Öffentliche Schulen contra Privatschulen

16.03.2002

Gemäß der Koalitionsvereinbarung will der rot-rote Senat in Berlin auch im Bildungsbereich sparen. Seltsamerweise trifft dies in erster Linie die Privatschulen, obwohl sie nachweislich billiger als staatliche Schulen sind. Durch sie spart die Stadt jährlich 38 Millionen Euro an Lehr- und Lernmitteln.

Die Zuschüsse sollen von 97 auf 90 Prozent gesenkt werden, wogegen die 121 Privatschulen der Hauptstadt die ganze Woche über mit Protestaktionen Sturm gelaufen waren. Allein rund 8000 Schüler, Eltern und Lehrer demonstrierten am Samstag am Wittenbergplatz. Es protestierten nicht nur die Waldorfschulen, sondern diesmal auch die zahlenmäßig stärkeren katholischen Schulen, was dafür spricht, daß die Kürzungen eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Berücksichtigt man die komplexe Finanzierung der Staatsschulen, so schrumpfen diese 90 Prozent bei näherem Hinsehen auf kaum mehr als 60 Prozent. Die Renten der Privatschullehrer werden zum Beispiel nicht vom Staat finanziert.

Wenn der Senat wirklich sparen wollte, bräuchte er nur dafür zu sorgen, daß die Schulbehörden die Gründung von Schulen in freier Trägerschaft nicht unnötig erschweren. Die Nachfrage ist nämlich viel höher als das bestehende Angebot. Hier geht es nicht einmal um Geld. Ein schweres Hindernis für die Waldorfschulen ist zum Beispiel die systematische Forderung nach dem zweiten Staatsexamen für alle Lehrer. Dies erschwert die Bildung eines eigenständigen pädagogischen Profils. Die Eltern bekommen dann eine geistig verstaatlichte Schule für den Preis einer Waldorfschule. Dann lieber gleich die kostenlose Version.

Vieles spricht aber dafür, daß es dem Senat hier nicht um sparen geht. Den Sozialisten geht es - wie auch den Christdemokraten - um ihren politischen Einfluß auf die Bildungsinhalte und didaktischen Methoden.