Wolfgang Thierse und die Vielfalt der Kulturen

01.06.2000

Auf dem Katholikentag in Hamburg hat Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zur Integration von Zuwanderern in Deutschland aufgerufen. "Unsere künftige Gesellschaft wird viel stärker als bisher vom Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen geprägt sein", sagte er bei einer Veranstaltung zum Thema "Vielfalt der Kulturen". Von den Christen erwartet er, "im alltäglichen Leben Zeugnis zu geben für den toleranten Umgang mit anders Denkenden oder anders Gläubigen". Aber auch die Zuwanderer müssen etwas für ihre Integration tun: "Wer dauerhaft in Deutschland lebt, wer integriert werden will, muss bereit sein, Deutsch zu lernen."

Thierse ist sich wohl nicht bewußt, was für eine Anmassung in dieser letzten Forderung liegt. Die meisten Zuwanderer sind hier wegen der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Kultur hat bei weitem nicht dieselbe Anziehungskraft. Dies ist zwar bedauernswert, liegt aber nicht an den Zuwanderern, sondern an den Deutschen. Die Zuwanderer tun gut, von Deutschland nur das Beste zu nehmen, nämlich das Geld. Sollen sie auch kulturell einwandern, dann muss erstmals mit der deutschen Kultur etwas geschehen. Was diese Kultur wohl einmalig machen könnte, wäre der Mut, auf die Unterstützung von Bundestagspräsidenten zu verzichten und den Umgang mit anders Sprechenden zu lernen.