Tschechische Roma bleiben vogelfrei

19.07.2001

Aufgrund von Einreiseverboten für tschechische Roma haben Prager Menschenrechtsorganisationen britischen Behörden Diskriminierung vorgeworfen. Nach einer Zunahme von Asylbewerbern aus Tschechien hatten britische Beamte begonnen, bereits im Prager Flughafen Reisende nach Großbritannien streng zu kontrollieren. Dabei wurden zahlreiche Roma als unerwünschte Personen eingestuft und wegen potenzieller Asylsuche in Großbritannien trotz gültiger Flugtickets zurückgewiesen.

Die Entscheidung basiere auf keiner rationalen Grundlage und sei allein durch die Hautfarbe motiviert, kritisierten Sprecher von Roma-Verbänden und Menschenrechtsorganisationen. Dagegen sagte der britische Botschafter in Prag, David Broucher, die strenge Kontrolle sei immer noch besser als das Einführen einer Visa-Pflicht. Nach offiziellen Angaben haben in der ersten Jahreshälfte etwa 620 tschechische Roma in Großbritannien Asylanträge gestellt.

Wenn Großbritannien Angst davor hat, dass Roma Asyl beantragen und solche Anstrengungen unternimmt, um sie an der Einreise zu hindern, kann das nur bedeuten, dass die Asylanträge der tschechischen Roma berechtigt sind.

Und wahrlich sind die rassistisch motivierten Überfälle gegen die Roma in Tschechien sehr hoch und kosten jährlich einigen Roma das Leben. Das Land der Benes-Dekrete hat nie einen Funken Verständnis für eine multiethnische Gesellschaft gehabt. Wärend der tschechische Expartner Slowakei die Einrichtung von Roma Reservate erwägt, dulden die Polizei und die Regierungsgewalt in Tschechien Übergriffe gegen Roma, und Gemeinden errichten Ghettomauern.

Vor ein paar hundert Jahren waren die Roma vogelfrei in Böhmen. Vielleicht haben die Tschechen vergessen, dieses Gesetz außer kraft zu setzen, oder auch sehen sie sich, wie bei den Benes-Dekreten, außer stande, diese außer kraft zu setzten, weil die ganze Gesetzgebung angeblich darauf aufbaut.

Was will Tschechien eigentlich mit Europa, wo sie sich doch selbst genug sind? Und die armen Roma: Wir bauen für sie Mahnmale und Gedenkstätten, aber Otto Schily will sie nicht herein lassen, weil sie schließlich nicht staatlich verfolgt werden.