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Soziale Rückwirkung auf physischen, Äther- und Astralleib
Quelle: GA 199, S. 213-223, 1. Ausgabe 1967, 04.09.1920, Dornach
Sehen wir auf dasjenige, was der Mensch, so wie er heute ist, gewissermaßen nach rückwärts, gegen die Natur hin ist, so finden wir, er ist mit seinem Ätherleib in der Tierwelt begründet, mit seinem astralischen Leib in der Pflanzenwelt, mit seinem Ich in der mineralischen Welt. Aber er wandelt diese seine bestehenden Glieder schon um, er wandelt seinen Ätherleib um, und dadurch entsteht um ihn herum im menschlichen Zusammenleben dasjenige, worinnen er wiederum mit seinem Ätherleib in der Außenwelt, im sozialen Organismus begründet ist: das Wirtschaftsleben. Er ist mit seinem Astralleib im Rechtsgebiet des sozialen Organismus, und er ist mit seinem Ich im Geistgebiet des sozialen Organismus begründet. Wir stehen also als Menschen auf der einen Seite zusammengegliedert mit den drei Naturreichen, stehen nach der andern Seite als Menschen hineingegliedert in das soziale Leben nach seinen drei verschiedenen Gliedern, dem Geistglied, dem Rechtsglied und dem Wirtschaftsglied.
Physischer Leib
Ätherleib: [tab] Tierwelt [tab] Wirtschaftsgebiet
Astralleib: [tab] Pflanzenwelt [tab] Rechtsgebiet
Ich: [tab] Mineralwelt [tab] Geistgebiet
Nun müssen wir uns auf einen Boden vollständig klarer Vorstellungsart stellen, um diese ganze Einsicht, die wir dadurch gewinnen, noch mehr zu vertiefen. Fassen wir das wohl auf, daß durch die Umwandlung, die wir vollziehen in den wiederholten Erdenleben, durch die Umwandlung des Ätherleibes, des Astralleibes, des Ich, das soziale Leben in seiner Gliederung bewirkt wird. Also wenn wir den Blick so wenden, dann finden wir gewissermaßen dasjenige, was der Mensch von sich aus durch seine Gliederung beiträgt, damit das soziale Leben entsteht. Aber nun wirkt das soziale Leben wiederum auf ihn zurück, auf den Menschen. Ich möchte sagen, wir haben bis jetzt die Willensseite des sozialen Lebens betrachtet, wir haben betrachtet, wie es entsteht, das soziale Leben, wie es herausfließt aus der Gliederung der Menschennatur. Aber es ist ja dann da, wenn es herausgeflossen ist! Also es fließt das Wirtschaftsgebiet aus dem ätherischen Leib oder aus der Umwandlung des ätherischen Leibes, es fließt das Rechtsgebiet aus dem Astralleib, es fließt das Geistgebiet aus der Umwandlung des Ich, aber indem es dann ausgeflossen ist, ist dieses Geistgebiet, ist dieses Rechtsgebiet, ist dieses Wirtschaftsgebiet, sind diese drei Glieder ja Realitäten, und dann wirken sie wiederum zurück auf den Menschen. Also der Mensch setzt sie erst aus sich heraus, und sie wirken wiederum auf ihn zurück.
Diese zweite Art des Zusammenwirkens des Menschen müssen wir auch beachten. Das ist so, daß wir sagen können, das ist mehr von der Wahrnehmungsseite aus. Das, was wir hier betrachtet haben, war mehr von der Willensseite aus, wie der Mensch die Dreigliederung bewirkt. Jetzt wollen wir mehr zu der Wahrnehmungsseite gehen, was für Eindrücke da entstehen, indem des Menschen Umgebung auf den Menschen wiederum zurückwirkt. Und da zeigt sich denn der Beobachtung, daß das Geistgebiet zurückwirkt auf den physischen Leib des Menschen (siehe nächstes Schema), allerdings nur in sehr spärlichem Grade, auf den physischen Leib im gegenwärtigen Erdenleben. Wir können zwar in einem gewissen Grade konstatieren, daß der Mensch, indem er sich mit einer Verwandtschaft zu seiner Umgebung entwickelt, von dieser Umgebung, insofern sie das Geistgebiet ist, etwas annimmt. Wächst der Mensch auf in einer gewissen Kunstatmosphäre, man kann es ihm, wenn man dafür eine Empfindung hat, ansehen an der Physiognomie, man kann es ihm, wenn er in einer philiströsen Atmosphäre aufwächst, an der Physiognomie ansehen. Aber das ist, möchte ich sagen, doch etwas, was eben nur eine ganz feine Lebensnuance ist. Im ganzen können wir sagen: Es ist nicht so, daß der physische Leib des Menschen in bezug auf seine Gestaltung in diesem Leben eine starke Beeinflussung durch die Umgebung des Geistgebietes zeigt. Um so stärker ist diese Beeinflussung für die nächsten Erdenleben. Das ist allerdings so, daß wir in den nächsten Erdenleben stark jene Physiognomie tragen werden, die herkommt aus der geistigen Umgebung in diesem Erdenleben. Und so, wie wir jetzt ausschauen, wie wir jetzt unsere Physiognomie haben, ist es im wesentlichen das Ergebnis des Einflusses des Geistgebietes, in dem wir waren im früheren Erdenleben. Man kann schon, wenn man dafür eine Empfindung hat, vom Gesichte eines Menschen ablesen, in welcher Umgebung er in früheren Erdenleben war, wenn das auch nur, ich möchte sagen, in einem gewissen allgemeinen Sinne möglich ist. Aus diesen Dingen gehen auch gewisse Diskrepanzen hervor, die uns zuweilen recht stark entgegentreten im menschlichen Leben.
Bedenken Sie einmal, nun, sagen wir, ein Mensch stamme in bezug auf sein voriges Erdenleben aus einer feingestimmten Familie und wächst jetzt auf in einer rohen Familie, dann trägt er jene feine Lebensnuance, von der ich vorhin gesprochen habe, wenn auch, ich möchte sagen, in unbeträchtlicher Weise, in seinem Gesichte. Vielleicht trägt er stark gerade dasjenige in seinem Gesichte, was er aus seinem früheren Erdenleben mitgebracht hat. Man begreift da oftmals nur aus diesem Zusammenhang, wie es kommt, daß ein roher Kerl eigentlich manchmal ein ganz feines Gesicht haben kann. Die Dinge im menschlichen Leben hängen eben durchaus in komplizierter Weise zusammen.
Nun werden Sie sagen: Ja, aber der Mensch nimmt doch für das nächste Erdenleben seinen physischen Leib nicht mit, er legt ihn ja ab. - Das ist in bezug auf die Materie der Fall, aber ich möchte das noch einmal wiederholen, was ich vor einiger Zeit gesagt habe. Das was Sie eigentlich sehen als den physischen Leib in seiner Form, das ist ja nicht der physische Organismus des Menschen, das ist eben die Form (siehe Zeichnung). Und in diese Form ist nur hineingegliedert die Materie. Sie ist aufgefaßt von der Form, und die Form ist etwas durchaus Geistiges, und diese Form meine ich, wenn ich jetzt von dem Einfluß des Geistgebietes auf den physischen Leib spreche. Das, was abgelegt wird, das sind ja nur die materiellen Teilchen, die eingegliedert sind. Die Form aber, die der Mensch hat, wird nicht abgelegt, sondern wirkt in das nächste Leben hinein - namentlich das, was der Mensch entwickelt durch die Behendigkeit und Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, seiner Hände und Arme, seiner Füße und Beine -, das kommt in der Kopfbildung des nächsten Lebens zum Vorschein.
Also der physische Organismus trägt durchaus seine Spuren in das nächste Erdenleben hinein, und er trägt sie hinein nach Maßgabe des ihn in diesem Erdenleben umgebenden Geistgebietes.
Dagegen wirkt das Rechtsgebiet zurück auf den ätherischen Leib (siehe nächstes Schema). Bei dem ist es allerdings so, daß er nach dem Tode, während der physische Leib, also dasjenige, was materiell am physischen Leib ist - nicht die Form - der Erde übergeben wird, dem Kosmos übergeben wird, sich darinnen auflöst; aber das, was in ihm als Kräfte wirkt, das trägt sich hinüber in das nächste Erdenleben, wirkt wenigstens hinüber. Aber es wirkt nicht nur auf das nächste Erdenleben hinüber; da wirkt es sogar, wie man empirisch aus der Geisteswissenschaft wissen kann, in sehr geringem Grade hinüber. Während die Gestalt des physischen Leibes stark in das nächste Erdenleben hinüberwirkt und damit alles das, was der physische Leib sich erobert hat aus dem Geistgebiet, das ihn umgibt, wirkt dasjenige, was im ätherischen Leib nun aus dem Rechtsgebiete kommt, vor allen Dingen auf den Kosmos. Und das ist eine sehr wichtige Entdeckung, welche die Initiationswissenschaft macht.
Wir leben in der Welt. Wir haben durch die Art und Weise, wie wir sozial in die Welt hineingestellt sind, eine gewisse Seelenverfassung. Wir stehen ja zu den Menschen, mit denen wir in Berührung kommen im Leben, nach Rechtsbegriffen oder Begriffen und Empfindungen, die ähnlich sind den Rechtsempfindungen. Das gibt unserer Seele eine gewisse Konfiguration. Grob gesprochen, stehe ich meinetwillen im Leben zu zehn Menschen in einem gewissen Verhältnisse, den einen Menschen liebe ich, den andern hasse ich, der dritte ist mir gleichgültig, von dem vierten bin ich abhängig, der fünfte ist von mir abhängig und so weiter. Also in der verschiedensten Weise sind meine Rechte und Pflichten gegen diese zehn Menschen konfiguriert. Das aber lädt sich als eine Seelenverfassung in mir ab, nicht nur in oberflächlicher Weise, sondern der Empfindungsgehalt meiner Seele hängt davon ab. Dieses vom Gesichtspunkte des Rechtsgebietes im sozialen Leben Darinnenstehen, das gibt meinem ätherischen Leib eine gewisse Konfiguration, die nun, wenn ich sterbe, sich überträgt auf den Kosmos. Was da in meinem ätherischen Leibe schwingt, das schwingt weiter, wenn der ätherische Leib von mir getrennt ist, im Kosmos, und das zieht da weiter seine Wellen.
Solche Dinge werden ja leider von dem, was man heute Wissenschaft nennt, gar nicht beachtet. Daher hat diese Wissenschaft kein Bewußtsein von den intimeren Zusammenhängen des Menschenlebens mit dem kosmischen Leben. Die Art und Weise, wie heute auf der Erde Wind und Wetter verlaufen, wie also der Rhythmus unseres äußeren Klimas sich vollzieht, ist im wesentlichen das Fortschwingen von Rhythmen, die durch das Rechtsleben im sozialen Organismus vergangener Zeiten veranlaßt worden sind. Der Mensch steht einmal mit der äußeren Wirklichkeit, auch der natürlichen Wirklichkeit, in einer gewissen Beziehung. Und es ist notwendig, einzusehen, daß dasjenige, was sich als Rechtsgebiet um uns herum entwickelt, nicht etwas bloß Abstraktes ist, was die Menschen begründen, was entsteht und wieder verschwindet, sondern das, was zunächst ideell ist, was zunächst im Rechtsgebiete lebt, es lebt in einer späteren Zeit des Erdendaseins in der Atmosphäre, in den Schwingungen, in der ganzen Konfiguration, in den Bewegungen der Atmosphäre.
Das richtig aufgefaßt, gibt dem Menschen eine Empfindung von seinem Zusammenhange mit dem ganzen Erdenleben. Es läßt ihm erst erscheinen, wie wichtig es ist, daß er dieses oder jenes Rechtsleben, ein gutes, ein schlechtes Rechtsleben entwickelt. Alles, was physisch ist, geht ursprünglich aus irgend etwas Geist-Geordnetem oder Geist-Ungeordnetem eigentlich hervor. Geisteswissenschaft muß eben darauf dringen, daß der Mensch einen vollen, lebendigen, bewußten Entwickelungszusammenhang mit dem Kosmos hat.
Wie ist es denn heute? Wir sind in unserer heutigen Zeit der Dekadenz dahin gekommen, daß wir mit abstrakten Begriffen die Natur umfassen, eine Naturwissenschaft begründen, die eigentlich nichts enthält von dem, was im Menschen lebt, die einen Inhalt gibt, der im Grunde nicht der Inhalt des menschlichen Lebens ist. Und das, was der Mensch im Inneren erlebt, steht in keiner Beziehung zu dem, was da draußen vorgeht. Das steht auf der einen Seite.
Und auf der andern Seite soll der Mensch, ich möchte sagen, ganz abgesondert von diesem Naturwissen, das er entwickelt, eine Art Gottesbewußtsein oder ein Bewußtsein von seinem Verhältnis zu dem Gotte entwickeln. Beide Dinge wollen miteinander gar nichts zu tun haben, können eigentlich miteinander nichts zu tun haben nach der Art, wie sie sich bis in die Gegenwart herein ausgebildet haben. Dagegen zeigt uns Geisteswissenschaft, wie im einzelnen ganz konkret der Mensch nicht nur zusammenhängt mit der ganzen Welt, sondern wie er selber mitarbeitet. Man denkt aus dem, was entsteht, wie er lebte in früheren Erdenleben. Wir begründeten in früheren Erdenleben Rechtssysteme. Jetzt leben wir wieder. Jetzt haben wir ein bestimmtes Wetter, Wind und dergleichen, Jahreszeiten mit dieser oder jener Konfiguration: Wir erleben jetzt außen in der Atmosphäre, was wir einstmals als Rechtsordnung begründet haben. Da wächst der Mensch in seinem Bewußtsein zusammen mit dem, was seine Umgebung ist. Da redet man nicht nur im allgemeinen abstrakt herum, daß der Mensch ein Gottesbewußtsein in seinem Inneren hat und daß er mit der Außenwelt eine Einheit bildet, sondern da lernt man im einzelnen erkennen, wie diese Einheit gestaltet ist, wie der Mensch zusammenfließt mit dem, was im ganzen Weltenall ist.
Bedenken Sie doch nur einmal, was würde man vom Menschen wissen, wenn man keine Ahnung davon hätte, daß es das Blut seines Kopfes ist, das durch seine Beine rinnt, wenn man also nicht den ganzen Kreislauf der Geschehnisse im Organismus, insofern er in der Haut beschlossen ist, anschauen würde? Aber in derselben Weise, wie man nicht darf, sagen wir, den Kopf für sich betrachten und den Zusammenhang mit dem übrigen Organismus nicht ins Auge fassen, in derselben Art darf man nicht den Menschen in einem Erdenleben für sich betrachten, sondern man muß den Kreislauf der Metamorphose betrachten. Was das eine Mal eine geistig-soziale Rechtsordnung ist, das wird das andere Mal, freilich in fern davon gelegenen Zeiten, eine Naturordnung, und man kann mit Hilfe von Geisteswissenschaft sehen, wie die geistig-ideelle Rechtsordnung des einen Mals zusammenhängt mit der natürlichen, atmosphärischen Ordnung des andern Mals.
Wenn diese Dinge sich so entwickeln, daß dadurch des Menschen Fühlen von seinem Darinnenstehen in der Welt vertieft wird, der Mensch sich mit der Welt als eine Einheit fühlt, dann wird tatsächlich jene notwendige, unerläßliche Versöhnung von Wissenschaft und Religion eintreten, die für den Aufbau unseres sozialen Lebens absolut notwendig ist.
Wie das Rechtsgebiet auf den Ätherleib wirkt, das Geistgebiet auf den physischen Leib wirkt, so wirkt das Wirtschaftsgebiet auf den astralischen Leib, und wir können sagen, gerade auf dieses Innerlichste der Menschennatur wirkt das Wirtschaftsgebiet! Sie müssen unterscheiden: entstehen tut das Wirtschaftsgebiet aus dem Ätherleib heraus, aber wenn es zurückwirkt auf den Menschen, dann wirkt es auf den astralischen Leib zurück. Die Rückwirkung ist eine andere als diejenige, die vom Menschen ausgeht. Man kann sich diese Dinge nicht schematisch bloß konstruieren, sondern man muß sie empirisch aus der Anschauung hervorholen. Und gerade dadurch, daß das Wirtschaftsgebiet auf den astralischen Leib wirkt, gerade dadurch wird jene Brüderlichkeit, welche ja im Wirtschaftsgebiet sein soll, durch die Pforte des Todes durchgetragen, denn der astralische Leib wird für eine Zeitlang vom Menschen mitgenommen. Und was da durch die Brüderlichkeit in des Menschen Seele begründet wird, das wird durch den Tod in die geistige Welt hineingetragen und wirkt als solches weiter. So daß dasjenige, was von andern Gesichtspunkten von mir schon erörtert worden ist, gerade durch diesen Gesichtspunkt wiederum zum Vorschein kommt.
Das Wirtschaftsgebiet, also die Art und Weise, wie sich der Mensch mit andern zusammen in Assoziationen die Grundlage für wirtschaftliche Urteile und wirtschaftliche Taten bildet, das wirkt auf den astralischen Leib des Menschen zurück, und das gestaltet den astralischen Leib des Menschen, und eigentlich trägt der Mensch diejenige Gestaltung des astralischen Leibes durch den Tod hindurch, die er aus der Brüderlichkeit des Wirtschaftslebens heraus sich erobert. Man darf nicht als Idealist oder gar als Mystiker das Wirtschaftsleben besonders gering achten, denn gerade im Wirtschaftsleben kann man die Brüderlichkeit entwickeln, wie wir oft ausgeführt haben. Und was da im scheinbar materiellen Leben als Geistiges hineingetragen ist, das erobert sich der Mensch gerade für sein höheres Reich. Was er im Geistgebiet begründet, das zieht er aus dem Mineralreich heraus, das ist etwas, was er im Grunde genommen in seinen Anlagen hat, die er sich durch die Geburt mitbringt. Was er aber ins wirtschaftliche Gebiet hineinträgt, das ist dasjenige, was so fest sich mit der Seele zusammenschließt, daß er es durch seinen Tod hindurchträgt.
Es ist schon so, daß wir sagen müssen: Ja, da glauben die Leute, Idealisten oder Mystiker zu sein und die Materie verachten zu müssen, aber man ist nicht dadurch Idealist, daß man die Materie verachtet, sondern man ist dadurch Idealist, daß man die Materie zu vergeistigen weiß. Und dem Wirtschaftsleben gegenüberzustehen in falscher Asketik, es verachten, gering achten, das ist nicht dasjenige, worauf es ankommt, sondern worauf es ankommt, ist, dieses Wirtschaftsleben so zu gestalten, daß der Geist ihm überall seinen Stempel aufdrückt, so daß gerade dieses Wirtschaftsgebiet des sozialen Organismus ein vom Menschen geprägtes durchgeistigtes Gebiet ist. Das ist auch das, worauf es für die Zukunft im wesentlichen ankommt. Und im kleinen, nicht wahr, macht sich das schon dadurch geltend - ich habe das schon einmal erwähnt -, daß die Menschen idealistisch zu sein glauben, geistig zu sein glauben, wenn sie dem Geiste, sagen wir, den Tribut des Materiellen versagen und meinen: Es ist nicht nötig, für das Geistige das oder jenes wirklich als Opfer darzubringen! Das Geistige ist ja eben das Geistige - sagen sie -, man muß es hoch schätzen, man muß es nicht dadurch in den Staub herunterziehen, daß man für das Geistige Geld etwa als Opfer hingibt! Darum ist man ein richtiger Idealist, wenn man sich sagt: Ja, ich verehre den Geist, aber ich halte meine Taschen zu und tue nichts für die Pflege des geistigen Lebens. - Man verachtet die Materie, man verachtet vor allen Dingen das Schlimmste der Materie, das Ahrimanischste der Materie, man macht so fest die Taschen zu, damit ja nichts heraus kann für die Pflege des Geisteslebens. Das sind Dinge, die doch auch ein wenig mit der Gesinnung zusammenhängen, die bei Idealisten und Mystikern so leicht aufkommt. Die Materie wird verachtet, statt daß sie durchgeistigt wird. Ja, die Materie verachten, woher kommt das? Weil die Idealisten und Mystiker heute oftmals die stärksten Materialisten sind, weil sie so gebändigt sind von der Materie, daß sie ihr gegenüber gar nicht anders aufkommen, als indem sie sich in eine Verachtung hineinträumen. Sie träumen sich ja nur in eine Verachtung hinein. Und so verachten sie die Materie, weil sie selbst gegen sie nicht aufkommen würden, weil sie so tief in ihr drinnenstecken.
Man muß sich schon klar darüber sein, wie in unserer Zeit gewisse Empfindungen, Gefühle existieren, die eigentlich Masken sind. Und mancher, der heute als Mystiker einherstolziert, ist eigentlich nur Materialist, wie ich ja aus andern Gesichtspunkten gerade in diesen Wochen auch zu erklären versuchte. Aber Sie sehen vor allen Dingen wiederum aus dem, was ich heute Ihnen nahezubringen versucht habe, wie durch Geisteswissenschaft das Zusammengehörigkeitsgefühl des Menschen mit der Welt erwachen kann und immer intensiver und intensiver werden kann. Das ist in der Gegenwart notwendig!
Eigentlich hat es der Mensch bis zu einem gewissen Punkte seiner Entwickelung gebracht, weil er nichts dazu zu tun brauchte. Wir sind in der Erdenentwickelung von dem Ursprunge des Erdendaseins selber ausgegangen. Da haben göttlich-geistige Wesen am Beginne der Erdenentwickelung für uns gesorgt, da haben sie schon eingegliedert der Erdenorganisation den Boden, das Klima und sogar schließlich das geistige Leben; denn Sie wissen, daß große Lehrer in Mysterien da waren, deren Lehrer selber wiederum die Götter waren. So daß also nicht Menschliches aufgespeichert worden ist, sondern Göttliches übernommen worden ist. Da war von den Göttern besorgt worden alles das, was für die Menschheit geordnet vorhanden gewesen ist. Das aber - ich habe es Ihnen aus den verschiedensten Zusammenhängen her gezeigt -, alles das ist im wesentlichen verflogen in unserer Zeit; und das Katastrophale in unserer Zeit hängt damit zusammen, daß der alte Götterinhalt verflogen ist, daß die Menschen aus sich heraus einen neuen Inhalt schaffen. Sie schaffen diesen neuen Inhalt dann nicht nur für das Menschenleben im Geistgebiet, im Rechtsgebiet, im Wirtschaftsgebiet, sondern sie schaffen es für dasjenige, was aus diesen Gebieten hinausgeht bis in das Naturleben. Und die Zukunft der Erde muß des Menschen eigene Gestaltung, muß des Menschen eigene Sorge sein.
Daher hat ein solcher Mensch wie Spengler in bezug auf die gegenwärtige Menschheitsanschauung ganz recht, wenn die Menschen nicht den Quell in sich anregen, der schöpferisch sein kann nicht nur für das Rechts- oder für das Wirtschafts- oder für das Geistesleben, sondern der schöpferisch sein muß aus diesen Gebieten heraus für das ganze Erdenleben, auch für das natürliche Erdenleben. Denn dann geht nicht nur die Zivilisation in die Barbarei über, wie Spengler heute schon wissenschaftlich beweist, sondern es geht die ganze Erde dem Untergang entgegen, erreicht ihr Ziel nicht. Möchten sich doch die Menschen durchdringen mit diesem Bewußtsein, daß dasjenige, was in der Zukunft der Erdenentwickelung geschieht, an der Menschheit selber hängt. Dann könnte aus dieser Empfindung der starke Impuls hervorgehen, der heute notwendig wäre, um die durchaus absteigende Erdenordnung wiederum überzuführen in eine aufsteigende Erdenordnung, um aufzurufen die schläfrigen Seelen, die nicht sehen wollen, was eigentlich vor sich geht, um umzuwandeln diese schläfrigen Seelen in wachende Seelen. Denn eine wachende Menschheit brauchen wir heute, und eine wachende Menschheit ist einzig und allein diejenige, die dasjenige übersieht, was um sie herum vorgeht, und die auch die Aufgaben kennt, die im Gange der Menschheitsentwickelung liegen und in bezug auf welche die Menschheit in der Gegenwart gerade in starke Prüfungen hineingestellt wird.