Südafrikanisches Einwanderungsgesetz macht sich schlau

19.06.2001

Die südafrikanische Regierung hat ihr Einwanderungsgesetz gelockert: Ausländern wird künftig die Arbeitsaufnahme erleichtert, aber für ausländische Fachkräfte sollen die Unternehmen in der Regel eine Sondersteuer in Höhe von ein bis drei Prozent des Gehalts bezahlen. Das Parlament soll das neue Gesetz noch dieses Jahr verabschieden. Bisher mussten die Unternehmen begründen, warum sie für bestimmte Stellen eine ausländische und keine südafrikanische Arbeitskraft einstellen wollten. Dieses Verfahren war laut Mario Ambrosini, dem Sonderberater von Innenminister Mangosutho Buthelezi, "bürokratisch, zeitraubend und unwissenschaftlich". "Wir machen die ausländische Arbeitskraft jetzt einfach teurer. Wenn der Unternehmer sie braucht, wird er sie nehmen. Der freie Markt entscheidet, wer den Job bekommt".

Freier Markt hin oder her, solche Sonderberater und Sondersteuer hat Südafrika nicht verdient. Als Unternehmer oder Innenminister würde ich Mario Ambrosini sofort kündigen und lieber einen Ausländer einstellen. Mit seinem unbürokratischen Nationalismus könnte er eine Lawine lostreten, die bald auch andere Länder mitreißen würde. Die ein bis drei Prozent des Gehalts sind noch eine symbolische Größe. Andere Länder würden kaum dabei bleiben und lieber einen Prozentsatz nehmen, der wirklich den gewünschten Effekt erzielen kann - nämlich intelligente Diskriminierung.

Sieht man von diesem politischen Ziel ab, so wäre eine Abgabe für die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer eine gar nicht so schlechte Idee. Sie dürfte nur nicht dem eigenen Land - und noch weniger dem eigenen Staat - zukommen. Es gilt nämlich die Ausbildungskosten auszugleichen und diese sind im Ausland angefallen. Südafrika wäre daher gut beraten, dem ursprünglichen Land diese Kosten zu erstatten, zum Beispiel durch die Finanzierung von dortigen Bildungsprojekten. Natürlich möglichst unbürokratisch. Damit könnte es den ersten Anstoß zu einer Internationalisierung der Sozialsysteme geben. Und dies könnte Südafrika selber gut brauchen, weil immer mehr südafrikanische Fachkräfte - wie Ärzte, Krankenschwestern und Lehrer - das Land verlassen und ihre Ausbildung mitnehmen. Bisher hat sich niemand dafür dankbar gezeigt.