Occupy Paradeplatz wird polizeilich geräumt

14.11.2011

Im Zuge der weltweiten, von New York ausgehenden Proteste gegen die Bankenwelt, hat sich auch in Zürich eine Gruppe organisiert und auf dem Lindenhof, dem Gründungsstein der Stadt, eine Kolonie gegründet. Es wohnen da seit einigen Wochen schätzungsweise 30 Personen, welche täglich Veranstaltungen organisieren und den Kontakt zu Interessenten suchen. Die Kommunikationsbereitschaft der jungen Besetzer ist ein wichtiger Grund, weshalb sie eine breite Unterstützung in der Bevölkerung finden. Ein Besetzter sagte mir, dass sie mit den gespendeten Esswaren an Veranstaltungen bis zu 200 Leute frei verköstigen können. Strom und Internet wird ihnen ebenfalls von Anwohnern gratis zur Verfügung gestellt. Jeden Samstag wird auf dem Paradeplatz, dem Zentrum der Banken, einen Tag lang demonstriert.

Auch wenn die Ausmassen der Demonstrationen nicht mit denen in grösseren Städten zu vergleichen ist, ist Zürich als zentraler Bankenplatz ein strategisch wichtiger Ort, um sich Gehör zu verschaffen. Doch womit eigentlich? Die Forderung der Besetzer sind: Es soll das allgemeine Konsumverhalten hinterfragt werden, Bildung und Austausch sollen einen anderen Stellenwert bekommen, es wird Nachhaltigkeit und Transparenz im Finanzwesen gefordert anstelle von Wettbewerb und Spekulation und anderes. Diese wichtigen Forderungen lassen zugleich konkrete Umsetzungsvorschläge offen. Wenn etwa von der „Demokratisierung des Finanzwesens“ die Rede ist, zeigen sich zudem Ideen aus der linken Politik. An Anschlagsbretter wird auch das „bedingungslose Grundeinkommen“ als Diskussionspunkt genannt.

Die Occupybewegung ist ein ernstzunehmendes Ereignis. Wo sie bei den wahrnehmbaren Problemen im Finanzbereich bleiben und nicht in linke Ideen verfallen, gibt es viele Anknüpfungspunkte für die Dreigliederung. Es lässt hoffen, dass dieses Potential auch nach der auf letzte Nacht angedrohte Räumung nicht versickert.

Andrey Albrecht