Zur sozialen Dreigliederung
Eindrücke und Gedanken eines Mitarbeiters von 1919

01.06.1952

Quelle
Zeitschrift „Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland“
6. Jahrgang, Johanni 1952, Nr. 20, S. 49-57
Bibliographische Notiz

Im Frühling und Sommer d. J. sind es 33 Jahre her, seit die Dreigliederungsbewegung in Stuttgart durch die großen Arbeitervorträge Rudolf Steiners und durch sein mit unvergeßlicher Opferkraft vorangetragenes soziales Wirken ihren Anfang nahm. Wir wissen durch geisteswissenschaftliche Erkenntnisse, daß dem Rhythmus von 331/3 Jahren eine bedeutsame Realität innewohnt. Was vor etwa 33 Jahren an Absichten, Zielsetzungen, Ideen veranlagt wurde, drängt nach Ablauf dieses Zeitabschnittes neu zur Wirklichkeit. Es erlebt eine geschichtliche Renaissance und wird in hohem Grade wieder aktuell. Das Wissen um eine solche Gesetzmäßigkeit muß uns innerhalb einer anthroposophischen Bewegung mit Verantwortung erfüllen. So kann es im Ganzen unserer Arbeit dienlich sein, sich auf das zu besinnen, was 1919 gewollt wurde und was damals geschah.

Zum ersten Mal erfuhr ich etwas von den Grundgedanken der Dreigliederung in einem im Abbruch befindlichen größeren Kriegsgefangenenlager in Westfalen. Man muß sich die äußerlich und innerlich graue Stimmung vergegenwärtigen, die bei der deutschen Besatzung und Verwaltung eines solchen Lagers nach dem Zusammenbruch im Spätherbst 1918 herrschte. Kleinlicher und oft recht häßlicher, materialistischer Egoismus der verschiedenen, allmählich völlig beziehungslosen Interessentengruppen, der politischen Mode angepaßter Gesinnungswechsel, im übrigen trostlose Willenslähmung und Gedankenleere. In diese Umgebung kam eine Abschrift von Rudolf Steiners Aufruf an die Kulturwelt. Zusammen mit einem heute in der englischen Heilpädagogik führend tätigen Freunde las ich ihn. Wir erlebten tief ergriffen, ja unmittelbar in unserem Willensleben gepackt, zum ersten Mal eine der geschichtlichen Situation Mitteleuropas angemessene Idee. Die Erschütterung und Zerbröckelung des eigenen Staates wurde zum Einzelfall innerhalb weit größeren weltgeschichtlichen Geschehens. Es zeichnete sich vor uns ab, wie sowohl ein nach der Weltwirtschaft strebendes Wirtschaftsleben, wie ein nach Freiheit und Selbstverwaltung drängendes Geistesleben den überkommenen Einheitsstaat sprengen und den Staat auf die angemessenen Rechts- und Schutzfunktionen beschränken müssen. Die Katastrophe des eigenen Volkes erschien plötzlich als Ausdruck einer machtvollen, in der ganzen Welt sich anbahnenden sozialen Evolution. Man spürte den großen Atem der Geschichte und die eigene Brust wurde freier. Die Nebelwand zerriß und inmitten bleierner Passivität regte sich die Lust zu neuer Initiative.

Schon kurze Zeit nach diesem Erlebnis befand ich mich in Stuttgart. Von Emil Molt berufen, hatte ich die Leitung der Arbeiterbildungskurse und Arbeiterbildungsvorträge in der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik übernommen. Das ganze Werk befand sich in einer Art sozialer Aufbruchstimmung. Ich finde kein besseres Wort dafür, wenn ich bedenke, wie eine noch ziemlich allgemeine wirtschaftliche Misere und Depression damals von so vielen lebhaften, kühnen Gedanken, von der Freude, ganz ungewöhnliche Pläne zu machen, überhöht wurde. All das gärte und wirbelte durch die Arbeiterschaft. Aber es fand seinen stärksten Träger in Kommerzienrat Emil Molt, den führenden Direktor des Werkes.

Molt war aus den besten Traditionen des Schwabentums herausgewachsen. Mit einem warmen, der mystischen Vertiefung zugänglichen Gefühlsleben verband er viel gesunden, nüchternen Geschäftssinn und einen starken kosmopolitischen Zug. Er hatte sich jahrelang mit der Anthroposophie beschäftigt und dadurch vieles in seinem Denken

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umgeschmolzen, was urspünglich vielleicht doch noch auf Konvention und Routine beruhte. Dem neuen sozialen Denken war er innerlich verwandt durch einen starken, restlos entschiedenen und die eigene Person nicht schonenden Willenseinsatz; und es half ihm auch die Tatsache, daß er von der Pike auf gedient hatte. So erschien er in Vielem wie vorbestimmt, innerhalb der Wirtschaftskreise einer der wichtigsten Träger des Dreigliederungsgedankens zu werden. Der gleiche erstaunliche Lernwille, den ich bald in der Arbeiterschaft der Waldorf-Astoria vorfand, trat mir gleich in der ersten Begegnung mit Molt entgegen. Ich sah ihn in einem Vorraum stehen und mit einem Angestellten diskutieren. Im Feuer des Gespräches rief er: „Spartakismus hin, Spartakismus her: in Bezug auf unsere Vorurteile ist es gut, wenn wir eine Art von Spartakisten sind. Wir müssen sie immer wieder kaputtschlagen.“ Aber gleich nachher trat er ruhig und mit einem gütigen Lächeln auf mich zu; und eine halbe Stunde später war ich als Vortragender und Leiter der Arbeiterbildungskurse angestellt, in denen ein kleiner Beitrag zu einer großen Aufbauarbeit geleistet werden sollte.

Es ist hier nicht der Ort, ausführlich auf diese Kurse einzugehen. Bei anderer Gelegenheit ist schon von ihnen erzählt worden. Ich möchte nur daran erinnern, daß sie schichtweise innerhalb der Arbeitszeit stattfanden und daß in ihnen u. a. die grundlegenden Gedanken der sozialen Dreigliederung anhand von Zeitereignissen und Zeiterscheinungen entwickelt wurden. Sie kamen einem überraschend starken Lernwillen entgegen, und es lebte in ihnen manches, was man eine sozial-schöpferische Substanz nennen könnte.

Ihren wirklichen Anfang aber nahm die Dreigliederungsbewegung erst, als Rudolf Steiner im April 1919 nach Stuttgart kam und seine großen grundlegenden Vorträge in der Öffentlichkeit und in der Belegschaft verschiedener Werke hielt. Wie blitzartig sein Vortrag in die Gemüter der Mitarbeiter der Waldorf-Astoria einschlug, ist in anderen Zusammenhängen von mir schon geschildert worden. Hier möchte ich zwei Momente noch einmal hervorheben: daß Rudolf Steiner nicht über das Bewußtsein des Proletariers sprach, sondern ganz und gar aus ihm heraus; und daß er dieses proletarische Bewußtsein nicht so sehr im Wirtschaftlichen aufsuchte, als in dem unterdrückten Bildungsstreben von Millionen Menschen, die meistens schon mit 14 Jahren aus einem menschengemäßen Erziehungsgang herausgerissen werden. Die Arbeiter wurden in diesem Vortrag nicht heraus- und mitgerissen, wie bei den üblichen Versammlungen, sie wurden weit mehr ergriffen und geweckt. Man spiegelte ihnen nicht vor, was sie angeblich wollten, sondern sie entdeckten ihren eigenen Willen.

So blieb es auch bei den großen öffentlichen Arbeitervorträgen und -Versammlungen. Wer von außen kam und nur oberflächlich einen Blick auf solche Versammlungen warf, konnte vielleicht einer Täuschung unterliegen. Scheinbar war auch hier etwas von einer politischen Großwirtshausstimmung: die Bierseidel klapperten, die rauchgeschwängerte Luft trug Zurufe und Widerrufe hin und wider, die an Kraft und Deutlichkeit nichts missen ließen; in diese Atmosphäre hinein, bald mit mehr, bald mit weniger Anstrengung sich behauptend, sprach mit oft heiser werdender Stimme Rudolf Steiner. — So konnte es scheinen, wenn man oberflächlich betrachtete, wenn man sich nicht in die Dinge hineinstellte. Und leider haben manche Mitglieder unserer Gesellschaft sich damals vom äußeren Schein zurückhalten lassen; sie blieben nur Betrachter und Theoretiker der Dreigliederungsbewegung, wenn sie nicht gar in stummer Opposition verharrten. Sie haben dadurch Entscheidendes versäumt. Denn in der aktiven Dreigliederungsbewegung verband sich der anthroposophische Zeitenimpuls für bestimmte Zeiten ganz unmittelbar mit dem geschichtlichen Strom Mitteleuropas und dadurch überhaupt der Gegenwart. Diese Verbindung zu tragen und zu gestalten, war eines der größten Opfer, das der Erwecker eines neuen Mysterien-Wissens, Rudolf Steiner, seiner Zeit bringen konnte. Aber es traten auch in diesem

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Opferdienst gewisse Züge seines Wesens mit einmaliger Deutlichkeit zutage und erwiesen sich als etwas, das seine Biographie vollenden half.

Unvergeßlich bleibt für jeden, der damals in das aktuelle Geschehen wirklich eintauchen konnte, vor allem die Art, wie er das Bewußtsein der Arbeiterschaft ansprach. Etwas davon habe ich vorhin schon angedeutet. Man konnte die Dinge aber auch noch von einer anderen Seite her erleben. In seinen „Kernpunkten der sozialen Frage“ hat Rudolf Steiner das proletarische Bewußtsein als eines gekennzeichnet, das aus der neuzeitlichen Wissenschaftlichkeit geprägt ist und nur aus ihr heraus verstanden werden kann. Nicht als ob es besonders viele Inhalte der Wissenschaft übernommen hätte. Aber die Art des wissenschaftlichen Denkens hat das proletarische Bewußtsein in der Tat gefärbt und steht unerkannt hinter seinen Forderungen und Argumentationen. Dieser Wissenschaftlichkeit begegnete Rudolf Steiner nun durch die Art seines Sprechens. Er sprach nie unmittelbar zum Gefühl oder gar zum Willen. Von den Zeiterscheinungen und deren Hintergründen ausgehend, baute er das, was er zu sagen hatte, in einer großen, geistig erfüllten Dialektik aus. Er ließ gleichsam den Zeitgeist selber argumentieren und zu unerbittlichen Folgerungen und Schlüssen kommen. Alles Demagogische, Organisatorische war dadurch ausgeschaltet, und es wirkte im Gegenteil ein bewußtseinschärfendes, individualisierendes Element. Andererseits sah Rudolf Steiner im modernen Wirtschaftsleben ja eine junge, nach der Zukunft strebende Strömung, die sich erst allmählich zur Erkenntnis ihrer reichen, keimhaften Willensinhalte hindurcharbeiten müsse. Und dieses große, vom Willen befeuerte, von unermeßlichen Möglichkeiten getragene Element schwang immer — und bei aller Nüchternheit und Klarheit — in seinen Worten mit. Er setzte die Dinge oft in kurzen, krassen, rücksichts- ja schonungslosen Formulierungen hin. Als habe er keine Zeit für schöne Worte. Aber immer klang dann auch ein schmerzhaftes Erleben auf, das bittere Bewußtsein von der Geistes- und Seelenträgheit, die sich vor allem in der Bürgerlichkeit des neunzehnten Jahrhunderts verschanzt hatte.

Wenn Rudolf Steiner nun auch hauptsächlich zum breiten Volk sprach, so würde man sich doch einer Täuschung hingeben, wenn man meinte, er habe sich vorzugsweise oder gar ausschließlich an die Arbeiterschaft gewandt. Er richtete sich ebenso stark an die im Wirtschaftsleben leitenden Menschen und Initiative tragenden Persönlichkeiten. Und er sprach in den Betriebsversammlungen der großen Fabriken von der Notwendigkeit eines vom Staat unabhängigen freien Geisteslebens, an dem jeder beteiligt und interessiert sei, und ebenso von der Forderung eines wahrhaft demokratischen Rechtsgliedes im sozialen Organismus. In allem und durch alles, was er damals in Wort und Schrift vertrat, sprach sich ein großer geschichtlicher Appell aus: Der Aufruf, aus den Katastrophen und Krisen zu lernen. So hat er in jener Periode nicht nur die drei grundlegenden volkspädagogischen Vorträge gehalten. Sein gesamtes Wirken war volkspädagogisch.

Ich erinnere mich, wie mich ganz besonders ein Wort traf, das er mit großem Ernst und mit jenem vorher erwähnten schmerzlichen Unterton in eine Versammlung hineinrief: „Lernet zu lernen!“ Die Geschichte, so führte er aus, hat eine große Stunde gehalten. Aber die, welche hätten lernen sollen, haben die Stunde verschlafen: sie hatten nicht gelernt zu lernen ... Während Rudolf Steiner diese Worte sprach, stand ein anderes Bild vor meiner Seele. Neun Jahre vorher, in den Frühlingstagen 1910, hatte ich als ganz junger Student ein Gespräch auf Capri geführt mit dem damals in Italien in Verbannung lebenden russischen Schriftsteller Maxim Gorki. Ich hatte Gorki gefragt, was er für die zeitgenössische russische Jugend für am wichtigsten halte. Er hatte geantwortet: „Sehen Sie, der russische Bauer arbeitet hart, die russischen Intellektuellen, besonders die jüngeren unter ihnen, ermüden sich in nächtelangen Diskussionen, bei denen nichts herauskommt: sie haben das Lernen nicht gelernt. Das ist nun

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an der Zeit: sie sollten lernen zu lernen!“ So hörte ich das gleiche Wort von zwei bedeutenden Zeitgenossen. Aber wohin wurde Maxim Gorki trotz dieses Wortes geführt — und welche Tiefe, die es nur andeutet, wurde durch die Geisterkenntnis Rudolf Steiners erst erfüllt!

Immer wieder und — ich möchte sagen — mit unvergeßlicher Betonung tauchten in den 1919 von Rudolf Steiner gehaltenen Vorträgen die Worte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit auf. Er wies darauf hin, wie in dieser in der französischen Revolution auftretenden Losung sich eine große Zeitenforderung ankündigte. Das geschichtliche Verhängnis des neunzehnten und auch des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts war nur, daß diese Forderung komplex, undifferenziert aufgenommen, und daß sie als politisches Instrument bald von jenen, bald von diesen Mächtegruppen gehandhabt wurde, aber immer in einem gedanklichen Rahmen, der nicht über den Einheitsstaat hinausging.

Wer die Dreigliederungsvorträge und Versammlungen mitgemacht hat, dem wird ganz besonders die Wucht des Ausdrucks sich eingeprägt haben, mit der Rudolf Steiner das berechtigte, ja gebieterisch Zeitnotwendige der Forderung unterstrich: Arbeitskraft darf nicht Ware sein! Obwohl solche Dinge nun in größter Klarheit und Konturiertheit hingestellt und schon mehr herausgehämmert, als bloß entwickelt wurden, gab’s unter der Zuhörerschaft doch immer wieder Elemente, die unzufrieden waren. Sie fanden die Auslassungen Rudolf Steiners zu „unbestimmt“, zu „sanft“. Wie kam das? Es gab drei Gruppen von Zuhörern, denen Rudolf Steiner die Enttäuschung unmöglich ersparen konnte: es waren einerseits die auf ein bestimmtes programmatisches Denken Eingeschworenen, andererseits die dem Glauben an eine mechanistisch automatische Sozialentwicklung Zugetanen und die Verfechter des Klassenkampfes. Denn Rudolf Steiner gab ja durch jedes Wort deutlich zu verstehen, daß er nichts von einem abstrakten, voraus im Urteil bestimmten Programm erwartete, sondern die Dreigliederung als eine eminent praktische Angelegenheit betrachtete, die erst in Bewegung kommt, wenn die entsprechenden sozialen Faktoren sich begegnen und ihre Erfahrungen austauschen. Ebenso erwartete er von einer mechanistischen Sozialentwicklung nichts anderes als weitere Katastrophen. Ferner kam ihm alles auf individuell eingesetzte Aktivität an, die im Klassenkampf nur verdunkelt werden kann und untergehen muß. Bei aller Entfaltung individueller und gemeinschaftlicher Aktivität, war die Dreigliederung doch evolutionär und nicht revolutionär gedacht.

So erinnere ich mich, wie an einem Diskussionsabend ein wackerer Schwabe Rudolf Steiner vorwarf, seine Ausführungen seien „pflaumenweich“ gewesen. Rudolf Steiner saß während der Diskussionsausführungen auf dem Podium. Mit unbeweglicher Miene blickte er auf sein Notizbuch nieder, in das er einige stichwortartige Bemerkungen eintrug. Auch bei den agitatorisch leidenschaftlichen Ausführungen dieses Redners blieb er völlig ruhig. Ich weiß gut, wie gespannt wir damals waren, was er wohl auf den Vorwurf der „Pflaumenweichheit“ entgegnen werde. Endlich kam der Augenblick. Rudolf Steiners Gesicht nahm einen schalkhaften Ausdruck an und er sagte: „Nun hat einer der geschätzten Herren Vorredner mir auch vorgeworfen, meine Ausführungen seien pflaumenweich gewesen ... Sehen Sie, meine sehr verehrten Anwesenden, da habe ich mir — weil ich immer gern daran denke, wie die Dinge im Leben wirklich sind — geschwind vorgestellt, wie sich das eigentlich mit den Pflaumen verhält. Da muß ich nun wirklich finden, daß der geschätzte Herr Vorredner mir eine große Anerkennung ausgesprochen hat ...“ Hier machte er eine kleine Pause. Die Spannung im Saal wuchs merklich und es entstand völlige Stille. „Ja“, fuhr Dr. Steiner fort, „ist es nicht so, daß die harten Pflaumen ganz grün und unreif sind, aber die weichen süß und reif? — Da bin ich doch froh, daß ich den Zuhörern weiche Pflaumen bieten kann, an denen man sich bekanntlich auch weniger den Magen verdirbt ...“ Er konnte

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zunächst nicht weitersprechen, denn ein jubelnder Applaus brach los. Der Erfolg des Abends war entschieden. Und als kurz darauf in der wiederauflebenden Diskussion ein Mann auftrat, der im Ton der Anschuldigung und zugleich des jämmerlichen Bedauerns sagte, wenn die Dreigliederung verwirklicht werde, müsse ja der Klassenkampf aufhören, — da erhob sich abermals ein Lachen, und die Lacher waren auf Seiten der Dreigliederung.

Diese Vorträge und Versammlungen waren ja aber nur das eine große Kapitel der Dreigliederungsarbeit. Ein anderes spielte sich in engeren Besprechungen und Beratungen ab, in die Rudolf Steiner unmittelbar nach der harten Vortragsarbeit eintrat und die sich oft bis zum frühen Morgen hinzogen. Was in diesen Sitzungen an Kraft, an Intensität, an entschiedenem Willen, den sozialen Aufgaben der Zeit zu dienen, aufgebracht wurde — das ist weit über die Dreigliederungs-Tage von 1919 hinaus zur Quelle fruchtbarer Arbeit geworden. Das Erfrischende war, daß alles Kleinliche, alles aus überlieferten Vorurteilen Stammende vor dem Tor dieser Beratungen zurückblieb, daß dort der Arbeiter neben dem Direktor, der junge und unerfahrene Mann neben dem alten saß, daß man miteinander suchte, um Lösungen rang und große umwälzende Maßnahmen für möglich hielt. Der lebendigste Träger dieser Arbeit war und blieb aber immer Rudolf Steiner selbst. Die überraschende geistige Konkretheit, mit der er jede Situation meisterte, seine warme, für alle Nöte offene Menschlichkeit, machten vor allem auch auf die Arbeiter einen tiefen Eindruck. Erst im vorigen Jahr, 1951, sah ich nach langer Zeit den einstmaligen Vorsitzenden des Betriebsrates der Waldorf-Astoria — Albert Speidel — wieder. Dieser heute in einem der anthroposophischen Bewegung ganz fernstehenden Kreise tätige Mann betonte, wie ihm die Persönlichkeit von Rudolf Steiner in ihrer überzeugenden Größe und vorbildlichen Opferkraft auch in der bloßen Erinnerung von Jahr zu Jahr immer größer werde. Die Begegnung mit ihm sei etwas Einmaliges gewesen.

In der Erinnerung an diese Beratungen und Besprechungen treten neben vielen anderen, die in die Geschichte der Dreigliederungs-Bewegung gehören, die Namen des damaligen Komitees deutlich vor die Seele: Dr. Carl Unger, Emil Molt, Professor Dr. W. von Blume. Wie undenkbar die Dreigliederungs-Bewegung ohne die Gestalt von Emil Molt, mit allen ihren Eigenheiten, gewesen wäre, habe ich schon hervorgehoben. Aber auch Dr. Unger und Prof. von Blume erschienen wie durch ein ganzes Lebensschicksal für die ihnen zufallende geschichtliche Aufgabe vorbereitet. Wenn der seiner Statur nach kleine, durch seine körperliche Konstitution behinderte Professor von Blume sprach, so stand im Hintergründe vieler seiner mit verhältnismäßig leiser Stimme vorgetragenen Sätze der Ernst der Gedanken-Erfahrungen, die Eindringlichkeit einer lebenslangen Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Entwicklungsmöglichkeiten des Staatsrechtes. Dieser Ernst und diese Erfahrung wirkten überzeugend. Dr. Unger, der im Geistesleben wie in der Industrie gleich stark verwurzelt war, wirkte immer durch seine vorbildliche Gedankenklarheit, das reine Feuer seiner Überzeugung und die Vornehmheit seiner Seelenhaltung. Er sprach nicht eigentlich populär, sondern wandte sich auch in der Masse mehr an den Einzelnen. Trotzdem konnte manches, was er sagte, eine ungeahnte Durchschlagskraft erhalten, weil er es meisterlich verstand, verwickelte Tatbestände durch sehr einfache, prägnante Formulierungen zu entwirren. Weil das so Formulierte aber nicht nur der Ausdruck ausgezeichneter Geistesgaben war, sondern sich als Frucht einer lebenslangen anthroposophischen Arbeit ergab, wirkte es in die Tiefe. Es machte Carl Unger in besonderem Maße berufen, von der Freiheit des Geisteslebens zu sprechen. Man glaubte ihm diese Freiheit so gern, wie Prof. von Blume das demokratische Prinzip der Gleichheit im Staatswesen und Emil Molt die Brüderlichkeit, die assoziativen Grundbedingungen des Wirtschaftslebens.

Bei unserer mehr in kleineren Kreisen sich abspielenden vorbereitenden Arbeit war

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es immer ein stark Befeuerndes und Mittragendes, auch von anderen Arbeitszentren zu hören. Bald aus Hamburg, bald aus Berlin, aus der Schweiz, aus Österreich — von überall her kamen die Arbeitsberichte. Persönlichkeiten, die ihre ganze Energie an die neuen Gedanken gaben, reisten hin und her und wirkten mit an der Bildung der verschiedenen Organe und Korporationen der jungen Bewegung, besonders aber des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus. Ich hörte damals u. a. zum erstenmal die Namen von Ludwig Polzer-Hoditz, von Dr. Walter Johannes Stein, von Louis Werbeck. Eines Tages saß Dr. Eugen Kolisko mir in der Waldorf-Fabrik gegenüber und ließ sich bis ins Einzelne von der Arbeiterbildungsarbeit erzählen. Hinter seiner überraschend leicht verstehenden, zugleich aber auch sanften und fast anmutigen Geistesart konnte ich damals die ungeheuren Energien und bewundernswerten Opferkräfte noch kaum ahnen, die er später in der Fortentwicklung der deutschen Dreigliederungsarbeit entfaltet hat.

Zu einer Besprechung über die Bildung eines Kulturrates kam auch Michael Bauer einmal nach Stuttgart. In seiner schlichten, bescheiden-substantiellen, ebenso gütigen wie hoheitsvollen Art sprach er aus seinen pädagogischen Erfahrungen zur Frage des freien Lehrerberufes. Einige Monate später, als die Waldorfschule eben begründet war, trat Rudolf Steiner an ein Bild von Michael Bauer heran, das im damaligen kleinen Konferenzzimmer hing. Zu einigen von uns jüngeren Waldorflehrern gewandt sagte er: „Ja, ja, meine Herren, da werden Sie noch viel arbeiten müssen, bis man Sie einmal so lieb haben wird, wie diesen Mann ...“

Zu jener Zeit tauchte der Gedanke auf, daß es sehr wohl möglich wäre, in einem abgeschlossenen, aber doch genügend großen Gebiet die Dreigliederung praktisch zu verwirklichen und ihr in solcher Gestalt einen konkreten Ausgangspunkt zu schaffen. In Stuttgart trat ein Aktionsausschuß zusammen, durch den eine Reihe von Rednern in die verschiedenen Zentren entsendet wurden. Es waren zumeist jüngere Leute, die nun hinauszogen, um über die Grundgedanken der Dreigliederung zu sprechen. Von meinen späteren Kollegen an der Waldorfschule war auch Paul Baumann darunter, dessen charaktervoller, immer von der Note geistiger Selbständigkeit getragener Einsatz überhaupt viel Wesentliches zu der ganzen Dreigliederungsarbeit beitrug. Ich selbst habe hauptsächlich in einigen Zentren des württembergischen Schwarzwaldes gearbeitet. Hier und da reiste man auch in kleineren Gruppen. Ich hatte öfters Paul Burkhardt, den Herausgeber der Waldorf-Nachrichten, in meiner Begleitung. Einmal auch den oben erwähnten Albert Speidel. Etwas ungemein Lebendiges, oft aus der Situation Improvisierendes, lag in der ganzen Arbeitsweise. Es gab Ortschaften, wo keinerlei Anknüpfungspunkte vorlagen. Man ging nachmittags oder abends in irgendeine kleine Druckerei und bestellte die Handzettel oder Flugblätter, die am nächsten Tage vor der Versammlung verteilt werden sollten. Besonders gut erinnere ich mich einer Versammlung in den Mauserwerken Oberndorf. Es war einer der fruchtbarsten Abende. Es gelang mir, die Belegschaft der Werke zum Anschluß an die Stuttgarter Zentralorganisation zu bringen. Aber der stärkste Eindruck war eigentlich ein anderer. In die Diskussion griff an diesem Abend in recht glücklicher und entscheidender Weise ein Werkmeister ein. Nach Schluß der Veranstaltung trat er an mich heran und sagte: „Ich habe mich ja so sehr gefreut, nach so langer Zeit wieder etwas von Dr. Steiner zu hören.“ „Kennen Sie ihn denn?“, fragte ich. „Ja“, antwortete er, „ich habe ihn in Berlin kennengelernt, als er unser Lehrer an der Arbeiterbildungsschule war. Damals habe ich schon immer gedacht, daß noch einmal etwas Großes von diesem Manne kommen wird, und heute hat sich meine Erwartung erfüllt.“

Weniger verständnisvoll wurde unsere Vortragsarbeit in der Presse aufgenommen. Gewiß auch durch manche Ungeschicklichkeit in unserem Auftreten, mehr aber noch aus versteckten Parteitendenzen erhob sich eine böswillige und verleumderische Kritik. Man

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bezichtigte uns unverhohlen aufrührerischer Absichten. „Es blüht überall rot in Dr. Steiners Weizen“, schrieb eines der Blätter. Obwohl die Arbeit äußerlich manchen Erfolg hatte, überkamen mich damals peinliche Skrupel. Im ehrlichen Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit fragte ich eines Tages Rudolf Steiner: „Herr Doktor, ist es Ihnen überhaupt recht, daß so junge Leute wie ich diese Arbeit machen?" Die Antwort, die Rudolf Steiner auf diese Frage gab, ist mir unvergeßlich. „Erstens einmal“, so sagte er mit einem feinen, schalkhaften Lächeln, „habe ich ja keine besseren Leute ... Und dann, sehen Sie, ist es so“, und jetzt nahm sein Gesicht einen gütigen, ernsten Ausdruck an, „daß die geistige Welt Enthusiasmus und Überzeugung stellvertretend für Reife nimmt.“

In die anfangs recht schwungvoll verlaufende Arbeit kamen nach einigen Wochen schon zunächst unerklärliche retardierende Momente. Von seiten der breiten Arbeiterschaft und der führenden Unternehmen aus gesehen, konnte es eine Zeitlang sehr aussichtsvoll erscheinen, das württembergische Wirtschaftsleben assoziativ im Sinne der Dreigliederung zusammenzuschließen. Aber es zeigten sich rückläufige Tendenzen, die vor allem von der alten „Führerschicht“ der Organisationen und Parteien ausgingen. Im Sinne jener Stimme, die das Aufhören des Klassenkampfes bedauert hatte, sahen andere der kleineren und größeren Machthaber ihre Existenz dahinschwinden, die aus der andauernden Krise ihre Nahrung zog. Sie traten nicht offen auf, sondern wirkten hinter den Kulissen. Ihre Stützen fanden sie in der Mentalität jener Vielen, die auf die Dauer doch nicht die Wachsamkeit und die immer bereite geistige Tatkraft aufbringen konnten, die zur Verwirklichung der neuartigen sozialen Planung notwendig waren. Es war zuletzt doch bequemer, in den vorgefahrenen und ausgefahrenen Geleisen zu denken; zu erwarten, daß die Umgestaltung des sozialen Lebens aus einem mechanisch-automatischen Entwicklungsgänge einfach erfolgen werde. Einer Gruppe von Gewerkschaftsführern, die sich ausnahmsweise einmal einer Diskussion gestellt hatten, mußte Rudolf Steiner, als kein Argument anklingen wollte, schließlich verzweiflungsvoll und tragisch zurufen: „Nun, dann immer tiefer hinab in den Abgrund!“ —

Die letzte größere Dreigliederungs-Versammlung fand in Schwenningen statt. An der Seite von Rudolf Steiner haben damals Emil Leinhas und ich gesprochen. Leinhas sprach meist über die brennenden Fragen des Wirtschaftslebens. Mir fiel es zu, über die akuten Probleme des Kulturlebens zu sprechen. Auch Emil Molt nahm an dieser Versammlung teil.

Es sind in den folgenden Jahren immer wieder Ansätze gemacht worden, die wirtschaftlichen Grundgedanken der Dreigliederung wenigstens ansatzweise zu verwirklichen. Die Geschichte der Gründung des „Kommenden Tages“ in Stuttgart ist in einem Kapitel der Schrift von Emil Leinhas „Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner“ eingehend dargestellt worden. Auf diese Schrift, die insbesondere die Dreigliederungsaktion des Jahres 1919 behandelt, sei hier noch ausdrücklich hingewiesen.

Darüber, wie als wirklich lebensfähiger Sproß aus der Dreigliederungs-Bewegung die Waldorfschulen hervorgegangen sind, habe ich in einem vorangehenden Aufsatz (Heft 12 der „Mitteilungen“) ausführlich berichtet. In dem Ende April 1919 in Stuttgart geführten ersten Gespräch über die Gründung der Waldorfschule, an dem außer Rudolf Steiner und Emil Molt auch E. A. K. Stockmeyer und ich teilnahmen, entwickelte Rudolf Steiner aber auch einige Gedanken, die für die Weiterführung der Dreigliederungsarbeit heute aktueller denn je sein können. Er sprach u. a. von der Notwendigkeit, in allen Verzweigungen des Wirtschaftslebens etwas auszubilden und einzuführen, was man „Betriebskunde“ nennen könnte. Durch die notwendige Spezialisierung der modernen technischen Arbeitsprozesse — so führte Rudolf Steiner aus — ist für die Arbeitenden eine Verengung und Zersplitterung des Bewußtseins entstanden. Sie wirkt sich abbauend, antisozial aus. Es kommt darauf an, ein soziales Aufbaumoment dadurch

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einzuführen, daß man den Arbeitenden zum geistig Mittragenden seines ganzen Arbeitsprozesses macht. Daß man ihn auch für Gebiete und Verzweigungen seiner Arbeit interessiert, mit denen er nicht unmittelbar zu tun hat. Daß man das Bewußtsein ent-spezialisiert und zur Erfassung eines Ganzen weitet. In Bezug auf die Waldorf-Fabrik meinte Rudolf Steiner ganz konkret, daß dort für alle Abteilungen Vorträge gehalten werden sollten, die von der Darstellung der Tabakpflanze und des Tabakanbaugebietes in Griechenland und Mazedonien, über eine Darstellung des Transportes, in alle Zweige der Lagerung, Mischung, Verarbeitung führen sollten. Aber auch die später einsetzenden Prozesse der Zuteilung und Verteilung der Ware, die dazu notwendigen geschäftlichen Transaktionen usw. sollten mit einbezogen werden. Solch eine Betriebskunde kann nicht ein einmal Vorgenommenes sein, das dann wieder ad acta gelegt wird. Sie muß ein integrierender Bestand, ein immer weiter gepflegtes Element im Leben der Werke werden. Dann gibt sie den Boden ab für eine umfassendere geistige Mitarbeit, die dauernd am sozialen Zusammenschluß aller Beteiligten tätig ist. Damit die Einführungen in das Ganze nicht zu theoretisch bleiben, hielt Rudolf Steiner es für zweckmäßig, einzelne Arbeiter immer wieder in anderen Abteilungen „hospitieren“ und, soweit nach sachlichen Voraussetzungen tunlich, sogar mitschaffen zu lassen.

Mir scheint in diesen Anweisungen von Rudolf Steiner, die nach 1919 in der Waldorf-Astoria — und auch heute schon wieder in einigen Betrieben — wenigstens ansatzweise verwirklicht worden sind, eine wichtige, geistig-konkrete Handhabe gegeben. Man kann die Dreigliederungsgedanken nicht abstrakt-propagandistisch vorantreiben. Das würde nur zu Rückschlägen führen und zu einem der Größe der Sache abträglichen Mißkredit. Hier aber, an diesem wirtschaftlich-pädagogischen Ansatzpunkt sind die Möglichkeiten unmittelbar gegeben. Die Dinge liegen in der Luft, und die Zeit ruft förmlich nach solcher Initiative.

Sie wird um so wirksamer werden können, je mehr wir uns der Zeitenaufgabe bewußt werden, mit Initiativkraft für die Gestaltung eines freien Geisteslebens und für dessen Substanz zu sorgen. Die grundlegenden Gedanken, die Rudolf Steiner in seinen „Volkspädagogischen Vorträgen“ 1919 entwickelt hat, sind mit der Gründung von Waldorfschulen nicht erschöpft. Es gibt noch viele andere Lebensgebiete, die einer pädagogischen Durchpflügung und Beackerung harren. Liegt es auch im Sinne unserer geschichtlichen mitteleuropäischen Aufgaben, daß die Schulen Schrittmacher des freien Geisteslebens werden, so kann doch damit nichts Abschließendes gegeben sein. Haben nicht im Geiste dieser mitteleuropäischen Aufgaben z. B. die Ärzte eine ebenso große Möglichkeit, ja Verpflichtung, an der Gestaltung eines freien Geisteslebens mitzuwirken? Die Zeit verlangt ebensosehr nach einer großzügigen, geistig gegründeten Volkshygiene, wie sie der Volkspädagogik bedarf. In einem in der Waldorfschule geführten Gespräch sagte Rudolf Steiner: „Wir mögen Schwierigkeiten haben, mit unserer eigentlichen geisteswissenschaftlichen Bewegung jemals populär zu werden. Warum aber eine anthroposophisch begründete pädagogische und — beispielsweise auch medizinische Bewegung nicht Weltbewegungen werden sollten, ist gar nicht einzusehen.“

Erinnert man sich an das ungemein starke Echo, das vor einigen Jahren der von der Lehrerschaft ausgehende Aufruf für die Erhaltung eines freien Schulwesens allein in Westdeutschland fand, so glaubt man, eine Fülle ungenützter Möglichkeiten vor sich zu sehen. In verhältnismäßig kurzer Zeit ca. 80 000 zustimmende Unterschriften aus fast allen Berufskreisen! Es bedürfte nur der Initiative und der schöpferischen Fantasie, um dieses große Kapital im Sinne unserer sozialen Zeitaufgaben zu heben und fruchtbar zu machen.

In solcher, am großen sozialen Leben der Gegenwart mittätigen Arbeit der anthroposophischen Bewegung wäre nicht nur ein wirksamer Beitrag gegeben, die abend-

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ländische Kulturwelt vor äußerer Zersetzung und damit vor weiteren Katastrophen zu bewahren. Sie könnte zugleich eine immerwährende Verjüngung und eine nicht minder notwendige moralische Stärkung bedeuten.

Wie ein Testament für 1952 und die kommenden Jahre erscheinen mir die Worte von Rudolf Steiner, wie ich sie aus der Erinnerung wiedergeben kann: Wir waren nie freier von kleinlichem Gezänk und kleinlichen Plackereien als 1919, wo der frische Wind der Dreigliederungsbewegung durch unsere Straßen fegte.

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