Ansgar Martins und die Anthroposophie

19.02.2021

In letzter Zeit verbreitet Ansgar Martins die Behauptung, die soziale Dreigliederung sei gleichbedeutend mit Ständestaat und Demokratiefeindlichkeit. Das hat er von Helmut Zander abgeschrieben. Das nennt sich wissenschaftliches Arbeiten. Würde er sich unvereingenommen mit den Originalquellen beschäftigen, dann könnte ihm dämmern, dass es genau anders herum ist. Rudolf Steiner sieht in der sozialen Dreigliederung die Bedingung, um den Ständestaat restlos zu überwinden[6] und die Demokratie langfristig erhalten zu können.[7]

Ansgar Martins hat übrigens mit Helmut Zander gemeinsam, dass es ihm eigentlich um die Bekämpfung der Idee der Wiederverkörperung geht. Er kommt aus der Ecke der Frankfurter Schule und fühlt sich dem Materialismus verpflichtet. In diesem Kampf sind ihm alle Mittel recht.

Wo es nur passt, greift Ansgar Martins also auch zum Rassismusvorwurf. Und dies obwohl er inzwischen die entscheidenden Belege gegen diese These kennt. Er hat sich nämlich in dieser Frage – anders als bei der Frage der sozialen Dreigliederung – mit den Originalquellen auseinandergesetzt. Oder zumindest mit einem echten Kenner der Anthroposophie, Hans Büchenbacher.[8] Eigentlich war Ansgar Martins nur an Büchenbacher interessiert, weil dieser Kritik an den Anthroposophen der dreissiger Jahre übte. Büchenbacher hatte durch seine intensive Beschäftigung mit der Anthroposophie jedes Rassenvorurteil überwindet und konnte gut einschätzen, wer von den Anthroposophen noch nicht so weit war. Das macht seine Erinnerungen so wertvoll. Auch wenn Marie Steiner nicht ganz so gut wegkommt.

In Büchenbacher's Erinnerungen stösst Ansgar Martins aber auch auf Aussagen, die zeigen, wie jeder Rassismusvorwurf gegen Rudolf Steiner und die Anthroposophie sich selber in den Schwanz beisst. Leider ist Selbsterkenntnis nicht die Stärke von Ansgar Martins. Er unterstellt Büchenbacher Antisemitismus, kann sich aber nicht gestehen, dass er selber rassistisch denkt, wenn er die Blutsverwandschaft einer bestimmten Gruppe für erhaltungswürdig hält. Büchenbacher, selber Halbjude, hielt ein solches Hängen an der Blutsverwandschaft für überholt und bekannte sich zum Menschentum.

Stand: 04.09.2022

Sylvain Coiplet

Anmerkungen

[5] Rudolf Steiner [2019]: „Natürlicher und sozialer Organismus“
[6] Rudolf Steiner [2019]: „Grundfragen der sozialen Dreigliederung“
[7] Johannes Mosmann [2020]: „Der blinde Fleck der Gesellschaftskritik“
[8] Ansgar Martins [2014]: „Hans Büchenbacher Erinnerungen 1933-1949“