Bei Kindern Diebstahl mit Willensübungen bestrafen

Quelle: GA 300a, S. 124, 4. Ausgabe 1975, 03.03.1920, Stuttgart

Es wird berichtet über einen Schüler, der einen Diebstahl verübt hat.

Dr. Steiner: Bei Kindern, die stehlen, ist es gut, sie erinnern zu lassen Szenen, die sie in früheren Jahren erlebt haben; sich Dinge vorstellen zu lassen, die sie Jahre zurück erlebt haben, also etwa bei Siebenjährigen Erlebnisse aus dem fünften Jahr, bei Zehnjährigen Erlebnisse aus dem siebenten Jahre erinnern zu lassen. Und es ist gut, sie daran zu gewöhnen, mit solchen Erlebnissen nach vierzehn Tagen zu wechseln. Dann bessert sich das schnell. Wenn man gar nichts macht, dann werden diese Übel größer und arten in Kleptomanie aus. Dann kann später etwas Kleptomanisches herauskommen.

Auf solche Sachen wirkt besonders das, was ihnen Festigkeit des Willens gibt, und solches Hereinrufen von Erinnerungen, daß man sie Wochen, Monate, Jahre zurückgehen läßt, bewirkt Festigung des Willens.

Bei Kleptomanie wirkt es auch gut, wenn das Kind zum Beispiel während einer Viertelstunde sitzen und die eigenen Füße, die Zehen mit der Hand halten muß, als Strafe. Das ist auch vom Gesichtspunkt der Willensstärkung ein Mittel gegen Kleptomanie. Es gibt nun aber auch Kinder, die sich schlecht erinnern können, die am folgenden Tage nicht mehr wissen, was sie am Tage vorher getrieben haben. Da muß man das Erinnerungsvermögen, das Gedächtnis stärken durch rückwärts vorstellen lassen.

Sie lassen doch diesen Spruch, den ich Ihnen einmal als etwas wie ein feines Gebet für die Kinder gegeben habe, immer noch sagen, nicht wahr? "Im Lernen erwirbt der Mensch sich Lebenskraft", "Ich will achtgeben auf mich im Denken und Handeln" oder ". . . und Sprechen".

Das Gedächtnis kann man kaum anders stärken, als daß man versucht, die Kinder sich etwas rückwärts vorstellen zu lassen: "Der Vater liest in dem Buch" umkehren lassen in "Buch dem in liest Vater der", so daß sie es zum bildlichen Vorstellen bringen. Oder Zahlen hin und her sprechen lassen: 4 6 7 3 umkehren lassen in 3 7 6 4. Oder die Härteskala hin und zurück.

Man braucht auch nicht davor zurückzuschrecken, wenn die Kinder kleine Gedichte gesagt haben, sie sie Wort für Wort zurück sprechen zu lassen. Auch bei den Sprechübungen ist es gut, sie auch rückwärts machen zu lassen. Das ist ein technisches Mittel, das man anwenden muß, wenn die Gedächtnisschwäche sich so stark zeigt.