Wie funktioniert freies Geistesleben? - Eine Replik IV
Zum Beitrag Wie funktioniert freies Geistesleben? von Christoph Lindenberg in Heft 6/94, S. 486-489
Zur Frage von Führung und Entscheidung: Natürlich haben Vorschriften und Reglementierungen nichts im Geistesleben zu suchen. Wer bestritte denn das Darum geht es nicht. - Im selben Moment, wo ich mit anderen (befähigungs-ungleichen) Menschen Geistesleben sozial produzieren will, habe ich das individuell-autonome Geistesleben verlassen. Sozial ist ein nunmehr zu organisierendes Geistesleben (bis zum Institut hin) nur dann, wenn Geistesleben als Leben mit Geist eben alles tun mag, aber eben das Entscheiden und Führen unterläßt, wenn dafür nicht das dazugehörende Rechts- und Wirtschaftsleben von den Beteiligten und mit den Dazukommenden ständig und verläßlich vereinbart wird. - Ich entscheide strikt urteilend: Das Geistesleben entscheidet nicht! Es teilt mit, hört zu, es fühlt mit, es will (anregen, anstiften). Alles darüber Hinausgehende ist nicht Geistesleben aus sich. Es hat mit anderen Leben heutzutage führerlos und kompetent zu koordinieren. Und ob Kompetenz vorliegt, das wird sich am Ergebnis zeigen.
[Die Zuschrift wurde von der Redaktion gekürzt.]
Quelle: Die Drei, 9/94, S.724