Dreigliederung durch auf ein Gebiet beschränkte Korporationen

Quelle: GA 338, S. 168-169, 4. Ausgabe 1986, 16.02.1921, Stuttgart

So hat man es also zunächst zu tun in den Assoziationen mit Leuten, die sich informieren über die Bedürfnisse innerhalb eines gewissen Territoriums, und die dann Verhandlungen einleiten, nicht Gesetze machen, über die notwendige Produktion.

Sie sehen also, man kann die Sache etwas anders charakterisieren, dann wird sie sich vielleicht sogar, ich möchte sagen, etwas profaner ausnehmen. Aber schließlich zur Illustration kann auch das gesagt werden: man wird zunächst in den Assoziationen objektivierte Agenturen, Agenten nötig haben, die sich eben nicht bloß dafür interessieren müssen, daß derjenige, für den sie Agent sind, möglichst viel verkauft, sondern welche sich fragen: Was für Bedürfnisse sind da? - und die dann sachverständig darin sind, wie man produzieren muß, damit diese Bedürfnisse befriedigt werden.

Dadurch hat man, ich möchte sagen, das eine Glied der Assoziationen.

Das zweite Glied ist dann genommen aus der Reihe derjenigen, welche den Verkehr zu versorgen haben, welche also, wenn irgendwo ein Produkt fabriziert wird, es zu verfrachten haben, respektive die Verhandlungen einzuleiten haben, daß es verfrachtet werde, um an den Ort zu kommen, wo man es braucht. So daß wir finden gewissermaßen Sachverständige des Konsums, Sachverständige des Handels und als drittes Sachverständige der Produktion. Die sind aber aus dem freien Geistesleben genommen, denn dieses umfaßt alles, was aus dem Geistigen heraus durch Fähigkeiten in das produktive Leben einfließt. Das erste, was ich genannt habe, die Sachkenntnis, die fließt durch Belehrung aus dem freien Geistesleben heraus.

Sehen Sie, in den Assoziationen des Wirtschaftslebens werden Vertreter aller drei Glieder des sozialen Organismus sein; nur werden die Assoziationen selber eben nur dem wirtschaftlichen Gliede angehören und nur mit wirtschaftlichen Angelegenheiten zu tun haben: mit Warenkonsum, Warenzirkulation und Warenproduktion und der daraus hervorgehenden Preisbestimmung. Darum handelt es sich beim dreigliedrigen sozialen Organismus, daß Korporationen da sind, die bloße Kompetenz haben innerhalb des einen betreffenden Gliedes. In den wirtschaftlichen Assoziationen wird über nichts als über Wirtschaftsfragen verhandelt; aber in den Assoziationen sitzen natürlich die Leute, die ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu den Verhandlungen aus dem freien Geistesleben und dem Rechtlich-Staatlichen heraus haben. Es handelt sich also gar nicht darum, daß man äußerlich schematisch nebeneinanderstellt die drei Glieder des sozialen Organismus, sondern daß Verwaltungen, Korporationen mit der Kompetenz in den einzelnen Dingen da sind. Das ist es, um was es sich handelt.

Im einzelnen geht Ihnen das klar aus den «Kernpunkten» hervor. Zunächst handelt es sich darum, daß immer appelliert wird in bezug auf das Kapital an das Geistesleben, indem man sagt: Derjenige, der Produktionsmittel zusammengebracht hat durch seine Fähigkeiten, bleibt solange dabei, wie diese Fähigkeiten vorhanden sind. Das zu bestimmen ist Angelegenheit des Geisteslebens. Dann schreibt es ihm noch so viel Urteil zu, daß er seinen Nachfolger bestimmen kann. Das gehört auch dem freien Geistesleben an.

Und wenn er das nicht selber kann oder will, so entscheidet die freie Korporation des freien Geisteslebens. Sie sehen, alles, was Funktion des abstrakten Kapitalismus ist, geht über in das Wirken des freien Geisteslebens innerhalb des Wirtschaftslebens.