Sekem Universität soll Ende 2006 in Ägypten starten

07.06.2005

Die von Dr. Ibrahim Abouleish ins Leben gerufene Sekem-Initiative in Ägypten vereint auf vorbildliche Weise ökonomischen Erfolg, kulturelle Aktivität und soziale Verantwortung. Was vor 28 Jahren  mit dem eigenhändigen biodynamischen Kräuteranbau begann ist heute ein Geflecht sechs mittelständischer Unternehmen von Pharmazie über Frisch-Lebensmittel bis Öko-Kleidung mit einem eigenen Bildungsanspruch. Der beschränkt sich nicht auf mustergültige Aus- und Fortbildung in den Firmen, sondern umfasst neben dem sozialen Engagement z.B. einer eigenen Waldorfschule auch die 1999 gegründete Sekem Akademie. Hier werden Wissenschaftler aus den Bereichen Pharmazie, Landwirtschaft und Medizin miteinander vernetzt, finden ägyptische Forscher ein praktische Herausforderungen jenseits der reinen Hochschulbetriebes. Auch die Künste haben hier einen Platz . Engagierte Forscher profitieren vom Freiraum und Praxisbezug, Sekem wiederum vom Know-How und Neuentwicklungen vor allem im Bereich pflanzlicher Medizin.   Diese Bildungstradition in Sekem und die guten Kontakte zu ägyptischen Universitäten waren Anstoß gewesen, mehr zu wagen. Das Land am Nil genießt in der arabischen Welt einen guten Ruf, was die höhere Ausbildung angeht, 1,8 Mio. Studenten und Studentinnen sind hier an den meist staatlichen Universitäten eingeschrieben, viele aus arabischen Bruderstaaten. Sekem strebt hier als private Hochschule eine gefragte Ergänzung an: Die Erfahrungen der Initiative sollen in Ausbildungsziele münden, die die Bedürfnisse des Landes und der Menschen treffen. Ab 2006 sollen hier Ingenieurswissenschaften, Betriebswirtschaft, Pharmazie, Kulturwissenschaften und später auch Medizin gelehrt werden. Die Studiengänge der fünf Fakultäten knüpfen an die ökonomischen und sozialen Unternehmensfelder Sekems an, Biolandwirtschaft und Lebensmittel, Pharmazeutische Produkte, Kleidung, deren Vermarktung zur Hälfte auf Europa ausgerichtet ist, sowie Pädagogik und das Hospital. Einen Vorabstart gab es bereits mit dem im November 2004 eröffneten Studiengang Phytopharmazie. Der zeigt mit seiner EU Förderung exemplarisch, wohin Sekem noch zielt: nach einem Anschluss an Europa auch in Bildungsfragen.   Denn höhere Bildung und gutausgebildete Ingenieure und Akademiker, die sich im Land engagieren, sind ein entscheidender Faktor für die Fortentwicklung des 100 Millionen Volkes. Dr. Ibrahim Abouleish und Sigward von Laue, die die Gründung vorantreiben, streben daher, wo es geht, Kooperationen mit Universitäten in Europa an, sei es bei Curricula oder Dozenten. Die Abschlüsse werden mit dem Europäischen Bewertungssystem ECTS kompatibel sein, geboten werden Bachelor und Master, später dann der wissenschaftliche Abschluss. Besonderes Augenmerk gilt dem didaktischen Ansatz, der den kulturellen Besonderheiten des Orients Rechnung tragen soll. So sollen die Studenten einerseits kritisches Denken und fundierte praktische Erfahrung mitnehmen; Schule heißt in Ägypten meist nur Auswendiglernen, das Wort von Autoritäten ist unanzweifelbar und gute Ausbildung dient eher dem Status denn als handwerkliches Mittel für Engagement. Das Erreichen „weicher“ Bildungsziele wie soziale Kompetenz, Kooperationsfähigkeit und Innovationsfreude soll durch das begleitende Komplementärstudium, das neben Sprachen auch Künstlerisches bietet, gefördert werden.   In drei Phasen soll die Universität bis 2018 aufgebaut werden. Konzipiert ist sie als Campus für knapp 3000 Studierende mit am Schluss 16 Studiengängen. Da sie vor allem ein Angebot für arabisch sprechende Menschen ist, werden die meisten Dozenten aus Ägypten kommen, Lehrsprache wird neben englisch arabisch sein. Vor allem mittels Studiengebühren finanziert, ist nicht eine Massenuni angestrebt: 15-20 Studenten je Lehrenden, das sieht der geplante Schlüssel vor. Das kommt auch der eher angewandten Ausrichtung der Studiengänge entgegen. Aktuell findet vieles gleichzeitig statt: Konzeption der Studiengänge, Planung des Universitätsbaus, Suchen von Partnern auf akademischem Gebiet aber auch auf Unternehmensebene im Rahmen von Public-Private Partnerships, Anträge zur Genehmigung, Abstimmung und Suche nach möglichen Dozenten und Mitarbeitern. Ende 2006 geht es los. Dann trägt Sekem einen weiteren Baustein zu Ägyptens Entwicklung bei, nutzt seine Brücke zu Europa und zur Kairoer Regierung, um Menschen dabei zu helfen, ganzheitliches Verstehen, wissenschaftliche Freiheit und soziale Verantwortung zu lernen und zu praktizieren.   Anprechpartner für die Universität: sigward.vonlaue@sekem.com