Gemeinschaftsverein Monte Azul

In der 17-Millionenstadt São Paulo drängeln sich hunderte von Favelas, brasilianische Elendsviertel aus zusammengehämmerten HoIz- und Blechhütten, in die Kulisse einer ständig wachsenden Weltmetropole. „Meine Hütte mal' ich nicht, die ist hässlich, da passen zehn Menschen 'rein“, hat Ricardo gesagt, ein Zehnjähriger aus einem Kinderhort der Peinha. Die von einer achtspurigen Autobahn mit ihrem 24stündigen Grossstadtverkehr und bunten Leuchtreklamen begrenzte „Peinha“ ist die Nachbarfavela von „Monte Azul“. Zusammen mit „Horizonte Azul“ gehören die Hüttensiedlungen zu den drei Elendsvierteln, die in São Paulo von der „Associação Comunitária“ betreut werden.

1975 begann die Waldorflehrerin Ute Craemer mit brasilianischen Favelakindern eine Sozialarbeit, die in vielfacher Hinsicht bis heute Pioniercharakter hat und die zum Vorbild für viele Initiativen wurde. Im Laufe der Jahre entwickelten sich aus der direkten Arbeit mit den Favelabewohnern eine ganze Reihe von Einrichtungen, die die Lebensbedingungen der Betroffenen durch beständige Anleitung zur Selbsthilfe grundlegend und nachhaltig verbesserten: Fliessend Wasser, Abwasserkanäle, Kindergärten, Krankenstationen, ein Kulturzentrum und vieles mehr sind sichtbare Folgen eines Entwicklungsimpulses, der immer umfassender Antworten auf die drängenden Probleme eines Grosstadtslums suchte und der zukunftsweisend und Zukunft gestaltend auch heute versucht, sich den immer neuen Herausforderungen für ein menschenwürdiges Leben unter Armutsbedingungen zu stellen!

Neben zahlreichen Anerkennungen, die die Arbeit durch europäische Besucher und Beobachter fand, wurde der Gemeinschaftsverein in Brasilien mit dem „Prêmio Criança Cidadã“ der UNICEF und dem „Prêmio Bem Eficiente“ als „hocheffektiv“ und in einem Katalog der fünfzig besten Sozialeinrichtungen Brasiliens als besonders förderungswürdig ausgezeichnet. Der Verein versteht sich heute als praktische soziale Bildungswerkstatt, in der Favelabewohner, Mitarbeiter des Projektes und zeitweilig mitarbeitende Menschen von ausserhalb in einen Erfahrungsaustausch kommen können, um miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen.