Kinderarbeit in den USA weit verbreitet

20.06.2000

In einem heute veröffentlichten Report wirft die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch den USA vor, Kinderarbeit mit zweierlei Maß zu messen. Entwicklungsländern, die ein Abkommen zur Regelung von Kinderarbeit nicht unterschrieben haben, werden Handelsvorteile verweigert. Die USA verstoßen aber selbst fortwährend gegen dieses Abkommen, obwohl sie zu den ersten Ländern gehören, die den Vertrag unterzeichnet haben.

Die Kinderarbeit in den USA ist durch ein Bundesgesetz geregelt. Davon ausgenommen ist jedoch die Arbeit in der Landwirtschaft. Zahlreiche US-Farmer nutzen daher die Gelegenheit, um hunderttausende Kinder völlig legal 12 bis 14 Stunden pro Tag arbeiten zu lassen. Die Arbeitsbedingungen sind auch nicht besser als in den Entwicklungsländern. Der ungeschützte Kontakt mit Pestiziden ruiniert die Gesundheit und Hitzschläge führen zu Lern- und Gedächtnisproblemen.

Mit ihrer Nachlässigkeit schaden die USA nicht nur den heimischen Kindern. Sie bestätigen den Verdacht vieler Entwicklungsländer, die in dem Pochen der Industrieländer auf soziale Standards nur einen Vorwand sehen. Ihnen gehe es eigentlich darum, ihre Agrarmärkte gegen die Konkurrenz aus der Dritten-Welt abzuschotten. Es mache daher keinen Sinn bei sich die Kinderarbeit abzuschaffen, weil die Industrieländer dann sofort einen anderen Vorwand finden würden. Die Folgen bezahlen dann die Kinder.

Es fragt sich, ob die Abschaffung der Kinderarbeit in den USA nicht deswegen zu den Prioritäten gehört, auch wenn sie - gemessen an den über Hundert Millionen Kinderarbeitern in der ganzen Welt - zahlenmäßig kaum eine Rolle spielt. Zusammen mit einem Abbau der Handelsbarrieren gegen die Entwicklungsländer würde ein solcher Schritt der USA zur Glaubwürdigkeit der Industrieländer beitragen. Ein solches Sogmittel könnte den Kinderarbeitern der Dritten-Welt mehr helfen als die bisherigen Druckmittel.