Holger Rupprecht hält Waldorfschulen für notwendig

25.05.2005

Der brandenburgische Bildungsminister Holger Rupprecht war gestern bei der Waldorfschule Potsdam zu Besuch. Eigentlich ging es um die Frage, ob die Waldorfschule am Investitionsprogramm "Zukunft Bildung und Betreuung" teilnehmen darf. In einem Gemeinschaftsprojekt von Bund und Ländern unterstützt das Programm seit 2003 den Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen. Die Waldorfschule Potsdam ist schon längst eine Ganztagsschule, will aber jetzt das Gebäude entsprechend erweitern und die Kinder der Umgebung in das Nachmittagskonzept einbeziehen. Das Problem: Waldorfschulen sind bei deutschen Bildungsministern eine unbeliebte Konkurrenz, bei denen sonst eher gekürzt wird. So unlängst in Brandenburg.

Holger Rupprecht wollte daher keine handfeste Zusage geben. Um dem Vorwurf der Befangenheit zu entgehen, betonte er aber, er sei keineswegs Gegner von Schulen in freier Trägerschaft wie landläufig kursiere. "Ich halte Waldorfschulen als Farbtupfer in der Schullandschaft für absolut notwendig", ließ Holger Rupprecht wissen.

Der Vergleich läßt tief in seine Beamtenseele blicken. Solange freie Schulen Farbtupfer bleiben und Holger Rupprecht weiterhin die Grundfarbe durch seine Staatsschulen bestimmen kann, ist die Welt noch in Ordnung. Aber wehe wenn irgendwo im Lande freie Schulen die Oberhand gewinnen sollten. Und solche Orte gibt es in Brandenburg immer mehr. Kleinstädte, die abbauen, und wo nur freie Schulen genug Ausstrahlung haben, um genug Kinder aus der Umgebung zusammenzukriegen.

Diese ganzen Sorgen eines von unserer Zeit überforderten Bildungsministers klingen in dem schönen Bild der Farbtupfer mit. Gegner wird er erst werden, wenn wir stark werden. Dann werden wir mal stark! Wäre er nicht gleichzeitig Richter und Partei, wären schon längst nicht mehr die freien Schulen, sondern seine Staatsschulen die Tupfer.

Holger Rupprecht verdankt wie Rainer Speer und Günter Baaske seinen Posten dem Landesvater und Sportfreund Platzeck. Gemeinsam bilden sie die sogenannte "Sportlerrunde". Eigentlich müßte sein Ministerium nicht "Ministerium für Bildung, Jugend und Sport", sondern umgekehrt "Ministerium für Sport, Jugend und Bildung" heissen. Das würde die Prioritäten besser widerspiegeln, wobei nicht die Größe des Budgets, sondern die Begeisterung bei der Sache gemeint ist.

Durch sein Beharren auf die Hegemonie der staatlichen Bildung fördert Holger Rupprecht auch indirekt den Sport. Kinder brauchen - wie Holger Rupprecht - Begeisterung und da sie bei Staatsschulen schnell verraucht, bietet der Sport ein willkommener Ersatz. Besser als Computerspiele und Kartoffelchips ist es allemal. Nur sollte die Nähe des Sports zum Nationalismus auch bedenklich stimmen.