Erfolg mit Huebliwasser und anthroposophischem Leitbild

12.09.2006

Stiftung Rüttihubelbad beging 20jähriges Bestehen – Bedeutender Kultur- und Wirtschaftsfaktor im Schweizer Emmental zieht Gäste von überall an

Walkringen (NNA). Eine der vielseitigsten Einrichtungen auf anthroposophischer Grundlage, die Stiftung Rüttihubelbad in Walkringen bei Bern, feierte Ende August ihr 20jähriges Bestehen. Das reichhaltige und originelle Festprogramm zog zahlreich Menschen aus der ganzen Schweiz an. Was mit einem Verein zur Gründung eines anthroposophischen Altenheims in Bern begann, kann sich heute nicht nur als überregional bedeutsames Kulturzentrum in der Schweiz sehen lassen, sondern auch als eindrucksvoller Wirtschaftsfaktor. Die soziale und für die Region wirtschaftlich relevante Organisation wurde auch durch die Berner Regierungsrätin Barbara Egger gewürdigt. Die Regierungsrätin betonte als Sozialdemokratin wünsche sie sich noch viel mehr Institutionen für die Schweiz, wie es das Rüttihubelbad sei. Die Stiftung Rüttihubelbad und die Rüttihubelbad AG erwirtschaften heute konsolidiert einen Umsatz von rund 18 Millionen Schweizer Franken. Die Stiftung ist selbsttragend. Etwa 160 Vollzeitarbeitsplätze sind so entstanden. Jakob Reubi und Christian Römelin schildern Geschichte und Gegenwart des traditionsreichen Platzes im Emmental.

Wir schreiben das Jahr 2006. Es war vor 250 Jahren, als Peter Schüpbach das erste Bauernhaus auf dem Rüttihubel im schönen Emmental erbaute. Keine 30 Jahre später entdeckte Apotheker Benteli dort eine eisenhaltige Heilquelle ließ sie amtlich beurkunden. Damit war der Grundstein für eine fast zweihundert Jahre andauernde Badekultur auf dem „Rüttihubel“ gelegt, für das Rüttihubelbad. Viele alte Dokumente und auch etliche Bücher belegen, wie es im damaligen Rüttihubelbad zu gegangen ist. Von Beginn an bis zum Verkauf befand sich das Gelände im Besitze der Familie Schüpbach.

1986 kaufte die neu gegründete Stiftung Rüttihubelbad das Grundstück mit all seinen Gebäuden. Sie ist aus dem gemeinnützigen „Verein für ein Altersheim auf anthroposophischer Grundlage in der Region Bern“ entstanden, dessen Ziel es war, in der Region Bern eine Liegenschaft zu erwerben, um als Gegenstück zu den Rudolf Steiner Schulen für Jugendliche ein Heim mit ganzheitlicher Betreuung und Pflege für alte Menschen aufzubauen.

Im ursprünglichen Konzept der Stiftung war neben dem Betrieb des Altersheimes auch die alte Badekultur verankert, verbunden mit neuzeitlichen, komplementären Therapieangeboten sollte diese wieder aufleben. Dieser Teil des Konzepts konnte aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden, trotzdem spielt das „Hübeliwasser“ auch heute noch eine wesentliche Rolle. Als qualitativ hochstehendes Tafelwasser sprudelt es immer noch aus einer eigenen Quelle und wird auf dem Rüttihubel gern getrunken.

Rüttihubelbad gründete zusätzlich ein Behindertenheim mit geschützten Werkstätten und ließ auch das ursprüngliche Restaurant wieder aufleben. Heute stehen kulturelle Aktivitäten und Kursangebote nicht nur den Bewohnern zur Verfügung, sondern auch der Öffentlichkeit. Das ehemalige Kurhaus „Sans-souci“ wandelte sich zum Seminar- und Kurshotel. Eine nach biologisch-dynamischen Grundsätzen geführte Gärtnerei ergänzt die Institution.

Anthroposophisches Leitbild

Das Leitbild und die Unternehmensgrundsätze basieren auf dem von Rudolf Steiner begründeten anthroposophischen Gedankengut. Auch der Bauimpuls hat dort seinen Ursprung. Die Gebäude, mit Ausnahme des Restaurants, zeigen sich in anthroposophischer Bauweise mit den typischen Merkmalen. Harmonische Grundgestaltung, möglichst natürliche, biologische Materialien, Liebe zum handwerklichen Detail, betonte Farbgebung finden sich hier.

Das Alterswohn- und Pflegeheim, als ursprünglicher Impuls, konnte bereits 1991 fertiggestellt werden. Allerdings haben sich die Bedürfnisse seitdem stark gewandelt. Das Altersheim ist immer mehr zu einem Pflegeheim geworden. Geblieben ist aber die Philosophie, dass jeder Bewohner bis zu seinem Tod in seinem Zimmer bleiben kann, das er beim Eintritt bezogen hat. Die Wahl des Arztes ist für jeden Bewohner frei. Die Altersheimbewohner können die Veranstaltungen im Rüttihubelbad und auch die angebotenen Kurse kostenlos besuchen, was eine willkommene Bereicherung des Heimalltages darstellt.

Eine weiteres Angebot in Rüttihubelbad ist die sozialtherapeutische Gemeinschaft. Sie betreut sowohl intern wohnende, als auch externe Erwachsene mit einer geistigen oder psychischen Behinderung und bietet ihnen geschützte Arbeitsplätze. Je nach Fähigkeiten werden sie in den verschiedenen Werkstätten beschäftigt und gefördert oder arbeiten in einem anderen Werk des Rüttihubelbades mit. Einen ganz wichtigen Stellenwert nimmt dabei die biologisch-dynamische Gärtnerei ein. Die mit dem biodynamischen Label Demeter zertifizierten Produkte werden in den Küchen des Restaurants und des Altersheimes verwendet.

Das Rüttihubelbad als Kultur- und Bildungszentrum

Das Bildungszentrum von Rüttihubelbad bietet jedes Jahr rund 85 Kurse an, welche vorwiegend an Wochenenden und in den Schulferien stattfinden. Nebst anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Themen beinhaltet das Programm auch Kurse zu den Bereichen Lebensgestaltung, spirituelle Entwicklung, komplementäre Medizin, Heilpraxis, Kunst- und Kulturgeschichte. Besonders beliebt ist das Sommerferienprogramm mit den Schwerpunktthemen Handwerk, Malen, Gesang, Fastenwandern und Meditation.

Rüttihubelbad verfügt über einen Konzertsaal, dessen Veranstaltungskalender jedes Jahr umfangreicher wird. Auch das Schweizer Fernsehen hat den Rüttihubel-Saal entdeckt: Produktionen der Emmentaler Liebhaberbühne und des Duo Fischbach wurden vom Rüttihubel aus in die gute Stube der Fernsehkonsumenten gesendet. Bei Liebhabern der klassischen Musik hat sich die „Rüttihubeliade“ einen festen Platz als „das spezielle Musikfest“ erobert. Jeweils zwischen Weihnachten und Neujahr treffen sich hochkarätige Künstlerinnen und Künstler im Rüttihubelbad zu diesem einzigartigen Musikfestival. In der Kunstgalerie stellen alljährlich sieben bis acht Künstlerinnen oder Künstler ihre Werke aus.

Vom geplanten Hallenbad zum Sensorium

Zum Jahresbeginn 2004 eröffnete das Sensorium seinen Betrieb für die Sinne. Gestaltet nach den Ideen von Hugo Kükelhaus bietet es mehr als Unterhaltung für Gross und Klein. Der Rohbau des ehemaligen Hallenbades wurde mit einem minimalen Aufwand als Ausstellungsraum ausgebaut. Rund 40 Erlebnisstationen laden zum Bestaunen, Begreifen, Betasten und Bespielen ein. Seit der Eröffnung haben mehr als 110.000 Besucherinnen und Besucher das Sensorium im Rüttihubelbad erlebt. Es sind vor allem Schulklassen aller Altersstufen, Firmen, Vereine und Familien aus der ganzen Schweiz, die ihre Sinne als „Tore zur Welt und zum Leben“ neu entdecken möchten.

Im Bauernhaus, das nach alten Plänen wieder aufgebaut wurde, werden die Gäste in einem biologischen, Knospe-zertifizierten Restaurant bewirtet. Fleisch-, Fischgerichte und vegetarische Küche kann man auf der großen Sonnenterasse genießen und dabei seinen Blick über das hügelige Emmental, einem traumhaften Panorama schweifen lassen, wo es nur so wuselt von Elementarwesen.

Im Laufe der Jahre hat sich das Rüttihubelbad einen guten Namen als Seminar- und Kurshotel geschaffen. Mit seinen 34 Zimmern und 9 modern eingerichteten Tagungsräumen ist das Hotel groß genug, auch größere Firmenseminare aufzunehmen und doch noch klein genug, die Teilnehmer nicht in der Anonymität eines Grossbetriebes untergehen zu lassen.

Eine Erfolgsgeschichte

In den verschiedenen Betrieben des Rüttihubelbades arbeiten heute etwa 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was rund 160 Vollstellen entspricht. Grossen Wert wird auf Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden gelegt. Nebst verschiedenen Praktikaplätzen und berufsbegleitenden Ausbildungen bietet das Rüttihubelbad 14 Lehrstellen in den verschiedensten Berufsrichtungen an. Rund 20 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen spezielle Aufgaben vor allem in den Sozialbereichen und im Sensorium.

Gemäß dem neuesten Bericht über das Angebotskonzept öffentlicher Verkehr im Raume Worb sind in Walkringen zwischen 1991 und 2001 rund 200 neue Arbeitsplätze geschaffen worden, das entspricht einer Zunahme von 50 Prozent. Die meisten dieser Arbeitsplätze entstanden im Rüttihubelbad. Diesem Umstand und der Eröffnung des Sensoriums ist es auch zu einem guten Teil zu verdanken, dass die Postbuslinie Worb-Walkringen die am besten frequentierte Linie im Raume Worb geworden ist.

Es ist nicht nur die idyllische Lage im schönen Emmental sondern gerade die Vielseitigkeit und Qualität dieser Institution, die die Menschen immer wieder kommen lässt. So standen die Feierlichkeiten zum 20jährigen Jubiliäum unter dem Motto : „250 Jahre Tradition, 20 Jahre Stiftung Rüttihubelbad – eine Erfolgsgeschichte“.

Christian Römelin ist Leiter der Medienstelle Anthroposophie Schweiz (MAS), Jakob Reubi Geschäftsführer der Rüttihubelbad AG.

Link: www.ruettihubelbad.ch

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