Entweder Gott oder Freiheit II

Quelle: GA 190, S. 125-144, 2. Ausgabe 1971, 06.04.1919, Dornach

Man kann sagen, diese Frage: Was ist denn eigentlich der Mensch? Was stellt der Mensch vor im Weltenall? - diese Frage ist von den verschiedensten Schichten der Bevölkerung am ernstesten in der neueren Zeit im Osten Europas genommen worden. Der Westen hatte vielfach anderes zu tun, als über die Frage: Was ist denn eigentlich der Mensch? - nachzudenken. Gewiß, theoretisch wurde viel verhandelt über diese Frage; aber solche theoretischen Verhandlungen, wenn sie nicht durchdrungen sind von wirklichem spirituellem Leben, taugen ja nichts.

Ich will nur einiges anführen von dem, was hinweist auf die im Osten sehnsüchtig gestellte Frage: Was ist denn eigentlich der Mensch? - Es sind bedeutsame Worte, die gerade von Osten gehört werden konnten. Ich habe schon einmal auf ein solches Wort hingewiesen. Unter denjenigen, welche in der neueren Zeit mitgewirkt haben beim Heraufkommen von Anschauungen über die soziale Frage, war einer der begabtesten Menschen Bakunin, später Marxens Gegner. Im Gegensatze zu Marx, der durchaus aus westeuropäischen Vorstellungen heraus das soziale Leben und die soziale Bewegung angegriffen hat, hat Bakunin aus östlichen Vorstellungen und Impulsen heraus die soziale Bewegung angefaßt. Überall glimmt bei Bakunin so etwas durch von einer Lebensphilosophie, von einer tieferen Auffassung und Anschauung des Lebens. Und so rührt denn auch von Bakunin ein sehr bedeutsames Wort her, das Wort, welches die Frage: Was ist denn eigentlich der Mensch? - beleuchten will durch einen Kontrast der Vorstellung des Menschen und der Vorstellung Gottes. Sehen Sie, dieses Wort Bakunins, von dem ich sprechen möchte nun, das ist hervorgegangen aus der Empfindung des modernen Lebens bei Bakunin.

Er fand: tief in der menschlichen Natur liegt der Impuls der Freiheit, der Impuls des freien Menschen. Was möchte man denn mehr im Leben als ein freier Mensch sein - so etwa könnte man den Sehnsuchtsimpuls eines Menschen, der ähnlich denkt wie Bakunin, ausdrücken. Gegen diesen Sehnsuchtsimpuls der inneren Menschennatur steht bei einem solchen Menschen die andere Empfindung, die er bekommt von der Betrachtung des modernen Lebens, wo der Mensch eingespannt ist, wenn er den bürgerlichen Kreisen angehört, in eine Unsumme von staatlichen und sonstigen Vorurteilen, wenn er den proletarischen Kreisen angehört, in Industrialismus und Kapitalismus, der Mensch ist eigentlich innerhalb des modernen Lebens für den, der so frei und unabhängig dieses Leben betrachtet wie Bakunin, eine Art Sklave. Die Freiheit muß fundamental gefaßt werden, wie ich es versucht habe in meiner «Philosophie der Freiheit». Wenn diese Freiheit nicht so fundamental erfaßt wird, so wird man immer herumgeworfen werden, auf der einen Seite von der Sucht nach der Freiheit, auf der anderen Seite von der Wahrnehmung des gegenwärtigen Lebens, das alles eher realisiert als die Freiheit. Und so blickt Bakunin förmlich auf zu dem, was Jahrtausende sagen, zu den religiösen Gottesempfindungen der Menschheit und kontrastiert dieses mit dem modernen Leben. «Gott ist, also ist der Mensch frei.» Bakunin stellt sich vor, wenn Gott ist, so kann der Mensch nicht anders sein als frei. «Der Mensch ist Sklave, also gibt es keinen Gott. Ich bin überzeugt,» - sagt Bakunin weiter - «daß niemand aus diesem Kreise heraus kann, und jetzt laßt uns wählen.»

Das ist ein Wort, das eigentlich auf die Menschen einen bedeutungsvolleren Eindruck machen sollte - als manches Weltereignis, das eben durch seine Äußerlichkeit geeignet ist, auf die Sensationen der Menschen einen Eindruck zu machen. Wenn man nur die Menschen dazu bringen könnte, Empfindung zu haben für solch ein Wort, durch das ein moderner Mensch gesteht: Ich komme nicht hinaus über das Dilemma; auf der einen Seite müßte ich sagen: Gott ist, also ist der Mensch frei; auf der anderen Seite aber muß ich sagen: Aber der Mensch ist Sklave, also gibt es keinen Gott! - Wir haben zu wählen, zu wählen zwischen der ewigen Sehnsucht des menschlichen Herzens nach Freiheit, und der unbesieglichen Erfahrung des modernen Lebens, daß der Mensch Sklave ist.

Das eine, die Menschennatur selbst, führt zum Gottesbeweis. Das moderne Leben führt zum Atheismus. Und dazwischen gibt es nicht eine Entscheidung - meint Bakunin - auf ein Urteil hin, dazwischen gibt es nur eine Wahl. Man kann so und so wählen, wenn man moderner Mensch ist, weil im Grunde genommen nichts zwingt dazu, etwas anderes zu tun, als zu wählen.

Nun kann man ja schon sagen, daß die meisten Menschen heute überhaupt nicht wählen, sondern gedankenlos in diesem Dilemma, in diesem Kreise dahinvegetieren geistig, seelisch. [...]

Warum gestaltet sich die Antwort auf die Frage: Was ist eigentlich der Mensch? - für den gegenwärtigen Menschen zu einer so außerordentlich schwierigen?

Wenn man das menschliche Leben in seiner inneren Entwickelung ganz nimmt, so zerfällt es eigentlich in drei Teile. Der eine umfaßt dasjenige, was wir als unsere Begabungen, unsere Talente, unsere Fähigkeiten empfinden. Der zweite Teil umfaßt alles dasjenige, was wir im Verkehr mit unseren Mitmenschen, durch die Wechselwirkung unseres Bewußtseins mit dem Bewußtsein anderer Menschen entwickeln. Und das dritte Gebiet umfaßt unsere Erfahrung. Unsere Zeit verhält sich zu diesen drei Teilen der Menschennatur sehr, sehr einseitig, berücksichtigt eigentlich nur den mittleren Teil. Gewiß, es wird ja heute von gewissen Seiten her viel gejammert über das Verkennen begabter Menschen, aber es sind zumeist die begabten Menschen selber, die so jammern. Die hingebungsvolle Art, Begabungen zu pflegen, die kommt ja immer mehr und mehr ab. Ebenso kommt aber eigentlich die Schätzung der menschlichen Erfahrung ab. Der Mensch ist sich heute nicht mehr bewußt - ich habe das öfters ausgeführt -, daß man nicht bloß älter wird, sondern daß man im Älterwerden Erfahrung ansammelt, daß man im Älterwerden klüger, weiser wird. Dieses Gefühl für die menschliche Entwickelung, das kommt auch den Menschen immer mehr und mehr abhanden. Die Menschen wollen heute, nachdem sie ein gewisses Alter erreicht haben, alle gleich weise sein, über alles in gleicher Weise mitreden, und nach der Ansicht vieler soll sich in dieses Mitreden weder die Begabung hineinmischen, noch die durch das Leben errungene Erfahrung. Darauf beruht im Grunde genommen unsere ganze demokratische Weltanschauung, die immer dazu neigen wird, sich selbst ihr Grab zu schaufeln: daß der Mensch, nachdem er ein gewisses Alter erreicht hat, im Verein mit seinen Mitmenschen über Gott und über die Welt und über noch drei Dörfer, über alles mögliche Entscheidungen treffen kann.

Dasjenige aber, was der Mensch in Verein mit seinen Mitmenschen durch die Wechselwirkung von Bewußtsein zu Bewußtsein entwickelt, das gehört nur dem einen Gebiete des sozialen Lebens, dem Staatsleben an.

Der Staat ist allerdings der Götze geworden, gerade aus dem Grunde, weil man nur dasjenige gelten lassen will, was auf die eben angedeutete Weise unter den Menschen pulsiert. Die beiden anderen Gebiete will man nicht als selbständige soziale Organisationen gelten lassen, weil ja in der geistigen Organisation die besondere Pflege der individuellen Fähigkeiten da sein würde. Und in der wirtschaftlichen Organisation würde vor allen Dingen das wirklich ganz durch innere Kräfte zur Geltung kommen, was man die Erfahrung nennt. Im Lebenswirtschaften wird man eigentlich nur gescheiter, wobei ich natürlich unter Lebenswirtschaften nicht bloß Kühe melken und Kohl kochen verstehe, sondern das Lebenswirtschaften im weitesten Kreise. Zum Wirtschaften gehört auch Geistiges, insofern geistige Leistungen einen bestimmten Warenwert haben, und den müssen sie ja haben, sonst würde man von geistigen Leistungen niemals leben können. Sie haben natürlich auch auf anderem Gebiete einen Wert, aber sie haben Warenwert. Gerade aus diesem Wirtschaften, zu dem also das Erzeugen von geistigen Werten gehört, insofern diese Werte Warenwerte sind, ergibt sich die Erfahrung. Nun weiß man heute außer dem Gebiete der Geisteswissenschaft eigentlich gar nicht zu unterscheiden zwischen diesen drei Gebieten der menschlichen Natur. Unsere gewöhnlichen Begabungen, durch die wir entweder in dem einen oder in dem anderen geistigen Zweige begabt sind, oder durch die wir für das eine oder andere geschickt sind, denn auch körperliche Geschicklichkeiten gehören zu den individuellen Begabungen, alle diese Dinge gehören eigentlich, so wie der Mensch heute ist, nicht ganz der individuellen Menschennatur an. Im Grunde genommen, so paradox Ihnen das klingt, je genialer heute ein Mensch ist, desto weniger ist er eigentlich ein individueller Mensch. Denn unsere Begabungen, unsere individuellen Fähigkeiten, sie werden erzeugt durch eine Wechselwirkung des Kosmos vor unserer Geburt beziehungsweise vor unserer Empfängnis, mit den Kräften der Vererbung durch viele Generationen hindurch. Das habe ich einmal dargestellt, wie das ist. Unsere genialen Begabungen und überhaupt unsere individuellen, Fähigkeiten sind alle vom Kopf abhängig.

Worinnen auch die besondere Begabung eines Menschen bestehen mag, mag sie auch scheinbar zusammenhängen mit besonderen Muskelausbildungen, diese besonderen Begabungen haben doch im Kopfe ihren Ursprung, auch insoferne sich diese Begabungen in der Menschenstatur und dergleichen ausdrücken. Ob einer ein Riese ist, der Bäume zerbrechen kann, dickstämmige Bäume, oder ob einer ein kleiner Knirps ist, davon hängt doch seine individuelle Fähigkeit in vieler Beziehung ab. Das hat alles im Kopfe den Ursprung. Was am Menschen gewissermaßen eingeboren ist an individuellen Fähigkeiten, das hat alles aus dem Kopfe den Ursprung.

Was der Mensch im Verhältnis zum Menschen wirkt, das hat eben im Wechselverkehr, in dem Leben zwischen der Geburt und dem Tode den Ursprung, wie die Sprache, so alle sozialen Elemente in dem Menschenleben. Aber mit den Erfahrungen, die wir durchmachen, da betreten wir ein viel, viel schwierigeres Kapitel, als die meisten Menschen sich heute vorstellen, denn die Menschen heute werden sehr selten erfahrene Menschen, weil sie die Erfahrung nicht an sich herankommen lassen. Die meisten Menschen haben gegenwärtig sogar ein gewisses Geniertsein vor dem Erfahrenwerden. Wenn sie gestehen sollten, die Menschen, daß sie über etwas anders urteilen als vor zehn Jahren, sind sie beschämt, obwohl sie nicht beschämt sein sollten, daß sie seit zehn Jahren gescheiter geworden sind, aber sie sind doch beschämt. Die Anwendung des Lebens, um weiser zu werden, das ist kein Ideal des heutigen Menschen. Der Mensch verschleudert heute zum großen Teil sein Leben mit Bezug auf das Erfahrenerwerden. Aber in diesem Erfahrenerwerden drückt sich das Individuelle aus. Sie können ein Kapitalgenie sein: das, was Sie durch Ihr Kapitalgenie hervorbringen, dazu wird nur in sehr geringer Weise mitwirken, was Sie durchgemacht haben in Ihren früheren Inkarnationen. Diese früheren Inkarnationen sind meistens höchst unschuldig an dem eigentlichen Genie-Sein, denn das ist etwas, was bewirkt wird durch eine Wechselwirkung des Kosmos mit den Kräften der Vererbung durch Generationen hindurch. Die Genies, werden der Menschheit gegeben, werden wahrhaftig nicht vom Himmel fallengelassen, damit sie sich selbst befriedigen. Aber dasjenige, was wir uns erwerben, indem wir von Jahr zu Jahr gescheiter werden, bis in unsere alten Tage hinein, davor genieren sich ganz besonders heute die Leute.

Daß wir von Jahr zu Jahr gescheiter werden, daß wir die Erfahrungen des Lebens hinnehmen zum Weiserwerden, das hängt mit unseren Inkarnationen zusammen. [...]

Mit dem hängt aber zusammen, daß das heutige Leben nichts hergibt zu der Beantwortung der Frage: Was ist denn eigentlich der Mensch als Mensch? - Denn eigentlich kann nur aus der Lebenserfahrung heute die Antwort kommen auf die Frage: Was ist denn eigentlich der Mensch als Mensch? - Aber diese Lebenserfahrung darf nicht so gemacht werden, daß das Geistige dabei ausgeschlossen wird. Man muß im fortschreitenden individuellen Leben nach und nach das Gefühl bekommen können: Du lernst nicht nur von dem äußeren sinnlichen Verlauf der Dinge, sondern du lernst auch aus dem, was aus dem Untergrund der Dinge heraufkommt. Alle diese Dinge sind zu gleicher Zeit so, daß sie heute von einem gewissen höheren Gesichtspunkte aus die Frage fast unvermeidlich machen: Wie lösen wir das Geistesleben vom Staatsleben los? - Würde das Geistesleben mit dem Staatsleben fernerhin verbunden bleiben, so könnte sich dieses Geistesleben nicht so entwickeln, wie es die Menschen brauchen, um wirkliche Lebenserfahrungen zu werden. Der Staat würde das Geistesleben immer mehr verflachen müssen, weil der Staat nicht eingehen könnte auf jene Intimitäten des Geisteslebens, die dann zu den wirklichen Erfahrungen führen. Der Staat könnte sich nur auf ein solches Geistesleben einlassen, das ganz demokratisch wäre, denn dem Staate gehört die Demokratie zu. Das Geistesleben aber in seinen eigenen Tiefen kann nie ganz demokratisch wirken. Sie können nicht in die Tiefe des Geisteslebens und auch nicht in die Tiefe der Menschenerkenntnis hinuntersteigen, wenn Sie bei der Demokratie bleiben. Aber im Staate muß alles demokratisch sein. Im Staate soll nur dasjenige beurteilt werden, was jeder Mensch von jedem Menschen beurteilen kann. So kann aber niemals eine wirkliche Menschenerkenntnis zustande kommen. Die muß weggeschoben werden auf das Gebiet, welches ganz allein eben auf sich selbst gestellt ist, und als Geistesleben für sich verläuft. Die Menschen gehen heute aneinander vorbei und werden so lange aneinander vorbeigehen, bis sie sich im Geist erschauen.

Das war in älteren Zeiten aus dem Grunde nicht notwendig, weil in älteren Zeiten die Menschen nicht so komplizierte Wesen waren, wie sie heute sind. Die Komplikation in der Menschennatur tritt heute besonders dadurch ein, daß die Menschen eigentlich nur - wie ich es Ihnen von einem anderen Gesichtspunkte aus auseinandergesetzt habe -, das Menschengeschlecht als solches nur siebenundzwanzig Jahre alt wird, das heißt, von selbst sich nur entwickelt bis zum siebenundzwanzigsten Jahre.

Was dann noch kommt, das entwickelt sich nicht von selbst wie in alten Zeiten, für das muß die Entwickelung gesucht werden. Und so ist es heute so, daß der junge Mensch bis zu seinem siebenundzwanzigsten Jahre eine Entwickelung durchmacht, wo ihm die Elemente des Menschentums anfliegen. Er erwartet sie bis zu diesem siebenundzwanzigsten Jahr vom Leben. Jetzt kommt das siebenundzwanzigste Jahr, da gibt das Leben selber nichts mehr her. Er tut aber nichts dazu. Daher beginnt von da ab das Leben hohl und leer, öde zu werden, wenn der Mensch sich nicht aufschwingt, das geistige Leben, von dem ich gesagt habe, daß es wie eine Welle sich über die Menschheit ergieße, heute in sich aufzunehmen. [...]

Da haben Sie aus der Geisteswissenschaft heraus die Frage: Was ist eigentlich der Mensch? - Sie kommt aus der gegenwärtigen Menschennatur heraus. Ich frage Sie: Ist es nicht eine ernste Aufgabe für die Zukunft, daran zu denken, das Geistesleben, das uns befähigt, Lebenserfahrungen zu machen auch über den Geist, wirklich zu trennen von demjenigen, was niemals intime Lebenserfahrungen geben könnte, von dem demokratischen Staatsleben? Glauben Sie, daß jemals irgend etwas aufkommen könnte an der theologischen oder juristischen oder philosophischen oder medizinischen oder staatswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Fakultät - ich glaube, diese Fakultäten gibt es heute schon alle -, was zum Beispiel darauf aufmerksam machen könnte: In dieser gefährlichen Zeit nach dem siebenundzwanzigsten bis zum fünfunddreißigsten Jahre, da kann den Menschen innerlich Verödung ankommen, in einem extremen Fall so, daß die Seele sogar herausfahren kann, so daß der Mensch später eigentlich nur noch scheinbar lebt, indem er besessen ist von irgendeiner ahrimanischen Natur. Die Kompliziertheit des modernen Lebens fordert, daß das Geistesleben wirklich hineinmünden kann in das Geistige.

Die Fragen, die die wichtigsten sind, lassen sich heute nicht an der Oberfläche des Lebens anfassen. Und wie sollte die bloße staatliche Demokratie, die auf dem Gebiete des Staatslebens ganz berechtigt ist, es möglich machen, was nun kommen muß über die Menschheit, daß in der Zukunft Menschen auftreten, die immer notwendiger und notwendiger sein werden, die dasjenige, was sie über das Leben zu sagen haben, ganz und gar als geistige Botschaft aus der geistigen Welt bringen. Würde das nicht möglich sein, daß in die Zukunft der Menschheit hinein geistige Botschaft aus der geistigen Welt getragen werde, dann würde die Erdenentwickelung keineswegs ihr Ziel erreichen können. Aber die Möglichkeit des Auftretens eines solchen Geisteslebens hängt an der Freiheit des Geisteslebens, hängt daran, daß wirklich das Geistesleben emanzipiert vom Staate und auf sich selbst gestellt wird. Sonst wird sich immer wieder vollziehen, was einmal irgendwo, weit von hier, geschehen ist: An einer Hochschule, wo immer nur Menschen lehrten, die nichts Besonderes zu sagen hatten, machten sich in der demokratischen Versammlung Rufe laut, es sollten «Kapazitäten» berufen werden. Aber die Demokraten stießen mit ihren Stöcken auf den Erdboden: Wir wollen keine Kapazitäten, wir wollen mittlere Lüt! Mittlere Lüt!