Hausärzte distanzieren sich von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

19.12.2002

Der Hausärzteverband BDA hat die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung angedrohten Kampfmaßnahmen kritisiert. BDA-Vorstandsmitglied Ulrich Weigeldt äußerte den Verdacht, daß immer erst dann die Solidarität beschwören werde, wenn es "den Fachärzten vermeintlich an den Kragen gehen könnte". Kernpunkt der von der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt für 2004 geplanten Strukturreform ist nämlich eine Stärkung der Hausärzte. Diese sind aber in den Ärzteparlamenten in der Minderheit, und werden daher oft von den Fachärzten überstimmt.

Das Problem könnte man leicht auf diesen Machtkampf zwischen Haus- und Fachärzten reduzieren. Es bleibt allerdings die Frage unbeantwortet, wie es dazu kommen konnte, daß sich Patienten in Deutschland meist direkt an die Fachärzte wenden, ohne erst einmal den Rat ihrer Hausärzte zu holen.

Dies hat eigentlich wenig damit zu tun, daß Patienten kompetenter geworden sind und sich den Hausarzt sparen können. Entscheidend ist vielmehr, daß die heute noch vorherrschende Schulmedizin weit davon entfernt ist, ganzheitlich zu denken. Sie führt von selbst zur Ausgrenzung der Allgemeinmediziner, die durch die traditionelle Arztausbildung kaum sachgerecht auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Sie verbringen ihre Zeit damit, den richtigen Multiple-Choice-Kästchen anzukreuzen, statt in Arztpraxen und Krankenhäusern zu lernen, wie man die richtige Diagnose trifft. An dieser Entwicklung trägt gerade die Politik durch ihren Vergleichbarkeitswahn die Hauptverantwortung. Sie hat nicht einsehen wollen, daß sie sich nicht ungestraft in Ausbildungsinhalte einmischen kann. Die Folge sind falsch eingesetzte Fachärzte und explodierende Kosten.

Während sich bei den Hausärzten ein Generationswechsel ankündigt, und die alten fundamentalistischen Schulmediziner jüngeren Kollegen Platz machen, die meist alternativen Therapierichtungen offener gegenüberstehen, hinkt die Forschung und Lehre der Praxis hinterher. Aber auch die staatlichen Aufsichtgremien versuchen diese Entwicklung ruckgängig zu machen. Eigentlich Schade. Durch die alternativen Therapierichtungen sehen sich die Hausärzte schon eher imstande, nicht nur die Patienten an den richtigen Facharzt weiterzuleiten, sondern ihnen selber weiterzuhelfen.