Rassismus

Was ist Rassismus ?

Der Rassismus stellt nicht nur eine Rasse über die anderen, sondern auch die Rasse über das Individuum. Der Rassist erniedrigt also nicht nur den Anderen, sondern noch mehr sich selbst. Umgekehrt schützt aber die blosse Negierung der Rassen nicht unbedingt davor, den Anderen zu erniedrigen und selbst zum Rassisten zu werden.

Der Rassismus beruft sich gerne auf den Darwinismus, ist aber selber der Beweis dafür, daß umgekehrt das Tier vom Menschen abstammen kann. Jeder der noch auf Menschenniveau geblieben ist, weiß aus eigener Erfahrung, daß die Unterschiede zwischen Einzelmenschen heute größer sind als die Unterschiede zwischen den Rassen. Wenn es überhaupt noch Rassen gibt, dann ist jeder Mensch eine eigene Rasse.

Definitionen des Rassismus

Von der einseitigen Ausrichtung der zeitgenössischen Rassismus-Forschung zeugen die zwei gängigsten Definitionen des Rassismus. So heisst es im besten Soziologendeutsch:

  1. Rassismus ist ein Sonderfall eines allgemeineren Verhaltens: Die Verwendung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede, die aber auch psychologischer oder kultureller Art sein können. Der Rassismus erfüllt demnach eine bestimmte Funktion. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der Rassismus die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers ist, mit der eine Aggression gerechtfertigt werden soll. (Albert Memmi)
  2. Der Rassismus ist eine Ideologie, eine Struktur und ein Prozess, mittels derer bestimmte Gruppierungen auf der Grundlage tatsächlicher oder zugeschriebener biologischer oder kultureller Eigenschaften als wesensmäßig andersgeartete und minderwertige "Rassen" oder ethnische Gruppen angesehen werden. In der Folge dienen diese Unterschiede als Erklärung dafür, daß Mitglieder dieser Gruppierungen vom Zugang zu materiellen und nicht-materiellen Ressourcen ausgeschlossen werden. (Philomena Essed)

Beide Definitionen gehen davon aus, dass der Rassismus nur Mittel zum Zweck ist. So entsteht die Illusion, dass es ausreicht, den eigentlichen Zweck aufzudecken, um mit dem Rassismus fertig zu werden. Das geht auf Kosten der Sorgfalt bei der eigentlichen Definition des Rassismus.

Weiter kommt man, wenn man darauf verzichtet, nach einer einheitlichen Definition des Rassismus zu suchen und stattdessen die Grundelemente des Rassismus ausarbeitet. So kommt man zu drei möglichen Rassismus-Definitionen, die sich nicht unbedingt decken und deswegen auf vielfältigster Art zusammenspielen können. Dadurch lässt sich auch besser erklären, wieso der Anti-Rassismus es so schwer haben kann. Diese drei möglichen Definitionen sind:

  1. Rassismus ist die Unterscheidung zwischen Rassen
  2. Rassismus ist die Verachtung anderer Rassen
  3. Rassismus ist die Identifikation mit einer Rasse

Überwindung des Rassismus

Je nachdem welchen Rassismus man überwinden will, kann man nach einer anderen Definition selber zu den Rassisten gezählt werden. Wer also ehrlich den Rassismus bekämpfen will, sollte immer erst mal klären, von welcher Definition er ausgeht. Nicht umsonst vermeiden dies gerade diejenigen, denen der Anti-Rassismus nur Mittel zum Zweck ist.

Sylvain Coiplet