Afrikanisches Gegengipfel der Machtlosen

01.07.2002

Neben den Nichtregierungsorganisationen haben nun auch afrikanische Bauern damit angefangen, Gegengipfeln zu halten, diesmal in Siby, damals Hauptstadt eines Weltreiches, heute ein staubiger Dorf.

Siby wurde vor zwei Jahren für ein Pilotentwicklungsprojekt ausgewählt, ländliche Basisgesundheitsdienste über Internet zu organisieren. Das scheiterte erst, als die Projektleiter bei der Präsentation ihrer Idee vergebens nach einer Steckdose suchten.

Die Teilnehmer des Gegengipfels zweifeln an der Nepad-Initiative, wonach die reichen Länder dort in Afrika investieren sollen, wo sich die Regierungen auf Demokratie und Frieden verpflichten. Sie machen sich keine Illusionen. Das ausländische Kapital werde nach Afrika fliessen, wenn es selber davon profitiert, und nicht etwa Afrika.

Die USA subventionieren ihre Baumwollexporte massiv und fordern zugleich zusammen mit der EU Privatisierungen - also Aufkaufmöglichkeiten - in Afrikas Baumwollsektor. "Unser Leben ist sehr schwer", sagte dazu Sibys Dorfchef. "Wir sollen Baumwolle anbauen, aber wir verdienen nichts, weil das Ausland beim Verkauf die Bedingungen diktiert." Die sogenannten Weltmarktpreise sind nämlich nur scheinbar Marktpreise. Sowie die westlichen Demokratien weitgehend nur scheinbare Demokratien sind.

Für die Teilnehmer aus Mali, Niger, Burkina Faso, der Elfenbeinküste und anderen Ländern der Region heißt das Fazit: "Wir brauchen ein neues Nepad unter Einbeziehung der afrikanischen Zivilgesellschaft." Dies ist in der Tat der beste Weg zur Demokratie, wenn die Politik genauso wie die Globalisierung durch eine schlagkräftige Zivilgesellschaft in ihre Schranken gewiesen wird. Afrikanische Machthaber haben es durch den Mangel an staats- und wirtschaftsunabhängigen Medien besonders leicht, zum Beispiel ethnische Konflikte für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. In diesem Sinne kann man den Machtlosen nur wünschen, Afrika neu zu erfinden und auf ihre Weise für Demokratie und Frieden zu sorgen.