Rechtliche und geistige Korporationen sind auch in Assoziation vertreten

Quelle: GA 337a, S. 143-144, 1. Ausgabe 1999, 03.03.1920, Stuttgart

Was soll denn eigentlich der Sinn solcher Assoziationen sein im Wirtschaftsleben? Der Sinn dieser Assoziationen soll sein, daß sich zunächst verbinden Berufskreise, die irgendwie verwandt sind, die sachlich zusammenarbeiten müssen, die vollständig frei und selbständig, ohne irgendwelchen staatlichen Verwaltungen zu unterstehen, ihre Wirtschaft besorgen, daß sich die zusammenfinden. Und dann sollen sich diese Assoziationen von Berufskreisen wiederum assoziieren mit den entsprechenden Konsumenten, so daß das, was als Wechselverkehr eintritt erstens zwischen den verwandten Berufskreisen, dann aber auch [zweitens] zwischen den Produzenten- und Konsumentenkreisen, wiederum in Assoziationen zusammengeschlossen ist. Es soll an die Stelle der heutigen Wirtschaftsverwaltung dasjenige treten, was sich durch den freien Verkehr der wirtschaftlichen Assoziationen ergibt.

Selbstverständlich gehört zu diesem Gewebe von wirtschaftlichen Institutionen - mit Bezug auf das Wirtschaften - auch alles dasjenige, was sonst arbeitet im Rechtsleben, im Staatsleben, was arbeitet im geistigen Leben. Das geistige Leben als solches ist unabhängig auf seine eigenen Füße gestellt, aber diejenigen, die im geistigen Leben wirksam sind, die müssen essen, trinken, sich kleiden; sie müssen daher von sich aus auch wiederum Wirtschaftskorporationen bilden, die sich als solche dem Wirtschaftskörper einzuverleiben haben, die im Wirtschaftskörper sich assoziieren mit denjenigen Korporationen, die nun wiederum gerade ihren Interessen dienen können. Dasselbe muß geschehen mit der Korporation derjenigen Menschen, die im Staatsleben stehen. So wird im Wirtschaftsleben alles drinnen sein, was an Menschen überhaupt im sozialen Organismus drinnen ist - geradeso, wie in den beiden andern Gliedern, im Staatsleben und Geistesleben, alles drinnen ist an Menschen, was dem sozialen Organismus angehört. Nur sind die Menschen unter verschiedenen Gesichtspunkten in den drei Gliedern des sozialen Organismus drinnen. Das, worauf es ankommt, das ist ja, daß der soziale Organismus nicht gegliedert ist nach Ständen, sondern nach Gesichtspunkten, und daß in jedem Gliede des sozialen Organismus mit seinen Interessen ein jeder Mensch drinnensteht.