Orangensaft mit TransFair

16.10.2001

Brasilianische Orangenkleinbauern und Pflückerfamilien erhalten für ihre Schwerstarbeit bei der Orangenernte - im Akkord täglich bis zu 2.000 Kilo - einen Tageslohn von umgerechnet rund 10 DM. Diesen Mißständen will TransFair abhelfen. Zu diesem Zweck soll fair gehandelter Orangensaft nun über den Getränkeabfüller Pfanner den Einzug in die Supermärkte der Lebensmittelkette Rewe schaffen.

Die höchste Qualität der Orangen sowie die praktische Verpackung mit dem Drehverschluß sollen laut dem Geschäftsführer der Firma Pfanner die Konsumenten überzeugen: "Ein Premium-Preis erfordert auch eine Premium-Qualität. Nur unter dieser Voraussetzung sind wir zur Zusammenarbeit bereit, trotz der auch für uns sehr wichtigen sozialen Komponente." Der Pressesprecher der Rewe-Handelsgruppe zielt in dieselbe Richtung: "Wir laden den Verbraucher ein, gemeinsam mit der Rewe ein politisches Zeichen für die Unterstützung der Dritten Welt zu setzten. Der TransFair-Orangensaft ist privatwirtschaftliche Entwicklungshilfe, die jedem schmeckt".

Eine solche Argumentation ist insofern nachvollziehbar, als der Druck auf die Orangenpreise sich in der Tat negativ auf die Qualität ausgewirkt hat. Die Anbauern haben einfach keinen Spielraum mehr. Bevor sie völlig untergehen, versuchen sie sich auf Kosten der Produktqualität zu retten. Dieser Zusammenhang verdient hervorgehoben zu werden. Er ist aber aber nicht unbedingt zwingend. Und noch wichtiger: Beim fairen Handel kann nicht der ganze Preisaufschlag in Form von höherer Qualität dem Konsumenten zugute kommen. Glanzwerbung und Pressesprecher mögen darüber hinwegtäuschen. Das ändert aber nichts an der sozialen Mathematik des fairen Handels. Dieser hat nicht nur den Trinkgenuß im Sinne, sondern auch die Lebensqualität der Orangenbauern.

Dies erklärt warum die TransFair-Mitgliedsorganisationen Brot für die Welt und die Kindernothilfe die Produkteinführung besonders unterstützt haben. Sie engagieren sich seit Jahren hier und in Brasilien für humane Lebens- und Arbeitsbedingungen im Orangensektor. Nun soll gekauft statt gespendet werden. Für das erste Jahr werden eine Million Packung angestrebt. Ob dazu die Projektarbeit der beiden Vereine oder der Drehverschluß mehr beiträgt, scheint zunächst einmal ziemlich egal zu sein. Hauptsache, es wird vernünftig bezahlt, statt Geld ausgebeutet und dann großmütig wieder verschenkt. Es könnte aber bald eine wichtige Rolle spielen, wenn andere Orangensaftmarken verstärkt versuchen auch Premium-Preise zu erzielen ... über Premium-Werbung.