Rohstoffexport und Bürgerkriege

16.06.2000

Eine von der Weltbank veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluß, daß ethnische oder religiöse Konflikte bei Bürgerkriegen eine geringere Rolle spielen als das Vorhandensein wertvoller Rohstoffe. Der Bürgerkrieg zwischen Rebellen und Regierung in Sierra Leone zum Beispiel wird hauptsächlich um den Besitz von Diamantenminen geführt. Die Autoren haben 46 weitere Bürgerkriege zwischen 1966 und 1999 untersucht. Ihre Häufigkeit nimmt mit der Abhängigkeit eines Landes vom Rohstoffexport zu. Diese Erkenntnis soll bei der Entwicklung von Strategien zur Konfliktvermeidung stärker berücksichtigt werden.

Die betroffenen Länder könnten mit Hilfe der Weltbank versuchen, ihre wirtschaftliche Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu reduzieren. Es brauchen aber Bodenschätze nur irgendwo vermutet zu werden, um neue Konflikte zu schüren. Das eigentliche Problem ist auch nicht die wirtschaftliche Abhängigkeit, sondern die Art, wie Recht und Wirtschaft zusammenwirken. Egal ob privatisiert oder verstaatlicht, die Bodenschätze werden nicht oder nicht mehr von denjenigen verwaltet, die sich durch ihre Fähigkeiten besonders dazu eignen. Die Entrüstung darüber führt bei der Bevölkerung zur Unterstützung von Rebellen, die selten mehr wollen, als nur selber diese Bodenschätze zu besitzen. Helfen kann hier nur eine Fähigkeitenbindung des Eigentums.

Ob ethnische und religiöse Konflikte in Zukunft weniger berücksichtigt werden sollen, ist übrigens fraglich. Die Bürgerkriegsstatistik spricht zwar eher für die Rohstoffe als den eigentlichen Sprengstoff. Als Zünder dient aber oft die Unterdrückung kultureller Minderheiten.