Die Pisa-Studie als Vorwand für die Assimilation

15.12.2001

In den Unionsparteien ist es mittlerweile gutes Latein geworden, dass Einwandererkinder so früh wie möglich durch das staatliche Schulsystem integriert und sozio-kulturell assimiliert werden müssen. Das ist auch der Hintergrund für das geforderte niedrige Nachzugsalter. Friedrich Merz sagte am 12.12.2001 im "Deutschlandfunk", dass die Familien "im Verbund" kommen müssen, ohne späteren Nachzug von Kindern. Die Kinder müssten auf jeden Fall so früh wie möglich nachkommen, weil sonst eine Integration nicht mehr möglich sei. Er selbst sehe das 10. Lebensjahr als "absolute Obergrenze" an, besser wäre ein Nachzugsalter bei Kindern von weniger als 10 Jahren, sagte er.

Die Unionspolitiker haben ein Problem, das nur am Rande vorkommt, ins Zentrum der Kritik an der Zuwanderung gerückt. Die Familienparteien CDU und CSU werden Familien, die aufgrund materieller oder höherer Gewalt nicht im Verbund kommen können, am Altar der Integration opfern.

Nun soll auch die Pisa-Studie als Argument für eine vorschulische Integrationspflicht und das niedrige Nachzugsalter herhalten.

Als Reaktion auf die für Deutschland schlechten Ergebnisse der internationalen PISA-Studie erwägt Bayern, eine Kindergarten-Pflicht für Vorschulkinder. "Ich halte ein verpflichtendes Kindergartenjahr für überlegenswert", sagte Bayerns Schulministerin Monika Hohlmeier (CSU) der "Welt am Sonntag". Die PISA-Studie der OECD hatte deutschen Schülern vergleichsweise schwache Leistungen bescheinigt. Hohlmeier will durch die Kindergartenpflicht unter anderem dem Problem begegnen, "dass schlecht oder nicht Deutsch sprechende Ausländer- oder Aussiedler-Kinder schon in der Grundschule oder der Hauptschule so große Bildungsdefizite haben, die sie nie wieder ausgleichen können". Wenn man diesen Kindern bei ihren Sprach- und Integrationsproblemen helfen wolle, müsse sichergestellt werden, dass sie den Kindergarten besuchen.

Monika Hohlmeier sollte sich mal genauer überlegen ob die Bildungsdefizite der Einwandererkinder schlechte Deutschkenntnisse als Ursache haben, oder wohl nicht eher die soziale Marginalisierung der Einwanderer und die Entziehung derer kulturellen Grundlagen durch eine rigide Leitkultur.

Die Kinder sollten nicht mit Schulzwang sondern durch Recht auf Bildung gefördert werden. Was Einwandererkinder aus dem Analphabethismus des Staatsschulsystems heraushelfen kann, wird auch bei deutschen Kindern vieles zum Besseren wenden: Bildung in Freiheit, aus dem inneren geistigen Impetus des Lernenden und Lehrenden heraus.