Gasprom stellt die Gaslieferung an die Ukraine ein

01.01.2006

Am 01.01.2006 hat der Energiekonzern Gasprom seine Lieferungen an die Ukraine kurzzeitig unterbrochen. Das erregte in der westlichen Hemisphäre einiges an Aufsehen, und zwar deshalb, weil der russische Staat mit knapp über 50% Hauptaktionär der Gasprom, und Gasprom wiederum einer der größten internationalen Energiekonzerne und der weltgrößte Gasproduzent ist. Es scheint in der Tat nicht ganz unwahrscheinlich, daß der russische Staat Westeuropa hier an seine Abhängigkeit von seiner östlichen Hälfte erinnern wollte.

80% des Gases, das in Russland für den westeuropäischen Markt gefördert wird, muß auf seinem langen Weg in den Westen auch durch die Ukraine. Die Ukraine ist aufgrund ihrer verschwenderischen Energiepolitik trotz ihrer vergleichsweise bescheidenen Einwohnerzahl der sechstgrößte Verbraucher von Erdgas - weltweit. Möglich ist das, weil die Ukraine für ihre Dienste an Russland das Gas bislang zu außergewöhnlich günstigen Konditionen erhalten hat. Nach der Preiserhöhung kostet das Gas in der Ukraine immer noch weit weniger als im Herkunftsland Russland.

Im März 2005 kündigte Gasprom an, diese Subventionen drastisch einzuschränken und die Preise an das Weltmarktniveau anzunähern. Praktisch hieß das, daß der ukrainische Versorger Naftogaz mit einem Schlag zunächst das Doppelte, und als er diesen Forderungen nicht nachkam, Ende des Jahres 2005 sogar das Vierfache des 2004 vereinbarten Preises zahlen sollte. Als Naftogas immer noch nicht zahlte, stellte Gasprom die Gaslieferungen an Naftogas am 01.01.2006 ein.

Gerade die Beteilligung des russischen Staates an Gasprom macht die Version von Gasprom, daß der Konflikt nämlich rein wirtschaftlicher Natur sei, plausibel - der russische Staat würde eben an einer Gaspreiserhöhung mitverdienen. Wenn man außerdem beachtet, daß Gasprom von Weißrussland, das sich fest im Griff des Russland-Nostalgikers und Diktators Lukaschenko befindet, ebenfalls das Vierfache des ursprünglichen Preises fordert, dann kann man in dem politischen Motiv allenfalls eine Nebenrolle sehen.

Das schließt aber nicht aus, daß auch unmittelbar politische Ziele mit dem zeitweisen Nichtverkauf des Gases verfolgt werden. Für diese Vermutung spricht vorallem, daß die USA im letzten Jahr in der Ukraine mit 65 Millionen US Dollar ein Pro-Westliches und Anti-Russisches Volksbegehren finanziert und inszeniert haben, die sogenannte orangene Revolution. Der Wahlkampf des Stars dieser Pop-Veranstaltung, Wiktor Juschtschenko, wurde überdies finanziert von der Soros Stiftung, die einen nicht geringen Anteil hatte am Zerfall der Sowietunion.

Aber wie sollte eine Gaspreiserhöhung die pro-russischen Kräfte in der Ukraine stärken? Vielleicht spielt eine politische Motivation tatsächlich mehr im Kontext des größeren Zusammenhang eine Rolle, in den die US-Amerikanische Einflußnahme auf die Machtverhältnisse in der Ukraine einzuordnen ist. Das heißt also, obschon die Verhältnisse in der Ukraine nicht unmittelbar beeinflußt werden sollten, doch die USA und der Westen insgesamt gemeint waren, daß das eigentliche Politikum also nicht die Gasabschaltung gewesen ist, sondern das Bild von der Gasabschaltung, das um die Welt ging.