Solidarische Ökonomie soll bekannter werden

28.12.2006

Kongress in Berlin übertraf alle Erwartungen der Veranstalter – Basis der Unterstützer reichte von DGB über Attac bis GLS Gemeinschaftsbank

Von NNA-Korrespondent Jakob Steigerwald

BERLIN (NNA). „Wie Wollen Wir Wirtschaften?“ Unter diesem Motto stand der diesjährige Kongress zur Solidarischen Ökonomie Ende November in Berlin. Ziel des Kongresses war es unter anderem, den Begriff „Solidarische Ökonomie“ in Deutschland bekannter zu machen. Aber auch solidarische Projekte sollten sichtbar werden und Menschen motivieren, selbst in diesem Sinn zu handeln.

Über 100 Foren, Workshops und Podiumsveranstaltungen fanden in den Räumen der Technischen Universität statt. Die Veranstalter Bewegungsakademie e. V. und die TU Berlin wurden hierbei von zahlreichen Mitträgern wie Attac und dem DGB Berlin Brandenburg unterstützt sowie von Sponsoren wie der GLS Gemeinschaftsbank.

Dagmar Embshoff von der Bewegungsakademie eröffnete den Kongress mit einer erfreulichen Botschaft: Mit über 800 Anmeldungen überstieg der Kongress bereits bei weitem die ursprünglichen Erwartungen von 500 Teilnehmern. In der Begrüßungsrede ging sie unter anderem auf die Wurzeln und Ziele der Solidarischen Ökonomie ein. Gleichzeitig wurden ihre Botschaften simultan in bis zu drei Sprachen übersetzt - ein deutliches Zeichen: Dieser Kongress verstand sich nicht eingegrenzt auf den deutschen Sprachraum, sondern wollte eine grenzüberschreitende Veranstaltung sein.

Auch Sven Giegold von Attac Deutschland begann seine Rede mit einer erfreulichen Statistik über den Zuwachs des Suchbegriffs „Solidarische Ökonomie“ bei Google, mahnte jedoch auch zu kritischem Denken. Er stellte die Frage in den Raum, warum noch nicht mehr solidarisch gewirtschaftet würde, obwohl die Bewegung nunmehr seit etwa 200 Jahren existiere.

Nachdem der Gastgeber TU Berlin durch Hanns-Fred Rathenow vom Institut für Gesellschaftswissenschaften und historisch-politische Bildung die Gäste willkommen geheißen hatte, stellte sich eine Reihe internationaler solidarischer Projekte vor, darunter Georg Rath von der Kooperative Cecosesola in Venezuela, Jutta Sundermann vom Netzwerk freies Wissen und der in Schottland lebende und aus Sambia stammende Norman Chipakupaku von Trade Africa 2000. Es folgte eine bunte Mischung weiterer Projekte aus verschiedenen Teilen der Erde. Den krönenden Abschluss bildete die Rede Paul Singers, des Staatssekretärs für solidarische Ökonomie in Brasilien.

Vor den Türen des Veranstaltungssaals setzte sich die belebte und bunte Atmosphäre fort: Auf der Projektemesse hatte zahlreiche Betriebe und Initiativen einen kleinen Informationsstand, für das leibliche Wohl sorgten drei selbstorganisierte Cafés und das „Mampfmobil“. Das mobile Kochkollektiv versorgte die Kongressteilnehmer das ganze Wochenende über mit ökologisch-vollwertigem Essen. Das Projekt wird durch ehrenamtliche Arbeit getragen. So wurden auch bei diesem Einsatz die Kongressteilnehmer zum Schnippeln von Gemüse und zum Abwaschen aufgerufen.

Das aus Foren, Podien und Workshops zusammengesetzte Programm wurde von neun zentralen Themensträngen durchzogen, dabei unter anderem Praxis und Projekte Solidarischer Ökonomie weltweit, der neoliberale Umbau und politische Rahmenbedingungen für Solidarische Ökonomie.

So wurde den gesamten Samstag sowie den halben Sonntag emsig diskutiert, verhandelt und präsentiert. Das Ergebnis war sicher kein Pauschalrezept für eine bessere Welt, darum ging es aber auch nie. Ziel war es neben der Öffentlichkeitsarbeit für die Solidarische Ökonomie, Informationen und Ideen auszutauschen und die verschiedenen Projekte und Initiativen miteinander zu vernetzen.

Auf der Abschlussveranstaltung wurde dies insgesamt positiv bewertet und der Wunsch nach weiteren Veranstaltungen dieser Art geäußert. Die Ergebnisse des Kongresses sollen in Kürze in Form eines Buches veröffentlicht werden. Die Veranstalter haben außerdem angekündigt, dass die Reden und Materialien des Kongresses in Kürze ins Internet gestellt werden sollen.

Link: www.solidarische-oekonomie.de

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