Bund für Dreigliederung des sozialen Organismus
Leitgedanken für die Bundesarbeit Nr. 2

01.09.1920

Bund für Dreigliederung des sozialen Organismus

Stuttgart, September 1920

Um dem Bedürfnis der Ortsgruppen und Mitarbeiter zu entsprechen, hat die Bundesleitung eine Neuauflage der Verzeichnisse der Ortsgruppen und Auskunftstellen des "Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus" veranstaltet, die dem Stande der bei der Bundesleitung vorliegenden Briefe, Berichte und Angaben für den Anfang September 1920 entspricht. Es gehen den Freunden als Anlage zu diesen "Leitgedanken" mehrere Exemplare zu.

Damit nun der gegenwärtige Stand möglichst genau erfaß werde für eine neue Auflage der Zusammenstellung und damit mancherlei Unklarheiten über die Organisation der einzelnen Ortsgruppen und im Verkehr mit ihnen beseitigt werden, bitten wir, und auf dem anliegenden Schreiben die Auskunft zu erteilen auf die folgenden Fragen:

1. Besteht dort eine Ortsgruppe oder eine Arbeitsgemeinschaft oder eine Auskunftsstelle bei einem Einzelnen?
2. Seit wann besteht die Organisation?
3. Wer leitet die ORGANISATION?
4. Adresse der Leitung (einschl. etwaiger Telefonnummer).
5. Wie ist die Arbeit innerhalb der Leitung verteilt? (Angabe etwaiger Ämter und ihrer Inhaber mit Adresse)
6. Adressat für Schriftverkehr mit dem Bunde, für Übersendung der Leitgedanken usw.
7. Mitgliederbestand Anfang September 1920.
8. Geforderter Mitgliedsbeitrag, etwaiger Mindestbeitrag?

Durch den Einblick in die Organisation der einzelnen Ortsgruppen und ihrer Mitgliederzahl wird die Tätigkeit der Bundesleitung als Auskunftsstelle erheblich erleichtert werden und zugleich der Schriftverkehr am schnellsten sich vollziehen. Es darf wohl gebeten werden, etwaige spätere Änderungen in der Leitung, der Organisation und Arbeitsverteilung jeweils möglichst schnell zu unserer Kenntnis gelangen zu lassen.

Im Zusammenhang damit möchte die Bundesleitung bitten um die Zusendung genauer Mitgliederlisten der Ortsgruppen, damit die Kartothek des Bundes vervollständigt und berichtigt werden könne und als zuverlässige Unterlage für die Versendung des Arbeitsmaterials, von Prospekten und dergleichen dienen kann.

Auch wird gebeten, möglichst die Adressen aller derjenigen hierhergelangen zu lassen, die einzeln da und dort unsere Sache vertreten, damit wir sie dauernd auf dem Laufenden halten können und zugleich sie auf einander aufmerksam machen können. Es hat sich herausgestellt, daß dadurch die Gründung von Ortsgruppen wesentlich erleichtert wird.

Das Archiv des Bundes, von dem in Nr. 1 der "Leitgedanken" die Rede war als einer Materialsammlung und Auskunftsstelle in Sachen der Dreigliederungsbewegung, ihrer Vertretung und Aufnahme in der Welt, wird neben seiner Aufgabe für den deutschen Bund für Dreigliederung des sozialen Organismus und für Deutschland auch die haben, das in Dornach geplante Zentralarchiv zu versorgen. Dieses "Archiv für die Dreigliederungsarbeit in allen Ländern am Goetheanum in Dornach" (Geschäftsstelle des Schweizer Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus) soll einen umfassenden Überblick über das Gebiet der gesamten Dreigliederungsarbeit ermöglichen. Es bedarf natürlich der weitgehendsten Unterstützung durch alle Mitarbeiter und Freunde des Bundes. Damit aber auf die zweckmäßigste Weise dem Archiv in Stuttgart und dem in Dornach gedient werde, empfiehlt es sich, daß die Ortsgruppen und Freunde alles für das Archiv bestimmte Material nach Stuttgart senden und dabei das, was sie für das Zentralarchiv wichtig halten, gleich möglichst in zwei Exemplaren. Dann läuft das Material nicht an der Bundesleitung in Stuttgart vorbei und dann kann schneller den deutschen Freunden das für sie in diesem Material Wichtige mitgeteilt werden. Erst wenn eine gewisse Vollständigkeit des Überblicks über unsere Gesamtarbeit gewährleistet ist durch Mitarbeit aller Freunde, kann auch dem Wunsche des Zentralarchivs, alle vier bis sechs Wochen ausführliche Berichte über den Stand der Arbeit in den einzelnen Ländern von den Arbeitszentren zu empfangen, sachgemäß entsprochen werden. Gerade in der Richtung der Arbeit des Dornacher Zentralarchivs liegt es, daß die Ortsgruppen und Arbeitsgemeinschaften rechtzeitig und zugleich vorbedacht die Stuttgarter Bundesleitung im Sinne der "Leitgedanken Nr. 1" über ihre Arbeit so unterrichten, daß die Berichte zu Mitteilungsblättern zusammengefaßt werden können, die als solche für das Ausland eine Informationsquelle wären.

Die Bundesleitung bittet, viel mehr als das bisher geschehen ist, die Veröffentlichungen und Vervielfältigungen der Ortsgruppen, wie Plakate, Prospekte, Programme und Anschreiben, möglichst in mehreren, mindestens aber in zwei Exemplaren hierher zu schicken, damit sie in der Lage ist, die Ortsgruppen untereinander auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen und sie dadurch mehr miteinander in Verbindung zu bringen.

Erwünscht ist weiter Material, das Auskunft gibt über die Aufnahme der Dreigliederungsidee als solcher im In- und Ausland - von besonderem Interesse ist hierbei auch die Gegnerschaft - und dann solches über die Aufnahme der Arbeit des Bundes, seiner Ortsgruppen und Mitarbeiter (also besonders Besprechungen der Ortsgruppenveranstaltungen in der Presse).

Dann darf noch erinnert werden an Sammlungen von symptomatischen eichen für die Kultur, das Staats- und Wirtschaftsleben der Gegenwart, die unter den Gesichtspunkten der Dreigliederung wichtig sind.

Es soll mit den Andeutungen noch nicht der ganze Arbeitsbereich des Archivs beschrieben sein, sondern nur ein erster Hinweis zu aufmerksamer Sammlung von Material gegeben werden.

Auf Zeitungsabschnitten bitten wir genau Namen, Nummer und Datum der Zeitung anzugeben, desgleichen den Ort, an dem ein besprochener Vortrag stattgefunden hat, da Ausschnitte dies häufig nicht in eindeutiger Weise erkennen lassen. Bei Aufsätzen und Besprechungen, deren Verfasser nicht genannt, Ihnen aber bekannt ist, bitten wir ihn gleichfalls anzugeben.

Vom 26. September bis 16. Oktober finden in Dornach die ersten Anthroposophischen Hochschulkurse an der freien Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum in Dornach statt. Diese Kurse werden zu zeigen suchen, wie die geisteswissenschaftliche Methode die Menschen, die sich ihr erschließen, befähigt, ihr Gebiet mit neuen Augen anzusehen und sie umfassend und durchgreifend auf eine Weise anzufassen, die der landläufigen wissenschaftlichen Methode nicht zugänglich ist. Sie ist also gerade in dem Sinne der Ausführungen auf Seite 2 der ersten Leitgedanken für den Bund für Dreigliederung von fundamentaler Bedeutung als ein Zeichen für die Kraft des Geisteslebens, das aus der freien Geisteswissenschaft herausgewachsen ist. Alle Mitarbeiter und Freunde müßten deshalb nach allen Kräften die Welt auf diese Veranstaltung hinweisen, die ganz im Sinne der Dreigliederungsbestrebungen liegt. Um nun in weiteste Kreise von diesen Anthroposophischen Hochschulkursen zu bringen, widmet die Zeitung "Dreigliederung des sozialen Organismus" diesen die Nummer 9 des 2. Jahrgangs. Es werden den Sendungen an die Ortsgruppen Propaganda-Exemplare in der Höhe eines Viertels der bezogenen Zahl beigelegt werden, die wir bitten möglichst in die Hände geistig interessierter Menschen gelangen zu lassen. Weitere Propaganda-Exemplare können hier angefordert werden, sobald ein Bedarf dafür vorliegt.

Mit der Nr. 1 der Leitgedanken ist abgegangen an die Freunde als Schrift des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus der Vortrag Rudolf Steiners: "Der Weg zu gesundem Denken und die Lebenslage der Gegenwartsmenschen". Dann wird folgen Dr. Steiners Vortrag: "Die Erziehung und der Unterricht gegenüber der Weltlage der Gegenwart".

Den Mitarbeitern und Ortsgruppen wird das Exemplar dieser Schrift mit 3 Mark berechnet werden.

Bei dieser Gelegenheit möchte die Bundesleitung die Ortsgruppen bitten, ihr die Empfänger der Leitgedanken und der Vervielfältigungen mitzuteilen, damit sie die Mitarbeiter des Bundes kennt. Denn nur für wirkliche Mitarbeiter, nicht für Sammler sind diese Schriften und das "Arbeitsmaterial", das der Bund herausgeben wird, berechnet.


Quelle: Beiträge zur Dreigliederung, Anthroposophie und Kunst, Heft 47. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Ursprünglich September 1920, als Manuskript gedruckt.