Starke Nachfrage nach katholischen Schulen

01.03.2002

Die katholischen Schulen in Deutschland können die Nachfrage von Kindern und ihren Eltern nicht decken. Bis zu 30 Prozent der Interessenten müssten abgewiesen werden, weil es nicht genügend Plätze gebe, sagte der Leiter des Arbeitskreises Katholischer Schulen der Deutschen Bischofskonferenz, Nikolaus Kircher. Derzeit besuchten mehr als 350 000 Kinder und Jugendliche katholische Schulen. Das sind 64 000 oder 18,3 Prozent mehr als vor zehn Jahren.

Die Vorteile der 1137 katholischen Schulen in Deutschland sieht Kircher vor allem in der geringen Größe der Einrichtungen. Lehrer an katholischen Schulen seien angehalten, ein persönliches Verhältnis zu ihren Schülern aufzubauen. "Wir haben immer auch an dem Gedanken der Erziehung festgehalten", sagte Kircher.

Ein anderer Aspekt der katholischen Schulen wird dabei wohl auch eine Rolle spielen. Auf die Pisa-Studie hin gefragt, betonte Kircher, daß nicht nur auf bloßes Wissen geachtet werden sollte. Der Schwerpunkt bei katholischen Schule liege auch auf der Bildung. Dies wirkt sich zum Beispiel auf den größeren Platz für den Kunstunterricht, insbesondere die Musik, in der Oberstufe. Eltern, die ihre Kinder nicht nur auf wirtschaftliche Verwertbarkeit hin trimmen wollen, sind dafür sensibel.

Die andere Seite der Medaille zeigt sich allerdings, wenn Kircher näher auf die Pisa-Studie eingeht, und betont, daß deutsche Lehrer und Schüler nicht schlecht geredet werden sollten. Kaum ein anderes Land habe ein derart differenziertes Schulsystem. Symptomatisch ist, daß Kircher nicht auf die Idee kommt, diese Differenzierung zu kritisieren. Sie wird von den katholischen Schulen einfach hingenommen.

Und doch hat die Pisa-Studie gerade gezeigt, daß in keinem anderen Industrieland der Erfolg der Schüler so abhängig von ihrem sozialen Ursprung ist. Hier lebt die Kastengesellschaft weiter. Und man braucht sich nicht zu wundern, wenn die katholischen Schulen - und damit zu Unrecht die Privatschulen im Allgemeinen - mit einer fragwürdigen Elite-Bildung in Verbindung gebracht werden.