Wüstenbildung und landwirtschaftlicher Welthandel

11.12.2000

Zum Auftakt der zweiwöchigen UN-Wüstenkonferenz in Bonn mit Vertretern aus rund 170 Ländern mahnte heute der Sekretär des UN-Wüstensekretariats, Hama Arba Diallo, dringlich vor fortschreitender Verödung der Böden: "Das Problem darf nicht verharmlost werden. Wir müssen handeln. Jede verpaßte Möglichkeit kommt nicht wieder". Die reicheren Industrieländer müssten ihre Kooperation und auch finanzielle Hilfe verstärken. Es dürfe keine Zeit verloren werden, um gegenzusteuern, betonte Diallo. "Wir müssen die Probleme jetzt angehen." Jedes Jahr koste Nichthandeln im Kampf gegen die Verödung die betroffenen Länder insgesamt rund 40,2 Milliarden US-Dollar (88 Milliarden Mark), erläuterte Diallo. Dazu komme meist noch ein Rückgang der Entwicklungshilfe.

Die Industrieländer glaubten noch immer, dass es nicht ihr Problem sei, kritisierte der Leiter des UN-Umweltprogramms Klaus Töpfer. Doch die Wüstenausdehnung habe auch einen Rückkoppelungseffekt auf den globalen Klimawandel und auf den weltweiten Handel mit landwirtschaftlichen Produkten. Auch der Bundespräsident, Johannes Rau, hat an die reichen Industrienationen appelliert, die weltweite Bodenzerstörung nicht zu verdrängen und ihre Entwicklungshilfe auszubauen. Ein Viertel der gesamten Erdoberfläche sei inzwischen von Wüstenbildung betroffen, insgesamt über 3,6 Milliarden Hektar. Die Industrieländer hätten ihre selbstgesteckten Ziele nicht eingelöst, kritisierte Rau zum Auftakt der zweiwöchigen UN-Wüstenkonferenz. "Es ist höchste Zeit, dass wir der Entwicklungszusammenarbeit zwischen den Ländern des Nordens und Südens neue Schubkraft geben". Die Entwicklung gefährde die Existenzgrundlage von einer Milliarde Menschen und habe bereits 135 Millionen Menschen heimatlos gemacht. Zu oft werde die ökologische Zerstörung ignoriert, sagte Rau. Dabei seien die Fakten bei der Wüstenbildung und Landverödung alarmierend. Außerdem schaffe die Verbreitung der Wüsten Armut und werde durch Armut verstärkt.

Das größte Problem bezüglich der Wüstenbildung ist nicht das Fehlen internationaler Handlungspläne und internationaler Verantwortung, sondern das Fehlen assoziativen Denkens. Was der Wüste fehlt, um in den alten Traum von einer grünen Oase umgewandelt zu werden, ist ganz banal betrachtet Wasser. Mit moderner Meerwasserentsalzung kann vom Meer aus die Wüste durch reines Wasser nutzbar gemacht werden. Mittlerweile kostet durch Solarenergie entsalztes Wasser in sonnenreichen Gegenden nur etwa 8 DM/m3 (www.mueller-solartechnik.de/index1.html). Das heißt, dass in der Wüste intensive Landwirtschaft möglich ist, mit einem Kostenfaktor von einem 4-stelligen Betrag pro Monat pro Landwirt. Das entspricht in etwa den nicht lohnbedingten Unkosten der europäischen Landwirtschaft. Nur Subventionspreise und Zollbarrieren in Europa und das marktwirtschaftliche Drücken von Preisen in Dritteweltländern macht eine Rentabilität von Landwirtschaft in der Wüste undenkbar.