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Verstaatlichung der Eisenbahn als Folge der Abdankung des Wirtschaftslebens
Quelle: GA 337b, S. 243-244, 1. Ausgabe 1999, 12.10.1920, Dornach
Was sich im Bund für Dreigliederung ausdrücken soll, das ist dasjenige, worauf es ankommt, und diese Dinge heute zu verstehen, ist unendlich wichtig und wichtiger, als alle Detailfragen auszubrüten. Denn, meine sehr verehrten Anwesenden, solche Fragen, die konkrete Fragen sein werden, die werden sich übermorgen in einer ganz anderen Weise noch ergeben, als wir uns träumen lassen, wenn wir morgen irgendeiner Einrichtung auf die Beine geholfen haben, die nun wirklich zur Emanzipation des Wirtschaftslebens vom Staatsleben etwas Reales beiträgt; dann erst entstehen nämlich die Aufgaben.
Wir haben gar nicht nötig, aus den heutigen Auffassungen heraus die Fragen zu stellen, zum Beispiel, wie die Personen aus der geistigen Organisation die Überleitung des Kapitals besorgen werden. Lassen sie nur einmal etwas geschehen sein zur Entstehung der Dreigliederung, lassen Sie nur einmal Tatkräftiges entstanden sein, dann werden Sie sehen, was für eine Bedeutung so etwas haben wird, wie das, was man heute als Frage stellen kann. Heute stellen Sie ja natürlich, wenn Sie den geistigen Organismus, das heißt die Summe der niederen und höheren Schulanstalten betrachten und in bezug auf einzelnes Fragen stellen, dann stellen Sie die Fragen in bezug auf eine staatskorrupte Einrichtung. Sie müssen erst warten, welche Fragen gestellt werden können, wenn die Emanzipation des Geisteslebens da ist. Da werden sich die Dinge ganz anders herausstellen als heute. Und so ist es auch im Wirtschaftsleben. Die Fragen, die da notwendig sind zu stellen, die ergeben sich erst. Daher ist es von keiner großen Fruchtbarkeit, heute irgendwie im allgemeinen zu reden von Assoziationen und so weiter, und es kommt nicht viel dabei heraus, wenn man sich eine Vorstellung machen will, wie eine Assoziation wirklich sich an die andere angliedern muß. Lassen Sie nur einmal diejenigen wirtschaftlichen Assoziationen entstehen, innerhalb welcher man dann ohne Staatshilfe, ich meine auch im Geistigen ohne Staatshilfe arbeiten muß, denn dann werden sich die richtigen Fragen ergeben, denn dann muß man auf sich selbst gestellt arbeiten, dann muß man wirtschaftlich denken, damit die Dinge überhaupt gehen können. Und das wird von allergrößter Bedeutung für den wirtschaftlichen Fortschritt sein.
Denken Sie nur, was herausgekommen wäre, wenn diese Dinge verstanden worden wären in einem wichtigen Momente des neuzeitlichen Wirtschaftslebens; in dem Zeitpunkte, wo das Verkehrswesen dadurch gewachsen ist, daß das Eisenbahnwesen immer mehr und mehr wuchs, da haben sich die modernen Menschen als wirtschaftsimpotent erklärt, haben das Eisenbahnwesen dem Staat übergeben. Wäre aus dem Wirtschaftskörper heraus das Eisenbahnwesen verwaltet worden - es wäre etwas anderes geworden, als es geworden ist unter den Interessen des Staates, indem es zum größten Teil unter seine Fiskalinteressen gekommen ist. Die wichtigsten Dinge für das Wirtschaftsleben sind versäumt worden; sie dürfen nicht weiter versäumt werden; die konkreten Fragen ergeben sich dann schon. Die Menschen haben verlernt, wirtschaftlich zu denken, weil sie ja geglaubt haben, wenn irgendwo was fehlt im Wirtschaftsleben, na, dann wählt man die entsprechenden Abgeordneten, die Abgeordnete bringen es dann im Parlament vor und die Minister machen ein Gesetz - Gesetze kann man immer machen, darum handelt es sich niemals; aber um Menschen handelt es sich. Die werden aber reklamieren, wenn ihnen die Sache nicht vom Staate - scheinbar natürlich nur - abgenommen wird.