F&C und HarbourVest investieren in Rüstungsindustrie

05.10.2012

BAE Systems ist der zweitgrößte Rüstungskonzern der Welt [1]. Er bezieht seine Mittel, wie der „Marktführer“ Lockheed Martin, vornehmlich von Pensionskassen, Versicherungsgesellschaften und anderen institutionellen Anlegern. BAE stand immer wieder im Zentrum von Bestechungsskandalen im Zusammenhang mit Waffenlieferungen an Länder wie Saudi Arabien [2]. Einer der größten Investoren von BAE Systems ist F&C Investments [3].

Der Waffenhersteller BAE Systems kann auf ganz unterschiedliche Weise vom wirtschaftlichen Erfolg von F&C profitieren. Zum Beispiel allein schon dadurch, dass F&C ein Interesse am Erfolg von BAE Systems hat, und einen entsprechenden Einfluss geltend macht. Nachdem etwa im Jahr 2006 viele NGOs die britischen Behörden wegen der vorläufigen Einstellung der Ermittlungen gegen BAE Systems kritisiert hatten, schrieb auch F&C die zuständige Behörde an. F&C bittet die Regierung in dem Schreiben um klare Richtlinien für die Waffengeschäfte mit Saudi Arabien, und spricht also scheinbar den NGOs aus dem Herzen. Interessanterweise betont F&C dabei jedoch, dass diese Frage nicht von der britischen Regierung beantwortet werden könne, sondern auf EU-Ebene verschoben werden müsse, da sonst ein wirtschaftlicher Nachteil britischer Investoren zu befürchten sei. Das Lehrstück in Sachen Diplomatie ist hier abrufbar.

HarbourVest investiert in Avio, einen italienischen Rüstungsproduzenten. Dies geht aus der Portfolio-Aufstellung von HarbourVest hervor [4]. Außerdem legt das australische Militär Gelder bei HarbourVest an, wie aus dem Jahresbericht des Verteidigungsministeriums hervorgeht [5]. Das ist insbesondere auch deshalb problematisch, weil das australische Militär immer wieder in Kriege verwickelt war, die von weiten Teilen der Erdbevölkerung verurteilt wurden. So gehörte Australien beispielsweise zur Koalition der Willigen, die George Bush für den Irak-Krieg einberufen hatte [6].

Zu den größten privaten Förderern der Rüstungsindustrie gehören Pensionskassen und Rentenfonds. Diese investieren entweder direkt, oder über Private-Equity-Gesellschaften in die Rüstungsindustrie. Der eine Billion Dollar schwere US-Versicherer "American Funds" etwa ist einer der Hauptfinanziers von Lockheed Martin, dem derzeitigen Marktführer im Waffengeschäft [7]. Und BAE Systems, die Lockheed Martin im Falle einer geglückten Fusion mit EADS den Rang ablaufen werden, kann sich auf AXA Versicherungen verlassen, die mit 9% ihr größter privater Anteilseigner sind [8].

Insofern Versicherer und Pensionsfonds direkt oder über Private-Equity-Fonds andererseits kleinere Betriebe kaufen, weiterverkaufen, ausschlachten oder an die Börse bringen, können sie auf Mittel zurückgreifen, die auf der Wertbildung beruht, zu der jeder von uns beiträgt. Das finanzieren wir dann mit jeder Kartoffel, Glühbirne oder Hose, die wir kaufen. Na und, wird mancher sagen. Das selbe gilt doch auch von der Mehrwertsteuer. Für mich macht es aber, bei aller berechtigten Kritik an unserem gegenwärtigen Staat, immer noch einen Unterschied, ob Waffen von der öffentlichen Hand aus politischen Gründen, oder von einer Privatgesellschaft aus reinem Gewinnstreben finanziert werden, oder gar als "Altersvorsorge".

Die Wirklichkeit ist verrückter als alles, was ein Mensch sich ausdenken kann.

Anmerkungen