- Startseite ›
- Dreigliederung ›
- Nachrichten ›
- Details
GLS Gemeinschaftsbank übernimmt die Ökobank
Nachtrag zum 02.07.2001: Die GLS Gemeinschaftsbank wird das Ökobank-Geschäft von der Bankaktiengesellschaft Hamm (BAG Hamm) nun doch übernehmen. Sie konnte sich damit gegen die Triodos-Bank durchsetzen, die im September ebenfalls ein Angebot abgegeben hatte.
Die Ökobank war ab 1999 durch Managementfehler in finanzielle Schwierigkeiten geraten als durch zu schnelles Wachstum die Risikotragfähigkeit der Bank überschritten wurde. Mitte 2001 waren die Bankgeschäfte dann auf die BAG Hamm ausgegliedert worden.
"Wir freuen uns, den Kunden und Mitarbeitern der Ökobank eine neue geschäftspolitische wie auch solide wirtschaftliche Perspektive bieten zu können. Bereits in der Vergangenheit hatten die GLS Gemeinschaftsbank eG und die Ökobank viele gemeinsame Kunden. Die langjährige Erfahrung der GLS Gemeinschaftsbank in transparenter Bankarbeit und in der Finanzierung ökologischer, sozialer und kultureller Projekte wird zukünftig auch den Ökobank-Kunden zur Verfügung stehen," meinte GLS-Vorstand Thomas Jorberg.
Auf die GLS-Bank werden mit der Übernahme des Ökobank-Geschäftes sämtliche Kundeneinlagen übertragen. Bei den Kundenkrediten übernimmt die GLS-Bank dagegen nur die bonitätsmäßig einwandfreien Kredite. Gerade die Frage der faulen Kredite war es gewesen, welche die GLS-Bank zunächst davon abgehalten hatte, die Ökobank zu übernehmen. Sie wollte sich nicht selber gefährden. Da sich die BAG Hamm jetzt entschlossen hat, die Risiken auf sich zu nehmen, freut sich der Vorstand der GLS-Bank über die "gemeinsame und starke ethisch-ökologische Bank".
Nun muß sich die Triodos-Bank weiter überlegen, wie sie mit ihrer etwas anderen Geschäftspolitik in Deutschland Fuß faßt. Als zweite ethisch-ökologische Bank, würde sie - wenn nicht starken, dann wenigstens frischen Wind bringen. Mit ihrer klaren Bejahung des Zinses denkt die Triodos-Bank nämlich wirtschaftlicher. Allerdings oft auch konventioneller. Die Stärken der GLS-Bank liegen dagegen im nicht-wirtschaftlichen Bereich: in der Förderung eines befristeten Eigentums und einer Enterbung durch Schenkung. Das hat zwar nicht viel mit Ethik und Ökologie zu tun, desto mehr aber mit sozialer Dreigliederung. Um - wie seinerzeit die Ökobank - grüne Kredite zu geben, oder - wie noch heute die Bank für Sozialwirtschaft - soziale Kredite, bedarf es nämlich keinem anthroposophischen Hintergrund. Grün-rotes Lob ist noch kein großes Lob.
Wirklich bahnbrechend wäre es, als Bank ausschließlich Personalkredit zu vergeben, Kredit auf Fähigkeit, ohne Rücksicht auf andere auch noch so ehrbare Gesichtspunkte. Dies ist eben auch eine Art, das Geld wieder konkret zu machen. Nicht dadurch konkret, daß man vorgibt, für welche Initiativen das Geld eingesetzt werden darf, sondern dadurch konkret, daß das Geld nur so viel Wert ist, wie diejenigen, die es investieren. Die GLS-Bank hat sich da mit einem ziemlich genialen Trick aus der Affäre rausgezogen. Sie hat es Bürgschaftsgemeinschaften überlassen, die Kreditwürdigkeit einer Initiative einzuschätzen und dann nur noch ihr Segen gegeben.
Das Problem bei der Vergabe von Personalkredit ist, daß die GLS-Bank - so wie die Triodos-Bank und die Ökobank - eine reine Bank ist. Sie handelt ausschließlich mit Geld. Anders wäre es bei einer Bank, die aus einer Vernetzung von Unternehmen bestehen würde, bei einer Unternehmen-Assoziation. Bisherige Versuche wie der Bund freie Unternehmensinitiativen sind aber wirtschaftlich noch so unzusammenhängend, daß ihnen auch die Grundlagen fehlen, um die Kreditfähigkeit eines Unternehmens angemessen zu beurteilen. Was dringend gebraucht wird, ist die Bündelung von wirtschaftlichen Erfahrungen, die Initialzündung für eine Assoziationsbank. Vielleicht wäre es auch eine Aufgabe für die GLS-Bank mit ihren vielen Kontakten, die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt zusammenzubringen.