AgrarBündnis sieht noch keine echte Agrarwende

04.07.2002

Die Agrarwende hat nach Ansicht des AgrarBündnisses die meisten Bauern nicht erreicht. Es ist bisher nicht gelungen, eine breite Mehrheit in der Landwirtschaft für die ökologische Erzeugung von Produkten zu gewinnen. Aus Sicht vieler Bauern ist die Agrarwende von oben verordnet und mit neuer Reglementierung verbunden, meinte Ulrike Ottenottebrock-Völker von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.

Es dominiert immer noch der agro-industrielle Komplex mit Jahresumsätzen von 10,3 Milliarden Euro in der Futtermittelindustrie und 2,9 Milliarden Euro in der Düngemittelindustrie. Bei Skandalen wie BSE oder Nitrofen gelingt es immer noch die Bauern als Täter darzustellen. Der Bauernverband hat sich dabei auf die Seite der Industrie geschlagen, während viele Landwirte in die innere Emigration gegangen sind, kritisierte Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz.

Gerd Sonnleitner, der Präsident des deutschen Bauernverbands, fühlt sich als Vertreter der wenigen großen Agrarbetriebe, die für den subventionierten Export produzieren. Es ist aber bisher nicht gelungen, die von ihm schon aufgegebenen 70 bis 80 Prozent der Bauern, die kleine und mittlere Betriebe bewirtschaften, für die Agrarwende zu gewinnen. Sie sind - wie Gerd Sonnleitner - nur schwer an neue Gedanken zu gewöhnen. Und dieser verpaßt keine Gelegenheit, ihnen einzureden, daß sie nicht von den Medien und dem agro-industriellen Komplex, sondern von Verbraucherministerin Renate Künast an den Pranger gesetzt werden.

Wie die Industrialisierung der Landwirtschaft wird ihre Ökologisierung wohl auch einen Generationswechsel brauchen.