Offizielle Anerkennung für die anthroposophische Medizin in Italien

14.06.2002

Nach vielen Jahren im Abseits, haben die anthroposophische Medizin und andere alternative Behandlungsmethoden in Italien die offizielle Anerkennung erlangt.

Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer Tagung des Bundes der italienischen Ärzteverbände (FNOMCeO), dem offiziellen Berufsverband italienischer Ärzte. Ziel der Tagung war es, ein Dokument zu erstellen, welches die offizielle Position des Bundes bezüglich unkonventioneller Medizin vorlegen sollte.

Die Tagung fand unter dem Titel "Der medizinische Beruf und die unkonventionelle Medizin: Risiken und Möglichkeiten" statt und wurde von mehr als 400 italienischen Ärzten besucht. Ihre Empfehlungen sollen Wegweiser für das italienische Parlament und Kommunalverwaltungen hinsichtlich zukünftiger Gesetzgebung sein.

Bei einer ähnlichen Versammlung im Jahre 1983 nahm der FNOMCeO eine sehr negative Stellung zur Integration der alternativen Medizin in das italienische Gesundheitssystem ein.

Aber jetzt, nach 19 Jahren intensiver Arbeit der italienischen Vereinigung anthroposophischer Ärzte (Gruppo Medico Antroposofico Italiano), die durch Giancarlo Buccheri auf der Tagung in Terni am 17. Mai vertreten wurde, stellt das Schlussdokument der Konferenz ein vollkommenes anderes Ergebnis dar. Neun sogenannte unkonventionelle medizinische Richtungen wurden anerkannt: Akupunktur, Phytotherapie, Ayurvedische Medizin, anthroposophische Medizin, homöopathische Medizin, traditionelle chinesische Medizin, Homotoxikologie, Osteopathie und Chiropraktik.

Auch wenn diese Entwicklung in den Medien nur ein gemäßigtes Echo erzeugte, wird die Entscheidung des FNOMCeO die Bildung der öffentlichen und medizinischen Meinung maßgebend beeinflussen und auf die Gesetzgebung einwirken.

Die Empfehlungen enthalten jedoch auch Bedingungen: unkonventionelle Medizin darf nur von qualifizierten Ärzten ausgeübt werden; offizielle Register müssen für jeden der medizinischen Richtungen geschaffen werden und ausreichende Informationen und Forschungsergebnisse sollten so bald wie möglich zur Verfügung gestellt werden.

Die Meinungsänderung des Bundes beruht auf verschiedenen Gründen: In erster Linie ist hier der zunehmende Erfolg der alternativen Medizin in Italien zu nennen. Mehr als neun Millionen Italiener werden von unkonventionelle Medizin praktizierenden Ärzten behandelt.

Aber ethische Aspekte wurden auch während der Konferenz in Betracht gezogen und im Schlussdokument angeführt. Es wurde argumentiert, dass Vielfalt in der Medizin als ein Faktor der Entwicklung der Wissenschaft angesehen werden müsse. Ferner hätte die zunehmende Anwendung der Technologie in der Medizin zu einem Verlust eines einheitlichen Bildes des Patienten geführt, welches erneuert und ins Zentrum der medizinischen Tätigkeit gestellt werden müsse.

Außerdem müsse eine möglichst breite therapeutische Wahl allen Bürgern unter gleichzeitigem Schutz vor den Missbräuchen betrügerischer Heilpraktikanten gewährleistet werden. Die neuen Konzepte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche Gesundheit als physisches, psychologisches und soziales Wohlbefinden verstehen, forderten auch zu einem neuen integrativen Verhalten auf.

Die Entscheidung des FNOMCeO wird zu zunehmender Integration in Italien führen, aber sie wird auch größere Verantwortung auf die Schultern der italienischen anthroposophischen Ärzte legen. Die Gruppo Medico Antroposofico Italiano sammelt Information von Kollegen und medizinischen Gruppen in der ganzen Welt, welche ähnliche Arbeit vorgeleistet haben. Zusammen mit der jüngst gegründeten Anthroposophische Patienten Vereinigung, AIPMA, wird die Gruppo Medico Antroposofico Italiano weiterhin ihre Arbeit, um den Zugang zu anthroposophischen Methoden zu erweitern und ein anthroposophisches Menschenbild in die Gesundheitsfürsorge und Kultur zu integrieren, fortsetzen.

Kontakt: Emanuela Portalupi, Tel/Fax +39 02 48195617, E-Mail: e.portalupi@aresma.com
Gruppo Medico Antroposofico Italiano, Giancarlo Buccheri, Via Vasto 4, 20121 Milan, Italy. Fax: +39 02 66.71 15 63, Internet: http://www.medicinaantroposofica.it
AIPMA, Via Rossini 14 10124 Turin, Italy. Tel/Fax +39 011 889747, E-Mail: aipma@libero.it

Quelle: NNA