Preisvergleich leicht gemacht? Preise transparenter machen

01.01.2004

Der Erfolg des Fairen Handels zeigt, daß die Verbraucher sich zunehmend auch dafür interessieren, wie die Preise entstehen – und es bei ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen. Durch mehr Preistransparenz könnte der Biohandel hier eine Vorreiterrolle spielen.

Preisvergleich - Fairer Handel mit den Bauern

In der Schweiz wird inzwischen jede vierte Banane fair gehandelt. Die Verbraucher sind also bereit mehr zu bezahlen, weil sie sich darauf verlassen können, daß der Zuschlag den Bauern in den Entwicklungsländern zugute kommt. Sie geben sich nicht mehr damit zufrieden, beim Preisvergleich nur Endpreise zu berücksichtigen.

Dasselbe wünschen sich die Verbraucher auch gegenüber den Bauern in Europa. In den letzten Jahren machen immer mehr Supermärkte Bioprodukte erschwinglicher. Manche Verbraucher fragen sich aber wer den Kürzeren zieht. Sie möchten nicht auf Kosten der Bauern sparen. Dies desto mehr als sie oft aus eigener Anschauung wissen, daß diese trotz harter Arbeit meist nicht gerade üppig verdienen. Viele Biohöfe machen eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, laden Verbraucher oder ganze Schulklassen zum Mitmachen ein, veranstalten Hoffeste. Und immer mehr wagen es sogar, ihre Bilanzen offen zu legen. Durch diesen direkten menschlichen Kontakt werden die Verbraucher sensibler für die Belange der Biobauern.

Preisvergleich - Eine Konsumenteninitiative

Wiederum in der Schweiz haben Konsumentenvertreter im Demeter Verband daher angeregt, auf den Verpackungen der markeneigenen bio-dynamischen Produkte detaillierte Angaben zur Preisfindung zu machen. Es sollte aufgeschlüsselt werden, welchen Anteil am Endpreis der Bauer, der Verarbeiter bzw. Verarbeiter, der Großhandel und der Einzelhandel bekommen.

Dieser Vorschlag wurde innerhalb des Verbands intensiv diskutiert. Neben den Konsumentenvertretern waren eigentlich auch die Bauernvertreter dafür. Zu einem Durchbruch ist es aber noch nicht gekommen – aus Angst, vom Handel boykottiert zu werden. Gerade in der Biobranche gibt es noch viele Kleinläden. Um trotz ihrem geringen Umsatz zu überleben, haben sie keine andere Wahl als die Preise höher zu setzen. Sie würden in Erklärungsnot kommen, wenn auf den Verpackungen sichtbar gemacht wird, dass die hohen Preise vor allem an ihnen liegen.

Man sieht es aber am Beispiel des fairen Handels mit den Bauern: Verbraucher sind schon bereit einen Zuschlag zu bezahlen, wenn sie erkennen können wozu. Argumente für Kleinläden gegenüber Supermärkte – und sogar Biosupermärkte – lassen sich schon finden, wie etwa die Möglichkeit einer persönlichen Beratung oder Rückmeldung des Verbrauchers. Und im Notfall brauchen sie nur Einblick in ihre Bilanz zu geben, die nicht unbedingt viel besser aussieht, als diejenige des Bauernhofs.

Preisvergleich - Wer macht mit?

Klar ist auf jedem Fall, daß vor allem Verbraucher und Biobauern – aber auch Hersteller – sich mehr Preistransparenz wünschen. Sie müssen jetzt nach Verbündeten im Handel suchen. Vielleicht übernehmen hier Biosupermarktketten wie Alnatura eine Vorreiterrolle. Ihnen wird – oft zu Unrecht – vorgeworfen, nur dadurch günstige Preise anbieten zu können, daß sie die Biobauern unter Druck setzen. Eine differenzierte Preisangabe würde hier Klarheit schaffen. Bei ihren Hausmarken haben sie es noch dazu in ihrer Doppelrolle als Hersteller und Händler besonders leicht eine solche Preisangabe zu machen.

Sylvain Coiplet


Quelle: "Preise transparenter machen", AlnaturA Magazin 1/2004, vom Autor überarbeitete Version.