GATS und die Globalisierung der Erziehung

29.07.2001

Education International, die weltgrößte Lehrergewerkschaft, hat davor gewarnt, daß die Globalisierung die Erziehung in eine Ware verwandeln könnte. Auf einem Kongress lehnen die 1100 Delegierten die Einbeziehung der Erziehung in das internationale Abkommen General Agreement of Trade and Services (GATS) ab. Die Delegierten äußerten auch Sorgen über den Gebrauch von Computer im Unterricht. Dies könne von multinationalen Konzernen dazu mißbraucht werden, ihre Produkte zu vermarkten. Education International vertritt nach eigenen Angaben rund 25 Millionen Mitglieder weltweit.

Es besteht ein globalisierter Trend, mit einem neoliberalen Modell den Wohlfahrtsstaat abzuschaffen und durch ein Wettbewerbssystem der Privaterziehung zu ersetzen, heißt es in einer Erklärung des Kongresses. Die Delegierten halten dagegen an das Ziel fest, eine Erziehung für alle zu erreichen. Deswegen verlangen sie, daß Welthandelsorganisation, Weltbank und Internationaler Währungsfonds die Erziehung als ein Menschenrecht anerkennen.

Mit dem GATS sollen Dienstleistungen weltweit liberalisiert werden. Erziehung und Gesundheit, die bisher weitgehend in Staatshänden lagen, müssen für den globalen Wettbewerb geöffnet werden. Dies muß in der Tat auf jeden Fall verhindert werden. Wird der Unterricht so privatisiert, daß Konzerne Geld dabei machen und Staaten wie bisher bestimmen können, was Kinder zu lernen haben, so macht sich Education International zurecht Sorgen um die Zukunft. Bei einer solch perfekten Gängelung, würden es die Lehrer noch schwerer haben, den Kindern gerecht zu werden.

Nicht umsonst setzen sich besonders Politiker und Konzerne für den Gebrauch von Computer im Unterricht. Sie sehen seit eh und je in den Lehrern bloß Ausführer ihrer Befehle, so daß es nur konsequent ist, sie jetzt durch Computer ersetzen zu wollen. Ihre staatliche Ausbildung hat bei den meisten Lehrern zwar manche politisch unerwünschten Funktionen gesperrt. Computer lassen sich aber trotzdem besser programmieren.

Erziehung ist ein Menschenrecht. Staaten haben aber genauso wenig wie die multinationalen Konzerne ein Recht auf die Erziehung. Staatsschulen waren eine Wohltat, solange es darum ging, die Vormundschaft der Kirche zu überwinden. Heute muß man in ihnen eine Vorstufe zur Vormundschaft multinationaler Konzerne sehen. Liebe Lehrer, schmeißt bitte nicht die schwierigen Kinder, sondern alle Bildungspolitiker aus der Schule, bevor sie euch an Konzerne verkaufen, um ihren Staatshaushalt zu sanieren.