Gentechnik gefährdet Welternährung

20.06.2002

Wird die genetische Basis zu klein, kann dies weltweit zur Zerstörung von ganzen Ernten führen. Haben Schädlinge die Schutzbarrieren einer Pflanze einmal durchbrochen, gibt es dann kein Halten mehr, so wie 1850, als der Pilz der Kraut- und Knollenfäule die gesamte europäische Kartoffelernte zerstörte und eine Hungersnot verursachte. Alle Kartoffeln stammten damals von den gleichen Vorfahren aus Zentralamerika.

Um die Saatproduktion voll industrialisieren zu können, gehen die heutigen Gentechkonzerne auf dieses Risiko ein, in der Hoffnung, den Schädlingen immer voraus zu sein. Dies wollen sie sich natürlich zum vollen Tarif bezahlen lassen, was ihnen nicht schwer fallen dürfte, sobald sie die Bauern von sich abhängig gemacht haben werden.

Angesichts solch erfreulicher Perspektiven ist der Schutz von Oaxaca, der Ursprungsregion von Mais, vor genetischer Verschmutzung besonders wichtig. In dieser Region ist die weltweit größte Vielfalt von Maispflanzen zu finden. Die mexikanische Regierung entschied sich daher 1998, dort die Auspflanzung von transgenem Mais zu verbieten. Leider zu spät, wie Forschungen von David Quist und Ignacio Chapela von der University of California kürzlich beweisen konnten.

Als die beiden die Ergebnisse ihrer Untersuchungenen im November 2001 in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" veröffentlichten, gelang es aber ihren Gegnern, erst einmal Zweifeln an ihrer Wissenschaftlichkeit zu wecken. Nach einer Petition mit mehr als achtzig Unterschriften distanzierte sich die Zeitschrift von dem Artikel.

Nach journalistischen Recherchen kriegten Jonathan Matthews und Andy Rowell heraus, daß die damalige Petition gegen David Quist und Ignacio Chapela von Mitarbeitern der auf Internet-Kampagnen spezialisierten PR-Firma Bivings Group ins Szene gesetzt worden war. Eine ihrer größten Kunden ist der Agrokonzern Pharmacia (ehemals Monsanto). Es zeigte sich, daß die Freiheit der Forschung einem solchen viralen Marketing nicht gewachsen war.

Inzwischen ist die Hauptaussage der Quist- und Chapela-Studie dank weiterer Untersuchungen unbestritten: Ein Teil der mexikanischen Maissorten enthält gentechnisch veränderte DNA. Dies bringt Gentechbefürworter aber nicht in Verlegenheit. Wenn Kampagnen und Manipulationsversuche nicht mehr helfen, greift man zum nächsten Mittel. Dieselben Leute, die bisher behaupteten, die Gefahr der Auskreuzung sei minimal und alles unter Kontrolle, sagen heute einfach, solche Auskreuzungen habe es schon immer gegeben, das sei normal. Hauptsache, der Kontostand stimmt.