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Wirtschaftsleben nicht zentralistisch, sondern zum Teil nur mittelbar assoziiert
Quelle: BIB 000b, S. 078-079, 2. Ausgabe 1980, 25.05.1920
Geradeso wenig wie das Geistesleben verträgt die Wirtschaft die schematische Prinzipienreiterei des Staates. Das Wirtschaftsleben verträgt nur ein Arbeiten aus wirklichen Verhältnissen heraus, wie das Geistesleben ein Arbeiten aus den menschlichen Anlagen heraus verträgt. Das Geistesleben muß so arbeiten, wie es aus den Anlagen der Menschen eines Zeitalters heraus möglich ist; das Wirtschaftsleben muß so arbeiten, daß in ihm voll zur Entfaltung kommen kann Sachverständigkeit, Fachtüchtigkeit und Drinnenstehen in einem Zweige des Wirtschaftslebens so, daß die andern, die mit diesem Wirtschaftsleben zu tun haben, Vertrauen haben können zu dem, der in ihm drinnen steht. Das heißt, das Wirtschaftsleben ist nur möglich, wenn es aufgebaut wird auf assoziativem Wege, wenn es so aufgebaut wird, daß dasjenige, was im Wirtschaftsleben zusammengehört, sich zusammenschließt, daß sich Wirtschaftskreise - seien es Berufskreise, seien es Kreise, die einander gegenüberstehen wie Produktionskreise, Konsumtionskreise usw. - so zusammenschließen, daß sie assoziiert sind.
Selbstverständlich kann nicht jeder Kreis mit jedem Kreise assoziiert sein. Aber es ist auf mittelbare Weise ein Assoziieren durch das ganze Wirtschaftsleben möglich: dadurch, daß die einzelnen Wirtschaftskreise so ineinander assoziiert sind (es wird gezeichnet: größere und kleinere Kreise, die sich in verschiedener Weise überschneiden), dadurch steht derjenige, der in irgendeiner Assoziation drinnen ist, ihr anders gegenüber und kann aus den Verhältnissen, denen er gegenübersteht, durch Verträge oder Ähnliches das herausgewinnen, was notwendig ist, damit man Unterlagen hat für ein sachgemäßes Wirtschaften. Das Wirtschaftsleben können Sie nie organisieren. Sondern man kann es nur assoziieren. Man kann nicht von einer Zentralstätte aus - so wie es Lenin und Trotzki machen wollen - organisieren, wie die einzelnen Berufsstände arbeiten sollen usw., sondern man kann nur, indem man die Berufsstände hat, versuchen, sie in solche wirtschaftlichen Verbände zu bringen, daß der eine den andern trägt, daß der eine für seine Arbeit aus dem, was er vom andern erfährt, Vertrauen herausgewinnt.