Neuerscheinung: Die Ökonomie der Gegenwart im Licht des Nationalökonomischen Kurses Rudolf Steiners

04.09.2015

Der Titel täuscht: „Zur Komposition des Nationalökonomischen Kurses Rudolf Steiners“ steht da trocken auf dem Umschlag des immerhin 170 Seiten starken Werks von Stephan Eisenhut, Volkswirt, Verleger und Redakteur der Zeitschrift „Die Drei“. Was Stefan Eisenhut hier aber tatsächlich liefert, ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Grundkurs in der Erkenntnis der gegenwärtigen Weltwirtschaft. Die von Rudolf Steiner 1922 im Nationalökonomischen Kurs entwickelten Begriffe dienen dabei lediglich als Werkzeuge, um die aktuellen Vorgänge für das Bewusstsein zu erschliessen.

In 11 „Betrachtungen“ (die zwischen 2011 und 2014 auch als Serie in „Die Drei“ erschienen) beleuchtet Stephan Eisenhut wirtschaftliche Phänomene und Ereignisse der Gegenwart mit der Anschauungsart Rudolf Steiners. Indem der Leser unmittelbar erlebt, wie die Gegenwart durch diese Betrachtungsweise plötzlich durchsichtig zu werden beginnt, beweist Eisenhut zugleich nichts Geringeres als die Überlegenheit der Steinerschen Begriffswerkzeuge gegenüber der vermeintlichen „Wissenschaft“ des staatlichen Bildungsbetriebs. Und dies um so überzeugender, da er vielfach an aktuelle wissenschaftliche Debatten anknüpft und dabei durchaus das jeweils Berechtigte aufzeigt.

Plötzlich wird das Begreifen ganz einfach. Was nämlich die heutige Wirtschaftswissenschaft „kompliziert“ macht, ist die Tatsache, dass sie äußere Merkmale des Wirtschaftslebens anorganisch zusammenfügt, um abstrakte Theorien zu „beweisen“. Stephan Eisenhut zeigt dagegen auf, wie sich die Einzelphänomene organisch verbinden, sodass die Wirtschaft in diesem Sinn als ein ein-faches und somit auch als denkbar und überschaubar erscheint – eine Wohltat für die sich im Chaos der Gegenwart zersplitternde Seele.

Allerdings kommt der Leser nicht umsonst in den Genuss jenes Erlebnisses: es stellt sich nur in dem Maß ein, soweit man selbst bereit ist, gewisse Grundbegriffe originär zu bilden. Das heißt nicht, dass es nicht auch „leicht“ zu lesen wäre, im Gegenteil – nur überliest man dann schnell, worauf es ankommt. Oftmals liegt z.B. in einer unscheinbaren Aussage, die man leicht „wegstecken“ könnte, ein ganzer Gedanken-Kosmos verborgen – der sich aber erst enthüllt, sobald man das Buch neben sich legt, um den Inhalt der Aussage selbst zu denken.

Dass die Lektüre zudem die Beschäftigung mit dem Nationalökonomischen Kurs Rudolf Steiners voraussetzt bzw. herausfordert, muss angesichts des Titels kaum erwähnt werden. Dennoch handelt es sich um alles andere als um eine historisch-philologische Studie, wie der Titel vielleicht fälschlicherweise vermuten lässt. Trotzdem ist er richtig gewählt. Dieses Paradox wiederum trifft den Kern der Auseinandersetzung, und zugleich die Grundproblematik des öffentlichen Missverständnisses der Anthroposophie. Denn dass der scheinbar äußere Gesichtspunkt der Form eines Gedankens zum Inhalt sinnlich-materieller Erlebnisse der Gegenwart führt, hängt mit jenen Maßnahmen zusammen, die nach Eisenhut durch die Wirtschafts- und Eurokrise gefordert sind – die aber hier nicht verraten werden sollen.

Der erste Teil der Artikelserie Stephan Eisenhuts zum Nationalökonomischen Kurs, die seit 2011 in der Kulturzeitschrift Die Drei erscheint, liegt damit nun gesammelt als Sonderheft vor. Die Lektüre lohnt sich sehr, auch für den, der einzelne Artikel bereits kennt. In der Zusammenstellung wird nämlich erst erlebbar, wie die Artikel aufeinander aufbauen, sodass ein Gesamtbild der sich durch die einzelnen Betrachtungen ziehenden Grundidee entsteht. Deshalb funktionieren sie aber auch ohne weiteres als Kapitel eines Buches.

Buch bestellen:

Sie können das Sonderheft direkt bei der Zeitschrift Die Drei bestellen:

Buch bestellen

Außerdem ist es auch über dreigliederung.de bestellbar, was sich jedoch aufgrund der dann anfallenden Versandkosten erst in Kombination mit weiteren Bestellungen lohnt:

Buch bestellen

Kostenlose Online-Ausgabe:

Die einzelnen Betrachtungen können auf diedrei.org auch kostenlos abgerufen werden:

Stephan Eisenhut: Zur Komposition des Nationalökonomischen Kurses Rudolf Steiners

Mehr zum Thema: