Dreigliederung des Geisteslebens in Religion, Kunst und Wissenschaft

Quelle: GA 342, S. 204-205, 1. Ausgabe 1993, 16.06.1921, Stuttgart

Es ist nur zu hoffen, daß man zunächst noch die letzten Reste der geistigen Impulse sammeln kann, um diese Befreiung des Geisteslebens auf religiösem Gebiet, auf dem Gebiet der Kunst und auf dem wissenschaftlichen Gebiet zu versuchen. Das sind ja die drei Unterformen; jedes der drei Glieder hat ja wieder drei Untergebiete. Das geistige Gebiet hat als Untergebiete Religion, Wissenschaft und Kunst. Wenn es gelingt, auf diesen Gebieten die Befreiung des Geisteslebens zu erreichen, dann werden sich von selber, vielleicht eher als wir glauben, aus dem Vorbild des freien und befreiten Geisteslebens die Leute finden, die auch ein Verständnis haben für die Gleichheit im Staatsleben und für die Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben. Das nächste ist also, mit aller Kraft hinzuarbeiten auf die Verselbständigung des einen Gliedes. Vorläufig ist für Sie das eine wichtig: für die Befreiung des religiösen Gebietes zu arbeiten; das ist dasjenige, was Sie ja tun müssen. Man darf das Wort Dreigliederung nicht gebrauchen in der abstrakten, sondern muß es gebrauchen in der konkreten Form, indem man den größten Wert legt auf die Verselbständigung des einen Gebietes, das namentlich durch die Verlogenheit unter die Räder gebracht worden ist.