Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt

Der „Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt“ wurde von Rudolf Steiner im Februar 1919 verfasst. Rudolf Steiner verstand ihn als Gegenmanifest zum berühmt-berüchtigten Aufruf der 93 „An die Kulturwelt“ dar.

Im Aufruf der 93 hatten sich im Oktober 1914 „Vertreter deutscher Wissenschaft und Kunst“, vornehmlich Professoren wie Adolf von Harnack und Gustav von Schmoller, unkritisch auf Seite des Deutschen Reichs gestellt. Dieser Aufruf trug „maßgeblich zu einer internationalen Ächtung vor allem der deutschen Wissenschaft bis zum Ende der 1920er Jahre“ bei.

Mit seinem „Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt“ wollte Rudolf Steiner einen Weg der Verständigung aufzeigen. Die Niederlage des Deutschen Reichs sieht er darin begründet, dass es bei seiner Gründung versäumt hat, sich eine Aufgabe zu geben, die von der übrigen Kulturwelt hätte anerkannt werden können. Dies könnte nachgeholt werden, wenn sich dort genug Menschen bereit erklärten, sich für eine Umgestaltung der sozialen Struktur im Sinne einer zeitgemäßen Dreigliederung des sozialen Organismus einzusetzen.