Einschulungsalter nicht vorziehen!

15.11.2003

Der Berliner Senat hat beschlossen, das Einschulungsalter 6 Monate vorzuziehen und den Begriff der Schulreife sowie Rückstellungen abzuschaffen. Der Gesetzesentwurf muss nun im Parlament beraten werden.

Die Schulreife jedes Kindes sollte hingegen aus medizinischer und pädagogischer Sicht individuell festgestellt werden. Ein verfrühtes Einschulen ist mit der pädagogischen Arbeit von Waldorfkindergärten und Waldorfschulen nicht zu vereinbaren. Wir fordern: Einschulung bei Schulreife!

Der Lernort Kindergarten braucht Vorschulkinder als soziale Vorbilder und Vorschulkinder brauchen die Kontinuität der Bindungsstrukturen einer altersgemischten Kindergartengemeinschaft. Des weiteren ist ein angemessenes Einschulungsalter die Grundlage für schulisches Lernen.

Bei verfrühter Einschulung drohen:

* ein Gefühl der ständigen Überforderung, einhergehend mit einer Abminderung des Selbstwertgefühles, Unlust und schließlich Schulverweigerung
* Blockaden bei selbstständigem Arbeiten
* Versagensängste

Leistungsdefizite im deutschen Bildungssystem würden durch eine Verfrühung der Einschulung noch zunehmen. PISA-Sieger Finnland schult erst mit sieben Jahren ein. Wir fordern, Waldorfschüler weiterhin erst bei Schulreife einzuschulen!

Dr. Detlef Hardorp – Bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg – www.waldorf.net