Südafrika und die weißen Medien

02.02.2001

Die südafrikanische Regierungspartei ANC, die sich von den Pressemedien am Kap häufig schlecht behandelt fühlt, hat eine Internet-Wochenzeitung gegründet. In der ersten Ausgabe von "ANC today" schrieb Präsident Thabo Mbeki am Freitag, seit der Demokratisierung des Landes im Jahre 1994 habe sich in der Medienlandschaft kaum etwas verändert. Nach wie vor gäben die Zeitungen die Meinung der weißen Minderheit wieder. Mbeki fügte hinzu: "Wir sind unter den Demokratien mit der einzigartigen Situation konfrontiert, dass die vorherrschende Tendenz in der südafrikanischen Politik, die durch den ANC vertreten wird, in den Massenmedien überhaupt nicht repräsentiert ist."

In Südafrika scheint die Apartheid von einem Kulturkampf abgelöst worden zu sein. ANC führt weiterhin den Kampf gegen ein kulturelles und rassistisches Überlegenheitsgefühl der weißen Bürger, sei dieses Gefühl dominierend oder nicht. In September 2000 hielte ANC als Mitarrangeur eine Anti-Rassismus Konferenz ab, auf der u. a. von dem Geistlichen und Politiker Ross Oliver verlangt wurde, dass die Weißen sich nicht als "Menschen mit einer weißen Haut in Afrika", sondern als "Afrikaner mit weißer Haut fühlen sollen".

Die Apartheid ist besiegt und die schwarzen Bürger Südafrikas haben das Recht erhalten, ihre Mehrheit in die demokratische Waagschale zu werfen. Das haben sie auch getan, und deshalb ist ANC jetzt die Regierungspartei. Die ANC sollte sich darauf verlassen, dass der Rassismus und das Apartheidsdenken unter diesen geänderten Rahmenbedingungen eine absterbende Observanz ist.

Wenn die Politik des ANC in den Medien und im Geistesleben nicht auf ein großes Echo stoßen, dann ist es durchaus denkbar, dass dem so ist, weil die Medien und das Geistesleben die Polemisierung von Rassismus abgehakt haben, weil die rechtliche Diskriminirung abgeschafft worden ist. Rassismus hat in Südafrika ausgedient, und der Kampf dagegen, als Parteiprogramm und politische Leitlinie auch. Südafrika hat gewiss viele noch größere Probleme. Die Regierungspartei ANC lebt aber immer noch von diesem Kampf und will jetzt zu den Geistern der weißen Mitbürger vordringen, um dort die letzten Bastionen zu erobern. Aber solange ANC nur mit zwei geistige Kategorien operiert, nämlich mit rassistischen Weißen und undefinierten Afrikanern können sie weder eine Anregung der öffentlichen Debatte, noch einen Erfolg mit eigenen Medienaktivitäten erwarten.

Geistesleben folgt eben nicht immer der Politik, und die Ignoranz südafrikanischer Medien gegenüber der Politik von ANC ist nicht automatisch rassistisch motiviert.