Ferne zur Politik als Egoismus und Sektiererei

Quelle: GA 337b, S. 242-243, 1. Ausgabe 1999, 12.10.1920, Dornach

Vor allem können wir dasjenige, was der Bund für Dreigliederung des sozialen Organismus ist, von uns aus stärken. Ich meine natürlich mit «uns» jetzt unterschiedslos alle diejenigen, die hier sitzen, nicht etwa bloß die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft - unter denen sind ja solche, die heute noch immer sagen: Dem wirklichen Anthroposophen muß das politische Leben ferneliegen, der kann sich nur mit dem politische Leben befassen, wenn sein Beruf das notwendig macht. - Das kommt auch vor, solche Egoisten gibt es, und die nennen sich trotzdem Anthroposophen, die glauben, gerade ein besonders esoterisches Leben zu entwickeln, indem sie sektenmäßig sich zusammensetzen mit einer kleinen Anzahl von Menschen und ihre Seelenwollust befriedigen im Durchdringen mit allerlei Mystik. (Beifall) Meine sehr verehrten Anwesenden, das ist nichts anderes als die sektenmäßig organisierte Lieblosigkeit; das ist bloß Reden von Menschenliebe, während jenes gerade aus der Menschenliebe, das heißt aus dem innersten Prinzip anthroposophischen Wirkens hervorgegangen ist. Was sich im Bund für Dreigliederung ausdrücken soll, das ist dasjenige, worauf es ankommt, und diese Dinge heute zu verstehen, ist unendlich wichtig und wichtiger, als alle Detailfragen auszubrüten. Denn, meine sehr verehrten Anwesenden, solche Fragen, die konkrete Fragen sein werden, die werden sich übermorgen in einer ganz anderen Weise noch ergeben, als wir uns träumen lassen, wenn wir morgen irgendeiner Einrichtung auf die Beine geholfen haben, die nun wirklich zur Emanzipation des Wirtschaftslebens vom Staatsleben etwas Reales beiträgt; dann erst entstehen nämlich die Aufgaben.