Das Soziale an der Dreigliederung?

01.03.2023

Bibliographische Notiz

Wie lässt sich sozial über die Soziale Dreigliederung sprechen? Eine Frage, die uns insbesondere in den letzten Monaten unserer Filmarbeit beschäftigte. Wir sind eine Gruppe von fünf jungen Menschen, die gemeinsam drei Jahre lang einen Film zur Sozialen Dreigliederung gedreht haben. Nun, am 4. Februar, gab es endlich die Premiere in Freiburg mit anschließender Tournee. Und je näher diese Filmvorführungen rückten, desto mehr wurde die Frage laut: Ist der Film auch sozial genug? Wie kann er sozial in der Welt wirken?

Die Spannung bestand für uns im Besonderen darin, dass es sozial ist, wenn die Soziale Dreigliederung so verständlich wie möglich ist. Daher rührte auch der Impuls, einen Film darüber zu drehen. Denn ein Film kann heutzutage leider besser für ein breites Verständnis sorgen als ein Buch. Der Zugang ist für viele Menschen niedrigschwelliger. Also unser Anspruch war es, die Dreigliederung möglichst einfach für alle Menschen verständlich darzustellen. Ein sozialer Wunsch, der große Willensanstrengungen in der Vorbereitung benötigte.

Wir brauchen heute nicht etwa bloß eine Lehre. Die kann noch so gut sein, aber sie kann in den Bibliotheken verschimmeln, sie kann in Worten von Wüstenpredigern da oder dort figurieren, wenn nicht dafür gesorgt wird, daß möglichst bald der Impuls der Dreigliederung mit allem, was dazugehört, in eine möglichst große Anzahl von Köpfen hineinkommt.[1]

Auf der anderen Seite ist das Großartige an der Sozialen Dreigliederung, dass sie kein einfaches Schema ist. Sie ist keine ausgedachte Utopie, die sich simpel erklären lässt. Und das ist gerade das Soziale an ihr. Dass sie keine Theorie ist, die sich über die Menschen stellt. Keine Idee, der sich die Menschen unterzuordnen haben. Sie beinhaltet keine einfachen Spielregeln, nach denen die Menschen wie Marionetten ihr Leben ausrichten können.

Man kann annehmen, irgend jemand wäre im Besitze einer vollkommenen theoretischen „Lösung“ der sozialen Frage, und er könnte dennoch etwas ganz Unpraktisches glauben, wenn er der Menschheit diese von ihm ausgedachte „Lösung“ anbieten wollte. Denn wir leben nicht mehr in der Zeit, in welcher man glauben soll, auf diese Art im öffentlichen Leben wirken zu können. Die Seelenverfassung der Menschen ist nicht so, daß sie für das öffentliche Leben etwa einmal sagen könnten: da seht Einen, der versteht, welche sozialen Einrichtungen nötig sind; wie er es meint, so wollen wir es machen.[2]

Daher war die zweite Schwierigkeit für uns, keine starre Dreigliederung zu zeigen. Sondern deutlich zu machen, wie sich aus einer sozialen Beobachtung heraus die passenden Fragestellungen ergeben könnten. Dass sich an den Phänomenen ein soziales Denken entwickeln lässt.

Der Film geht daher von den Phänomenen der Moderne: Individualisierung, Globalisierung und Industrialisierung aus und versucht aus ihnen heraus, eine Sensibilität für die drei Bereiche: Geistesleben, Wirtschaftsleben und Rechtsleben zu schaffen. Gezeigt wird dies anhand von gedanklichen Interviews mit insgesamt 18 Interviewpartnern, praktischen Projekten, die Teilaspekte der Sozialen Dreigliederung darstellen und einer künstlerischen Rahmenhandlung. In dieser wird in einem „Bunten Raum“ die Entwicklung vom Einheitsstaat zur Dreigliederung nachempfunden.

Zu unserer Freude entstand nach den Aufführungen oft ein sehr soziales Gespräch über eine Soziale Dreigliederung. Es gibt eine große Offenheit bei den Menschen für den Film. Wir hoffen zudem, ihn noch vielen Oberstufenschülerinnen zeigen zu können. Selbst hatten wir nicht das Glück, mit diesen Gedanken schon in der Oberstufe in Kontakt zu kommen. Aber gerade damals hatten wir noch ein besonders feines Gespür für Unstimmigkeiten im Sozialen und ärgern uns im Nachhinein, die Dreigliederung nicht gekannt zu haben.

Vom Film zum Forschungsstudium

Nun sind wir keine Oberstufenschüler mehr, sondern Studierende. Und während der Filmarbeit, die auch im Wesentlichen darin bestand, uns in die Texte Rudolf Steiners zu vertiefen, wurde uns deutlich, dass wir sie noch viel mehr studieren wollen. Nur so können wir die Fähigkeiten ausbilden, mit denen wir ganz ernsthaft für die Soziale Dreigliederung arbeiten können. Unser Film ist nur ein kleiner Anfang in diese Richtung. Wir sind daher dabei, ein „Forschungsstudium – Soziale Dreigliederung“ aufzubauen. Dafür suchen wir noch dringend nach einem Ort. Kennen Sie jemanden, der uns ein größeres Haus für drei Jahre zur Verfügung stellen könnte?!

Das ist eine große Bitte. Wir trauen uns nur, sie zu formulieren, weil wir als junge Menschen das Studium als unsere Aufgabe empfinden. Als das, was wir brauchen, um etwas in dieser Welt beitragen zu können: Einmal richtig gründlich zu studieren, solange wir noch einigermaßen beweglich sind. Wir wollen dies gerne tun. Und wir ringen bereits jeder für sich und in regelmäßigen Treffen um ein tieferes Verständnis der Dreigliederungsgedanken. Damit wir es jedoch noch besser gemeinsam tun können, brauchen wir eine Freistellung von den älteren Generationen. Einen Rahmen, in dem wir ein soziales Denken entwickeln können. Darüber würden wir gerne mit Ihnen sprechen.

Kontakt

kontakt@dreigliederungsstudium.de
+49 178 45 20 648
+49 1575 34 75 935

Informationen zu den weiteren Aufführungsorten des Films:
ZUSAMMENSPIEL – Anregungen zu einer Sozialen Dreigliederung des öffentlichen Lebens
Finden Sie hier: filmprojekt.dreigliederung.de

Dort wird auch ab dem 28. Mai ein Link zum Film zur Verfügung stehen.

Anmerkungen

[1] Rudolf Steiner, Anthroposophie, Soziale Dreigliederung und Redekunst, S. 118 f.

[2] Rudolf Steiner, Die Kernpunkte der Sozialen Frage, Vorrede und Einleitung zum 41. Bis 80. Tausend dieser Schrift, zweiter Absatz.