach kamen verschiedene Wirtschaftszweige, Ausbildungsstätten und medizinische Einrichtungen hinzu. Viele Menschen, die heute von SEKEM hören, sprechen von einem "Wunder in der Wüste", von einem "Traum, der zu schön ist, um wahr zu sein".

Im Juni 2003 bekam ich Besuch von einer Journalistin, die mir viele Fragen über SEKEM stellte, und dies führte dazu, dass ich von der Schwab Foundation mit dem "Social Entrepreneur des Jahres" ausgezeichnet wurde. Im Oktober bekam SEKEM dann den "alternativen Nobelpreis", den Right Livelihood Award, zugesprochen. Die Öffentlichkeit anerkennt die Aktivitäten SEKEMS als eine Antwort auf die aktuellen Fragen unserer Zeit. Wie können eine effiziente Wirtschaft, ein gesundes soziales Gewebe und eine lebendige Kultur sich miteinander entwickeln? Solche und ähnliche Fragen werden oft gestellt.

Die komplexen Zusammenhänge genauer aufzuzeigen und die Hintergründe zu beleuchten, die Geschichte der Initiative mit der Geschichte der vielen mutigen Menschen, die daran mitgewirkt haben, in Zusammenhang zu bringen, das "Wunder der Wüste" zu erzählen, das soll Ziel dieses Buches sein. Die Gesetzmäßigkeiten des Lebens begleiteten und formten SEKEM, und daher möchte ich anhand meines Lebenslaufes, hineingewachsen in die Geschichte SEKEMS, von dem Weg dieser Initiative erzählen. Dabei ist es mir ein inneres Anliegen, all jenen zu danken, die an der Entstehung dieses Buches beteiligt waren.

Als erstes möchte ich meiner Frau Gudrun für ihre unendliche Geduld, Fürsorge und Liebe danken. Sie ist mit mir nach Ägypten gekommen und hat SEKEM von Anbeginn an tatkräftig unterstützt. Sie hat es verstanden, mir die Alltagssorgen abzunehmen, und hat mir so Raum zur Verwirklichung der SEKEM-Ideen geschaffen. Ihre Arbeit am Manuskript hat wesentlich zu der hier vorliegenden Form beigetragen.

Auch bei meinem Sohn Helmy möchte ich mich bedanken. Er hat die Wirtschaft SEKEMS durch die vielen Höhen und Tiefen ständig mit enormer Sicherheit und strategischem Weitblick geführt. Durch seinen Humor und seine Positivität hat er viele Menschen für die Idee begeistern können, was sch]ießlich den Inhalt dieses Buches entscheidend beeinflusste.

Mein ganz besonderer Dank gilt Barbara Scheffler, die es mir durch ihre geduldige Ausdauer ermöglichte, meine Erinnerungen wachzurufen. Ihr gelang es, die gesamten Informationen zu überarbeiten und somit die Grundlage für diesen Lebensbericht zu schaffen.

Jens Heisterkamp danke ich für seine spontane Bereitschaft, die Lektoratstätigkeit zu übernehmen. Die Zusammenarbeit mit ihm half mir, Ordnung in meine Ideen und Gedanken zu bringen.

Dank gilt auch Konstanze Abuleish und Hans Werner, die mir wertvolle Anregungen und Einblicke lieferten und die Entstehung dieses Buches liebevoll begleitet haben.

Mein Leben lang hatte ich das Glück, Menschen an meiner Seite zu haben, die mich förderten, unterstützten und liebten. Sie erfüllten mein Leben mit Freude und halfen mir, mich zu entwickeln Leider ist es nicht möglich, alle Menschen zu erwähnen, denen ich Dank schulde - und trotzdem ist meine Dankbarkeit gegenüber all denen, die mich beg]eitet haben und die die Grundlage für diesen Lebensbericht schufen, unendlich groß.

Sekem, Januar 2004
Ibrahim Abouleish

Die Vision

Tief in meinem Innern lebt ein Bild: Mitten in Wüste und Sand sehe ich mich aus einem Brunnen Wasser schöpfen. Achtsam pflanze ich Bäume, Kräuter und Blumen und tränke ihre Wurzeln mit dem kostbaren Nass. Das kühle Brunnenwasser lockt Tiere und Menschen an, die sich erquicken und laben. Bäume spenden Schatten, das Land wird grün, Blumen verströmen ihren Duft, Insekten, Vögel und Schmetterlinge zeigen ihre Hingebung an Gott, den Schöpfer, als sprächen sie die erste Sure des Koran. Die Menschen, das geheime Gotteslob vernehmend, pflegen und achten alles Geschaffene als Abglanz des Paradiesgartens auf Erden.

Dieses Bild einer Oase inmitten einer lebensfeindlichen Umgebung ist für mich wie ein Auferstehungsmotiv in der Frühe nach einer langen Wanderung durch die nächtliche Wüste. Es stand modellhaft vor mir, noch bevor die konkrete Arbeit in Ägypten begann. Und doch wollte ich eigentlich mehr: Ich wollte, dass sich die ganze Welt entwickelt.

Lange hatte ich darüber nachgedacht, wie die Initiative, die ich aufgrund meiner Vision verwirklichen wollte, heißen sollte. Aus meiner Beschäftigung mit der alten ägyptischen Hochkultur wusste ich, dass man zur Zeit der Pharaonen zwei unterschiedliche Namen für das Licht und für die Wärme der Sonne verwendet hat. Und noch eine weitere, dritte Kraft hatte man der Sonne zugesprochen: SEKEM, die Lebenskraft der Sonne, mit der sie die Welt erweckt und begabt. Diesen Namen sollte die Initiative tragen, die ich am Rand der Wüste zu gründen begann. Dieses Buch erzählt davon, wie sich alles entwickelt hat.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autoren Ibrahim Abouleish und des Verlags Johannes M. Mayer