Alternative Nobelpreise für Nicanor Perlas und Sekem

02.10.2003

Zwei alternative Nobelpreise gehen dieses Jahr an prominente Vertreter der sozialen Dreigliederung. Der Bürgerrechtler Nicanor Perlas von den Philippinen und Ibrahim Abouleish und seiner Sekem-Initiative in Ägypten überzeugten mit ihrem Engagement für eine nachhaltige Entwicklung.

Die philippinischen Menschenrechtler Walden Bello und Nicanor Perlas werden für ihren Einsatz als Globalisierungskritiker ausgezeichnet. Der 1945 geborene Walden Bello gilt als profiliertester Globalisierungskritiker in Asien und wurde in den achtziger Jahren bekannt, als er gegen Kredite der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds an das Marcos-Regime auf den Philippinen protestierte.

Auch der fünf Jahre jüngere Nicanor Perlas begann seine politischen Aktivitäten im Kampf gegen die Diktatur unter Marcos. Er leitet heute ein Zentrum zur Förderung alternativer demokratischer Initiativen. In seinem Buch Die Globalisierung gestalten: Zivilgesellschaft, Kulturkraft und Dreigliederung setzt sich Nicanor Perlas für ein neues Selbstverständnis der Zivilgesellschaft als kulturelle Kraft ein, die sich zwar auf die Politik und Wirtschaft auswirkt, sich aber durch ihre eigenen Wurzeln im Individuellen nicht von ihnen vereinnahmen lässt.

Das ägyptische Agrar-Unternehmen Sekem und sein Gründer Ibrahim Abouleish erhalten einen Alternativen Nobelpreis für die Ausbreitung biodynamischer Anbaumethoden. Sekem hält beim Anbau "Demeter- Standards" ein und produziert neben Bio-Lebensmitteln und Kräutertees auch Öko-Textilien aus ägyptischer Baumwolle, die unter anderem nach Deutschland und in die Schweiz exportiert werden. Besonders geachtet wird auf die Einhaltung eines fairen Handels, sodass Sekem inzwischen imstande ist, kulturelle Initiativen wie Kindergarten, Waldorfschulen und bald eine freie Universität zu finanzieren. Dabei wird großen Wert auf den interkulturellen Austausch gesetzt. Ausgangspunkt ist - wie bei Nicanor Perlas - der Ansatz der sozialen Dreigliederung.

Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 nach einer Stiftung des Deutsch-Schweden Jakob von Uexküll für Leistungen beim Umweltschutz, der Friedenssicherung und der Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit vergeben. Um bewußt die Interdisziplinarität zu fördern, werden sie nicht nach festen Kategorien vergeben. Die diesjährigen Preisträger erhalten ihre Auszeichnungen am 8. Dezember in Stockholm. Einen Tag später sind sie Gäste der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.